Krieger der Stille
lächerlich gemacht; Ihr habt Euch geweigert, Euren Körper mit dem meinen zu vereinen, und trotzdem hoffte ich bis zuletzt, Eure Liebe zu gewinnen … Doch nun scheint mir der Augenblick gekommen zu sein, wo wir uns endgültig trennen müssen, Monseigneur. Ehe wir uns wirklich kennengelernt haben. Denn zweifellos diente dieser Messacode nur dazu, Euch in meine Gemächer zu locken, damit Ihr hier schutzlos seid – und fern Eurer Leibgarde … Ihr schwebt in Todesgefahr!«
Durch die Ausführungen seiner Gemahlin höchst beunruhigt,
ließ Ranti Ang seinen Blick durch das Schlafgemach schweifen. Seine vier Gedankenschützer standen an der anderen Seite des Betts.
»Aber hier ist niemand außer wir beide und meine Gedankenschützer«, sagte er irritiert. »Und Eure Schlussfolgerungen aus den Geschehnissen treffen nicht zu. Wie sollten sie auch, schließlich seid Ihr nicht im Besitz gewisser Kenntnisse, die ich habe. Ein Beispiel: Das, was das gemeine Volk als Verrat bezeichnet, haben wir in den Rang einer Staatsraison erhoben! Euer Kleingeist spiegelt nichts anderes als den Hofklatsch wider. Ich bitte Euch inständig, Madame, bemüht Euch, Euch in Eurem Denken einmal über das Niveau einer Frau aus der Provinz zu erheben. Ihr steht auf der Schwelle eines neuen Zeitalters und werdet bald zur Kaiserin des bekannten Universums gekrönt. In die Geschichte werdet Ihr als die Gattin des ersten post-naflinischen Kaisers eingehen und die Stammmutter einer neuen Dynastie sein. Verdient eine derartige Perspektive nicht etwas Seelengröße?«
Dame Sibrit ging zu ihrem Gatten. Sie blieb erst vor ihm stehen, als die Falten ihres Capes seinen Nachtmantel berührten.
»Monseigneur, ich bin zutiefst betrübt, doch ich muss Euch sagen, dass Ihr niemals Kaiser sein werdet«, verkündete sie langsam mit einer Mischung aus Verachtung und Mitleid. »Seid Ihr wegen Eurer lächerlichen Leidenschaft für diesen jungen Osgoriten bereits derart blind geworden? Seht Ihr denn nicht, was sich um Euch zusammenbraut?«
»Schweigt!«, befahl Ranti Ang, außer sich vor Zorn. Er konnte sich nicht mehr kontrollieren und schlug seine Frau fest ins Gesicht. Dame Sibrits Wange rötete sich,
ihre Augen füllten sich mit Tränen, doch sie wich nicht zurück, versuchte nicht, sich zu verteidigen.
Es war das erste Mal, dass er sie berührt hatte.
»Halt den Mund, oder ich verstoße dich, du dreckiges kleines … Miststück! Hast du mich verstanden? Ich verstoße dich. Glaub ja nicht, dass du vor meinem Zorn geschützt bist, nur weil du Tochter des großen Alloïst de Ma-Jahi, einem Freund meines Vaters, bist. Ich schicke dich in deine Provinz zurück, auch wenn es Nächte dauern dürfte, den Muffi der Kirche des Kreuzes zu überzeugen, unsere Ehe zu annulieren. Und eigentlich dürfte das nicht sehr schwierig sein, denn sie wurde nie vollzogen. Und wenn das nicht reicht, inszeniere ich den größten Skandal in der Geschichte Syracusas …«
Mit bebenden Lippen zwang sich Dame Sibrit Ranti Ang in die Augen zu sehen. Ihre Wange brannte, und sie gestand sich ein, dass ihr diese Brutalität gefallen hatte. So wie sie früher den bitterstrengen Geruch der wilden Schigalins geliebt hatte …
»Verzeiht mir, Madame«, stammelte Ranti Ang verwirrt. »Aber Ihr habt mich die Beherrschung verlieren lassen. Und ich habe Euch lange genug angehört. Jetzt werde ich die Geschichte dieses Messacodes klären … Doch nehmt Euch in Acht, solltet Ihr gelogen haben. Seid mir gegrüßt!«
Mit drei wütenden Schritten war er bei seinen Gedankenhütern und verschwand im Flur, der zum Vorzimmer führte. Als er die Tür öffnete, um die Gemächer seiner Gemahlin zu verlassen, tauchte eine Schwadron Pritiv-Söldner auf und verwehrte ihm den Weg. Ranti Ang trat verblüfft einen Schritt zurück und stieß gegen seine Gedankenschützer.
»Wer hat … wer hat Ihnen erlaubt, hier einzutreten? Machen Sie sofort den Weg frei!«
Außer sich vor Zorn versuchte der Seigneur von Syracusa, sich gewaltsam Durchlass zu verschaffen, doch die Söldner hinderten ihn daran.
Dame Sibrit hatte das Geschehen von ihrem Schlafgemach aus beobachtet. Sie wusste nur zu gut, was nun kommen würde. Unentschlossen warf Ranti Ang einen Blick über die Schulter. Es gab sicher andere Ausgänge aus den Gemächern der Gemahlin, doch da er nie einen Fuß dorthin setzte, kannte er sie nicht. Leichte Panik ergriff ihn. Er wusste, dass die Pritiv-Söldner nur Befehle ausführten. Und ihm fielen Dame
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