Krieger der Stille
über diesen Wortschwall, der aus seinem Munde kam, sehr überrascht. Normalerweise stieß er nichts als ein paar drohende Knurrlaute hervor, um die Charakterstärke und die Hartnäckigkeit seiner Kunden zu testen. Worauf dann die meisten entmutigt den Rückzug antraten und sich damit begnügten, drei Wochen ihres Lebens zu opfern und mit einer der regelmäßig zwischen den Zwei-Jahreszeiten und den anderen Planeten der Marken verkehrenden Raumfähren zu reisen.
»Perfekt. Dann möchte ich also ein … eine Deremat-Reise – so heißt sie doch, nicht wahr? – zum Planeten Roter-Punkt. Haben Sie eine solche Reise im Programm?«
»Zum Planeten Roter-Punkt?«, wiederholte Tixu.
Wieder umspielte den opalfarbenen Mund seiner Kundin ein leises Lächeln. Sie wirkte ruhig, fast abwesend. Die Kontrolle der Emotionen war ein wesentlicher Bestandteil im Bildungsprogramm der Syracuser. Mimik und Gesten durften niemals Gefühle verraten, vor allem nicht Fremden. Die vor Verblüffung weit aufgerissenen Augen Tixus offenbarten im Gegensatz dazu einen tiefen Einblick in die Wüste seiner Seele.
»Warum antworten Sie mir nicht? Ist eine solche Reise
nun möglich oder nicht möglich?«, fragte die schöne Syracuserin mit etwas Angst in der Stimme. Was Tixu nicht entging. Er sah ebenfalls, dass ihr Bein unter dem leichten Stoff ihres Capes leicht zitterte.
»Natürlich ist sie möglich. Wir ermöglichen unseren Kunden Reisen in alle registrierten Welten. Es ist nur so … Entschuldigen Sie, wenn ich mich in etwas einmische, das mich nichts angeht, aber was hat eine junge Frau wie Sie auf einem Planeten wie Roter-Punkt zu suchen? Sehen Sie, ich stehe heute zum ersten Mal einer Syracuserin aus den Marken gegenüber und …«
»Warum halten Sie mich für eine Syracuserin?«, unterbrach die junge Frau Tixu ungehalten.
»Bitte, seien Sie mir nicht böse«, entschuldigte sich Tixu mit einer hilflosen Geste. »Ich will Sie nicht ausspionieren. Aber ich bin in meinem Leben schon weit gereist und kenne die Syracuser. Das ist alles … Wissen Sie denn nicht, in welchem Ruf der Planet Roter-Punkt steht?«
»Ja, ich habe davon gehört. Wie alle. Aber das ändert nichts an meinem Entschluss.«
»Nun, das ist Ihre Sache. Haben Sie Verwandte dort? Jemanden, der Sie aufnimmt? In Anbetracht der dortigen Umstände wäre es besser, wenn Sie …«
»Was kostet die Reise?«, fragte die junge Frau mit schneidender Stimme. Sofort schlüpfte Tixu wieder in die Rolle des servilen Angestellten.
»Sie sind die Kundin, und der Kunde ist König. Ich wollte Ihnen nur einen Gefallen tun …«
Mit einem Finger fuhr er leicht über die Tasten des Leuchtpults. Doch es gelang ihm nicht, die herumwirbelnden Gedanken in seinem Kopf unter Kontrolle zu bringen, die mit einem Mal seine Mauer aus Gleichgültigkeit
und Desinteresse durchbrochen hatten. Er schämte sich zutiefst seines desolaten Aussehens. Er war nicht rasiert, seine Nägel hatten Trauerränder, seine Zähne waren gelb vom roten Tabak der Skoj-Welten und dem Mumbë. Und er schämte sich, weil sein Reisebüro so heruntergekommen war. Plötzlich wurde ihm in Gegenwart dieser anmutigen und herablassenden Syracuserin das ganze Ausmaß seines seelischen und körperlichen Verfalls bewusst.
Auf dem Bildschirm nahmen fluoreszierende Ziffern Gestalt an.
»Der Transfer zum Planeten Roter-Punkt kostet fünfzehntausend Standardeinheiten.«
»Fünfzehntausend? Das ist zu teuer.«
»Ich … ich glaube nicht, dass Sie diese Reise zu einem günstigeren Preis bekommen«, entgegnete Tixu. Er war irritiert, weil eine Syracuserin sich so weit erniedrigte, den Preis herunterhandeln zu wollen. »Das InTra hat die günstigsten Tarife des Universums … ich meine, des bekannten und unbekannten Universums. Im Übrigen gibt es keine andere De- und Rematerialisations-Reise von Zwei-Jahreszeiten aus …«
Die Syracuserin sah den Oranger plötzlich mit einer derartigen Intensität an, dass ihn ihr feuriger Blick beinahe zum Taumeln gebracht hätte.
»Leider bin ich momentan nicht im Besitz einer solchen Summe«, sagte sie langsam. Es klang, als würde sie jedes Wort wie einen Pfeil abschießen. »Aber es ist unumgänglich, dass ich mich auf diesen Planeten begebe. Es ist von existenzieller Bedeutung. Begreifen Sie das?«
»Ich verstehe … ich verstehe«, log Tixu. Unbeholfen versuchte er, sich von dem schrecklichen Druck zu befreien,
den seine Kundin auf ihn ausübte. »In dem Fall reisen Sie eben mit dem
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