Krieg – Wozu er gut ist
sein Plan, und seine Generale traten in einem Bürgerkrieg gegeneinander an. Bei alledem hielt die Befriedung des Mutterlands an; der Staat ließ sogar den größten Teil von Japans Burgen abtragen. 1615 waren in der Provinz Bizen, um nur ein Beispiel zu nennen, die zweihundert Festungen, die man bis 1500 gebaut hatte, bis auf eine einzige wieder verschwunden. Während des nächsten Vierteljahrtausends war Japan eines der gewaltfreisten Länder der Welt. Selbst Bücher mit Beschreibungen von Waffen waren verboten.
Bis 1500 n. Chr. hatten Migration und Assimilation für die Verbreitung des Ackerbaus und seiner Folgen – Caging und Leviathan – weit über seine ursprüngliche Heimat in den Glücklichen Breiten hinaus gesorgt. In einigen Gebieten jedoch kam noch eine dritte Kraft zum Tragen: eigenständige Erfindungen. Einige Teile der Welt außerhalb der Glücklichen Breiten hatten wenigstens einige potenziell domestizierbare Pflanzen und Tiere, und in diesen Gebieten fanden Wildbeuter schließlich ihren eigenen Weg zur Agrikultur. Da die nötigen Ressourcen knapp waren, brauchte die Domestizierung Tausende von Jahren länger als in den Glücklichen Breiten, aber im 1. Jahrtausend v. Chr. war sie nicht selten durchaus bereits in vollem Gang.
Afrika ist dafür ein glänzendes Beispiel. Sicher spielten Migration und Assimilation eine große Rolle dabei, den Ackerbau auf den Kontinent zu bringen. Afrikas erste Bauern waren Siedler von den Hilly Flanks, den Ausläufern des Taurusgebirges, die um 5500 v. Chr. Weizen, Gerste und Ziegen ins Niltal brachten (Abbildung 3.10). Als ägyptische Bauern in das Gebiet des heutigen Sudans vordrangen, ahmten nubische Wildbeuter sie nach und wandten sich aus eigenen Stücken dem Ackerbau zu. Als schließlich nach 2000 v. Chr. ägyptische Armeen südwärts drängten, entdeckten die Nubier den produktiven Krieg und bildeten ein eigenes Königreich. Im 7. Jahrhundert v. Chr. eroberte der Nubierkönig Taharqa von Napata sogar Ägypten.
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Abbildung 3.10Der gar nicht so dunkle Kontinent
In diesem Abschnitt erwähnte Gebiete in Afrika
Der produktive Krieg entwickelte sich auch an dieser Grenze nicht geradlinig. Immer wieder wurde er kontraproduktiv und führte zum Zusammenbruch, nur um dann in einer erneuten Wende zu einem noch stärkeren Leviathan zu führen. Um 300 v. Chr. war Napata im Niedergang begriffen; Meroe erlebte eine Blüte als die große neue Stadt. Um 50 n. Chr. war auchdie Blütezeit von Meroe vorüber, und die Herrscher der gar noch größeren Stadt Aksum errichteten dreißig Meter hohe Stelen und schickten ihre Heere über das Rote Meer bis in das Gebiet des heutigen Jemen.
Wäre genügend Zeit gewesen, Migration und Assimilation hätten womöglich sowohl diesen Caging-Prozess als auch den produktiven Krieg über die ganze afrikanische Ostküste verbreitet, aber der hausgemachte Caging-Prozess überholte sie. Spätestens 3000 v. Chr. hatten die Menschen im Sahel, dem staubigen Grasland, das sich zwischen dem Südrand der Sahara und dem Nordrand des westafrikanischen Regenwalds quer durch Afrika zieht, Sorgo, Yamwurzel und Ölpalme domestiziert. Was danach passierte, bleibt umstritten, aber die meisten Archäologen gehen davon aus, dass nach 1000 v. Chr. Bantu-sprechende Bauern aus West- und Zentralafrika in den Osten und Süden aufbrachen und neben Viehzucht und Ackerbau auch ihren Caging-Prozess und den Kampf mit eisernen Waffen mitnahmen (ob sie die Bearbeitung von Eisen von der Welt des Mittelmeers gelernt oder davon unabhängig selbst erfunden hatten, wird ebenfalls heiß debattiert).
Zu Cadfaels Zeit gebar der produktive Krieg von der Mündung des Kongo bis zu den Ufern des Sambesi einen Leviathan nach dem anderen und sorgte für lokale Revolutionen im Militärwesen. Für das 13. Jahrhundert konnten Archäologen zum Beispiel neue Arten der Kriegführung im Kongobecken feststellen, bei denen man mit größeren Kräften, stärkerer Führung und Kontrolle, großen Kriegskanus und neuen eisernen Stichspeeren für den Massennahkampf zu Werke ging.
Einmal mehr war der Weg hin zu größeren, sichereren Gesellschaften so steinig wie blutig. In Südostafrika zum Beispiel boomte die Bevölkerung. Im 12. Jahrhundert entstand dort ein Königreich namens Mapungubwe, das aber um 1250 bereits wieder gefallen war und durch die neue Stadt Groß-Simbabwe ersetzt wurde. Bis 1400 hatte Groß-Simbabwe die Shona-sprechenden Völker
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