Krieger der Schatten - Traumlos im Bann der Nacht (German Edition)
Handys und wünschte sich, den Mut aufzubringen ihn anzurufen.
Sie trat an ihr Fenster und starrte in die Nacht hinaus.
Ihr Aussehen war gerade einmal durchschnittlich, aber nicht hübsch, was auch der Grund für ihre Angst war, er würde sie auch nicht anders sehen, als sie selbst es tat. Mit einem Meter siebzig war sie nicht gerade groß, aber sehr muskulös. Sie war nicht die typische Frau, die elegante Kleidung und High Heels trug oder sich Make-up ins Gesicht schmierte. Das Einzige, das sie regelmäßig im Gesicht trug, war eine Tagescreme aus Motorenöl, Staub und Blutergüssen sowie Blut, das aus ihrer Nase quoll, wenn sie beim Kampfsporttraining mal wieder ordentlich etwas einstecken musste.
Jelena beherrschte viele Kampfsportarten wie Arnis, Eskrima, Kendo. Sie war eine begnadete Kämpferin mit Stöcken, Schwertern, Speeren, Schildern und Messern.
Das machte sie zu einer gefährlichen und äußerst tödlichen Gegnerin. Ihre Brüder verloren gegen sie, aber das lag auch darin begründet, dass sie ihre Schwester war und sie ihr nicht weh tun wollten. Als Ausgleich bastelte sie mit Lajos, wenn er denn mal da war, an Motorrädern. Im Laufe der Jahre, in denen sie das schon taten, hatte sich eine ordentliche Anzahl angesammelt.
Jelena selber fuhr eine Ninja.
In diesem Augenblick wünschte sie sich, sie hätte nur einmal mehr Acht auf ihr Äußeres gegeben. Ihre roten Locken waren keine Locken mehr, sie waren nur noch ungebändigter Filz. Unter ihrem linken Auge prangte ein gelber Fleck vom letzten Schlag, den sie einstecken musste, weil mitten im Kampf das Bild von Isaac vor ihrem inneren Auge auftauchte und sie zu abgelenkt war. Der Schlag hatte so gesessen, dass sie zu Boden gegangen war.
Das Einzige, was man an ihr schön finden konnte, waren ihre leuchtend grünen Augen, die jedoch schwarz wurden, wenn sie wütend war. Deshalb trug sie immer eine Brille aus schwarzem Rauchglas. Diese war weicher als eine Schwimmbrille und erlaubte dem Gegner keine Sicht auf ihre Augen. Jeder Kampf mit eine Achillesferse, die so offensichtlich war wie ihre Augen, war schon verloren.
Wenn man dem Gegner gegenüberstand waren Emotionen, egal in welche Richtung sie gingen, fehl am Platz.
Und Augen, die sich vor Wut schwarz färbten, war eine eindeutige Emotion.
Jelena blickte an sich herunter, da sie gerade beschlossen hatte, nicht anzurufen, sondern zu ihm zu fahren.
Oh Mann, sie sah aus wie ein Penner, der unter einer Brücke hauste.
Sie trug eine Boyfriend Jeans, die aus mehr Löchern als Stoff bestand. Das schwarze Polo Shirt hatte auch schon bessere Zeiten erlebt und Schuhe oder Strümpfe waren Fehlanzeige.
Sie sah sich suchend im Zimmer um. Ihre Boots standen in der Ecke, sie waren als solche schon nicht mehr zu erkennen, aber sie liebte sie mit ihren Schnallen und Ketten. Sie schlüpfte hinein und überlegte kurz, wie sie zum Anwesen der Haiges fahren würde.
Mit dem Auto oder Motorrad.
Verflucht, drehte sie jetzt völlig durch? Vielleicht sollte sie sich ein Ballkleid anziehen und mit einer Limo vorfahren. Natürlich würde sie ihr Motorrad nehmen, weil sie niemals mit einem Auto fuhr. Sie schüttelte den Kopf über ihre eigene Dummheit und ging lautlos durch den Flur.
Sie hatte keinen Bock, jemandem über den Weg zu laufen, aber wie es der Teufel so wollte, traf sie auf ihre Mutter und Läzar, die sich im Flur angespannt unterhielten. Jelena bedachte sie mit einem Kopfnicken und verließ das Haus. Gerade als die Tür ins Schloss fiel, tauchte Läzar auch schon im Türrahmen auf.
„Jelena, wo willst du hin?“, fragte er.
Scheiße verdammte.
„Konnte keinen erreichen, fahre rüber, um nachzusehen, ob jemand da ist“, log sie.
„Okay, ich komme mit“, sagte Läzar und kam auf sie zu.
Ganz sicher nicht , dachte Jelena.„Nein, das tust du nicht“, damit war sie verschwunden.
Jelena hatte nicht vor, Läzar mitzunehmen, sie wollte Isaac sehen, und zwar allein.
Nicht mit ihrem Bruder im Schlepptau, einen Babysitter brauchte sie ganz sicher nicht.
Jelena stieg auf ihr Bike, die Maschine erwachte mit einem Dröhnen zum Leben und sie fuhr die dunkle, nur vom Mond beleuchtete Straße in Höllengeschwindigkeit entlang. Die Fußrasten der Maschine schliffen auf dem Asphalt, wenn sie sich in die Kurven legte. Adrenalin pumpte bei dieser Geschwindigkeit durch ihre Adern, Bäume verschwammen vor ihren Augen und die Straße wurde zu einem dunklen Tunnel. Trotz der Freiheit, die ihr nur die Geschwindigkeit
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