Krieger der Schatten - Traumlos im Bann der Nacht (German Edition)
nichts unternahm, als sie immer nur mit Füßen zu treten und sie von sich zu stoßen.
Jetzt dachte sie so darüber, aber sobald sie ihn wiedersehen würde, wären alle ihre Vorsätze vergebens und sie würde sich immer wieder erniedrigen, nur damit er endlich einsah, dass sie zusammengehörten.
Nijän bot ihr seinen Arm an und begleitete sie nach draußen, nachdem er ihr den Vorschlag gemacht hatte, dass es besser sei, frische Luft zu schnappen. Nur zu bereitwillig hatte sie zugestimmt und ließ sich von ihm mitziehen. Auf dem Weg durch den Garten fragte sie sich, wie lange es wohl her sei, dass sie Phoebe das letzte Mal gesehen hatte. Aber Jada verwarf den Gedanken noch, bevor sie ihn zu Ende gedacht hatte. Nijän stand neben ihr und wartete, bis sie sich auf die Schaukel gesetzt hatte. Als sie den Kopf hob und ihn ansah, glaubte sie, trotz seines jungen Aussehens in sehr alte, wissende Augen zu sehen.
Es war eine dunkle und sternenlose Nacht. Nijäns Haltung glich einem Raubtier, er fixierte sie wie Beute. Die Arme vor der Brust verschränkt, die Beine auseinander gestellt und regungslos wie eine Statue stand er vor ihr, nur seine Blicke verfolgten jede Bewegung, die sie machte. Trotz des vielen Alkohols, der ihren Verstand vernebelte, schlich sich Angst in ihr Unterbewusstsein.
Aber er schien ihre aufsteigende Furcht zu spüren und seine Gesichtszüge entspannten sich augenblicklich. Er räusperte sich, bevor er sprach: „Verzeih mir, ich war gerade in Gedanken, hast du etwas gesagt?“
„Nein, aber mir wird langsam kalt, und wenn du nichts dagegen hast, möchte ich doch hier bleiben und mich morgen von meinen Brüdern abholen lassen“, log sie.
„Okay, verstehe, aber Jada ...“ Er ging vor ihr auf die Knie und sah ihr tief in die Augen, als er weitersprach. „Du hast doch wohl keine Angst vor mir? Ich könnte dir nie etwas tun, außer du möchtest es.“ Bei den letzten Worten grinste er vielsagend und wackelte mit den Augenbrauen.
„Um ehrlich zu sein, ich denke, ein bisschen schon, ich kenne dich ja überhaupt nicht.“
„Das stimmt natürlich, aber ich würde mich sehr glücklich schätzen, dich nach Haus bringen zu dürfen.“ Seine Stimme lullte sie abermals ein.
„Mmh, okay. Wollen wir dann gleich los? Ich möchte mich nur kurz verabschieden und dann wäre ich so weit.“
„Gut ich warte am Auto auf dich. Der schwarze Geländewagen vor dem Sportwagen ist meiner.“
„Oh, dann stehst du sicher vor meinem Wagen. Oder besser gesagt: Er gehört meinem Bruder.“
„Okay, bis gleich.“
„Ja, bis gleich.“
Nach diesen Worten marschierte er durch den Garten und verschwand.
Jada wurde von starken Gleichgewichtsstörungen gepeinigt, als sie zum Haus zurück schwankte. Sie konnte nicht begreifen, was ihre Brüder daran so berauschend fanden, dass sie sich Unmengen von dem Zeug die Kehle hinunterstürzten.
Bevor sie nach Phoebe suchte, um ihr zu sagen, dass sie jetzt fuhr, wollte sie noch kurz auf die Toilette. Aber jeden, den sie auf dem Weg nach Nijän fragte, sagte ihr, ihn nicht zu kennen, und nachdem sie langsam wieder klarer im Kopf wurde, beschlich sie ein ungutes Gefühl.
Was wäre, wenn er zu den Feinden gehörte, die seit kurzer Zeit Bestandteil ihres Lebens waren?
Wem sollte sie trauen? Es blieben über den Daumen gepeilt nicht mehr viele übrig, angefangen bei ihrer eigenen Familie.
Vertrauen war seit Anbeginn der Zeit die subjektive Überzeugung der Wahrheit. Zum Vertrauen gehörte auch die Überzeugung der Möglichkeiten von Handlungen und der Fähigkeit, zu handeln. Das Gegenteil des Vertrauens war noch immer Misstrauen. Und das war seit dem Tag in ihr eingezogen, als sie einen Fuß auf amerikanischen Boden gesetzt hatte.
Ihre Entschlossenheit, nicht mit Nijän zu fahren, schwand, als sie eine gefühlte Ewigkeit brauchte, Phoebe zu finden, die sich mit männlicher Begleitung in ihrem Zimmer eingeschlossen hatte.
Schon mit der Türklinke in der Hand rief Phoebe von der Treppe aus, sie solle gut nach Hause kommen.
Eine wirklich tolle Freundin war Phoebe, die sich Gedanken darüber machte, wie sie am schnellsten ihre Bedürfnisse befriedigte, statt sich zu überlegen, wo ihre Freundin sicher aufgehoben war. Das war eindeutig nicht in Nijäns Wagen.
Sie erspähte ihn vor dem Haus. Die Fußknöchel übereinandergeschlagen, lehnte er an einem schwarzen Geländewagen und hob den Kopf in dem Augenblick, als sie das Haus verließ. Ihre Blicke trafen sich, der kalte, grausame
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