Krieger der Stille
Sibrits Worte wieder ein: Ihr schwebt in Lebensgefahr, Monseigneur … Sie hatte recht. Jemand hatte ihm eine Falle gestellt …
In dem Moment wurde der Schwadron von einer Gestalt im blauen Kapuzenmantel geteilt. Pamynx betrat den engen Flur.
»Konnetabel!«, rief Ranti Ang. »Erklärt mir, was hier vor sich geht! Was haben diese Dämonen in den Gemächern meiner Gemahlin zu suchen?«
Pamynx antwortete nicht. Sein Gesicht war unter der Kapuze nicht zu sehen.
»Ich warte auf eine Erklärung!«, bellte Ranti Ang.
»Wir warten auf eine Person, die qualifizierter als ich ist, Eure Fragen zu beantworten, Monseigneur«, erwiderte Pamynx. »Und versucht nicht, durch irgendeine Geheimtür zu fliehen. Sie werden alle überwacht.« Seine Stimme hatte noch immer diesen metallischen unpersönlichen Klang.
Ranti Ang erbleichte und drehte sich zu seinen unbeweglich dastehenden Gedankenschützern um, als wollte er sie zu Zeugen machen.
»Konnetabel, seid Ihr Euch … Euch bewusst, dass Ihr den Herrscher Syracusas als Geisel nehmen wollt? Als Geisel! Befehlt augenblicklich diesen Männern, diesen Mördern – ich habe Euch bereits gesagt, dass ihre Anwesenheit auf diesem Planeten unerwünscht ist –, dass sie augenblicklich von hier verschwinden sollen! Diesen Affront werde ich nicht so schnell vergessen, dessen könnt Ihr gewiss sein.«
»Mäßigt Euren Zorn, Monseigneur«, sagte Pamynx. »Zorn zerstört die Kontrolle der Emotionen. Eure legitimen Fragen werden bald beantwortet …«
»Ich enthebe Euch Eures Amtes, Konnetabel!«, schäumte Ranti Ang. »Ihr seid abgesetzt! Meine Leibgarde weiß, wo ich mich befinde. Sie wird jeden Moment hier eintreffen. Glaubt mir, Konnetabel Pamynx, Ihr werdet lange genug im Feuer schmoren, um Euer Handeln bedauern zu können.«
In diesem Moment wichen die Pritiv-Söldner zur Seite und machten einer Gruppe von Neuankömmlingen Platz. Sie bestand aus in Marineblau gekleidete Polizisten und Kardinälen der Kirche des Kreuzes in purpurroten Colancors mit violetten Umhängen. Unter ihnen erkannte Ranti Ang den Kardinal Frajius Molanaliphül, ein Mann mit pausbäckigem rosigem Gesicht, verantwortlich für die Beziehungen zwischen Kirche und Staat. Er erkannte ebenfalls seinen Bruder, Menati Ang, den Oberbefehlshaber der interplanetarischen Polizei und der Streitkräfte.
Menati Ang löste sich aus der Gruppe und ging langsam auf seinen Bruder zu. »Wie ich sehe, befindet Ihr Euch in einem Zustand außergewöhnlicher Wut«, sagte er sarkastisch. »Was ist nur aus Eurer emotionalen Kontrolle geworden?«
»Ihr müsst zugeben, dass ich auch genug Grund dazu habe«, entgegnete Ranti Ang gekränkt, aber sichtlich gefasster. »Diese Leute hier wollen mir den Zugang zu meinen Gemächern verwehren.«
Die Anwesenheit seines ungeliebten Bruders verunsicherte den Seigneur, doch gleichzeitig war er darüber erleichtert. Ihm fiel auf, dass Menati unverhohlen Dame Sibrit anstarrte, die die Szene wie versteinert beobachtete.
»Nur eine Person ist für diese Situation verantwortlich zu machen«, fuhr Menati fort. »Und das bin ich, Seigneur … denn der Messacode, den Ihr heute früh erhalten habt, stammt von mir.«
Er hatte dieses Geständnis in scherzhaftem Ton verkündet, als handelte es sich um ein Spiel. Da begriff Ranti Ang, dass er verloren war. Unter größter Willensanstrengung gelang es ihm, sein Entsetzen und seine Furcht zurückzudrängen und ruhig zu bleiben.
»Nun, das wäre wohl geklärt. Da Ihr diese Leute habt kommen lassen, befehlt ihnen jetzt, sich wieder zu entfernen. Dann ist die Ordnung wiederhergestellt.«
Die Kardinäle, vor allem Frajius Molanaliphül, genossen den verbalen Wettstreit der beiden Brüder sichtlich. Sie freuten sich über die Demütigung des Seigneurs Ranti, weil der Herrscher sie oft provoziert und beleidigt hatte, in der sicheren Überzeugung, das ungestraft tun zu können. Die Stunde der Abrechnung war gekommen.
»Ihr habt mich nicht richtig verstanden, Monseigneur«, sagte Menati. »Wenn ich diesen Leuten befohlen habe zu verhindern, dass Ihr Euch aus diesen Gemächern entfernt, geschah es einzig und allein aus dem Grund, dass Ihr sie nicht lebend verlasst. Denn mit der Unterstützung unserer heiligen Kirche und unseres treuen Konnetabels übernehme
ich noch heute die mir rechtmäßig zustehende Regentschaft. Hiermit ist die Eure auf der Stelle beendet, mein Bruder!«
Gleich einer verwundeten Raubkatze holte Ranti Ang zu einem letzten verzweifelten
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