Krieger der Schatten - Traumlos im Bann der Nacht (German Edition)
abholen? Ihre Brüder etwa? Die waren am frühen Abend schon alles andere als fahrtauglich.
Es mangelte ihr nicht an Vorstellungskraft, wie Isaac in die Wache stürmen würde und nach ihr verlangte. Dass er kommen würde, stand außer Frage, wenn er davon erfuhr, was sie getan hatte.
Aber das Bild, das sie bei den Cops hinterlassen würden, war wahrhaftig schaurig.
Sie wegen Trunkenheit am Steuer im Knast und ihr Bruder würde ihr Gesellschaft leisten, weil er sie betrunken abholen wollte.
Sie würde dieses Zeug unter keinen Umständen anrühren und dieses Spatzenhirn, das sie gerade mit einem abfälligen Blick ansah, konnte denken, was es wollte.
Sie musste nichts beweisen um dazuzugehören, denn es war weitaus intelligenter, Recht und Unrecht voneinander unterscheiden zu können, da konnte dieser Penner noch so lange spotten.
Sie würde anderen erst recht nichts beweisen, nur um gemocht zu werden. Entweder man tat es, oder man ging ihr zügig aus dem Weg, wovon sie Rayen nur noch überzeugen musste.
„Klar, aber wer weiß, was du da rein gemischt hast. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, weißt du doch.“ Wenn eine Steigerung seiner Verhöhnung noch möglich war, dann in diesem Augenblick, als er ihr in die Augen sah.
„Jaja, Haige, aber hier Cola, magst du doch?“
Und genau in diesem Augenblick, als er ihr einen weiteren Becher reichte, hätte sie nur zu gern seine dümmliche Boshaftigkeit aus ihm heraus geprügelt. Er hatte sie absichtlich bloßgestellt.
Fahr doch zur Hölle, du Flachwichser, dachte Jada.
„Wenn du dich dann verziehst, gib den Becher schon her.“ Er reichte ihr das Getränk und wandte sich mit einem Achselzucken ab.
„Ach, Rayen“, rief Jada ihm hinterher.
Erwartungsvoll schwang er herum und kam ein paar Schritte näher.
„Ja, Jada?“
Als Jada sprach, war ihre Stimme nur mehr ein sardonisches Flüstern.
„Rayen, Rayen …“, sie schüttelte den Kopf.
„Äh ... Äh ... Ja, Jada?“ Seine Wangen färbten sich rot und sein ganzes Getue war verflogen, als sie mit ihren langen Wimpern verschlagen blinzelte.
So leicht wollte sie es ihm nicht machen, es machte ihr Spaß ihn ein bisschen an der Nase herumzuführen und er hatte es auch verdient. Er war einfach nur ein Blödmann, der durch die Mitgliedschaft in einem Football Team Macht demonstrieren wollte, und wenn es durch unangenehmes Verhalten war.
„Merkst du es eigentlich noch?“ Jada verschluckte sich beinahe an ihrem Lachen.
Er wurde rot bis an den Haaransatz.
„Ähm ... Was meinst du?“
„Schätzchen, tu das nie wieder sonst ...“ Sie tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn und tat als würde sie überlegen. Jada grinste Rayen an. „Sonst, du kleiner Wurm, breche ich dir die Nase.“ Sie verzog angewidert das Gesicht und musterte ihn genauso spöttisch, wie er sie gemustert hatte.
Rayen riss den Kopf zurück, als hätte ihm eine unsichtbare Hand ins Gesicht geschlagen, drehte sich um und verschwand durch die Menge.
Jada war unfreiwillig der Mittelpunkt dieser immer noch hässlichen Küche geworden.
Jemand trat ganz dicht an sie heran und stellte sich vor.
Nijän.
Er war ihr vorher noch nie aufgefallen, weder in der Schule noch hier. Aber als sie einen Blick in Phoebes Richtung warf, konnte sie anhand des offenstehenden Mundes ihrer Mitschülerin sehen, dass sie ihn auch nicht kannte.
Aber ab dem Augenblick, als er ihr die Hand reichte, gab es nur noch sie und ihn.
Die Party war vergessen, als er sich zu ihr an die Küche lehnte und sein dunkler Blick sich in den ihren bohrte. Etwas nahezu Magisches und zugleich Kryptisches umgab ihn.
Nijän hatte sie so um den Finger gewickelt, dass sie arglos zustimmte, als er ihr anbot, sie später nach Hause zu fahren. Sie war in diesem Augenblick schon weit davon entfernt, noch geradeaus zu laufen, ganz zu schweigen davon, ein Auto auf der richtigen Spur zu halten. Ihre Zunge klebte bereits von dem berauschendem Gefühl des Alkohols an ihrem Gaumen, den sie, seit Nijän ihr ununterbrochen den Becher nachfüllte, in Mengen getrunken hatte.
Ihre Probleme waren in den Hintergrund gerückt, selbst der Schmerz in ihrem Herzen war betäubt. Sie war schwerelos, wenn sich nur nicht die Küche wie ein Karussell drehen würde und der Boden unter ihren Füßen schweren Seegang hätte, würde sie sagen, es war ein perfekter Abend mit der perfekten Ablenkung.
Jada brauchte keinen gehässigen Lajos, der sie behandelte wie eine ansteckende Krankheit und noch dazu
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