Krieger der Stille
Besuch eines Inspobots zur Folge hätten.
»Sie wohnen in der Pension Jurumba, in der Straße der Pioniere … Ihr Vorgänger, der Platonier Admar Coewa, hat gegen die Gesetze der Airain-Charta verstoßen und versucht nun zu fliehen. Aber der Inspobot kennt seine Koordinaten. Also wird er ihn uns bald übergeben … Und Sie dürfen niemals eine unserer obersten Geschäftsprinzipien vergessen: Nichts ersetzt zwischenmenschliche Kontakte!«, fügt die Stimme mit leicht ironischem Unterton hinzu.
Nach und nach lernt Tixu den heruntergekommenen Ort, in den die InTra ihn geschickt hat, besser kennen. Auch die einzige Bar des Ortes, diese finstere Kaschemme mit ihren abgehalfterten Prostituierten, Optalium-Suchern, Fieberkranken, Alkoholikern, hirnrissigen Missionaren
der Kirche des Kreuzes, den dicken einheimischen Sadumbas … Und vor allem leidet er unter der Feuchtigkeit, die alles langsam auffrisst und einem an die Substanz geht … Nie hörte es auf zu regnen … Der Regen wird zu einer allgegenwärtigen, bedrückenden Begleiterin …
Während der ersten Wochen zeichnet sich Tixu durch beispielhaften Fleiß und Eifer aus. Er benachrichtigt die Direktion und teilt ihr mit, da es praktisch keine Kunden gebe, sei es nicht nötig, für drei Transfers im Monat eine Dependance mit einem Angestellten zu unterhalten … Man antwortet ihm, dass sein Vorschlag Beachtung gefunden habe, aber die Statistiker erst nach einer sorgfältigen Analyse im Hinblick auf die Rentabilität der Reiseagentur auf Zwei-Jahreszeiten zu einer diesbezüglichen Entscheidung kommen würden.
Doch die Zeit vergeht, und nichts geschieht … Also wird Tixu von Tag zu Tag träger und träger. Die Agentur interessiert ihn nicht mehr, er fängt an, in die Bar mit den Optalium-Suchern zu gehen und zu trinken. Der wärmende Mumbë wird seine wahre Geliebte, und seine flüchtigen Kontakte mit den abgetakelten Huren gehorchen allein dem Gesetz physischer Notwendigkeit.
Allein das plötzliche Erscheinen Aphykits – ein Wunder! – konnte ihn aus diesem Sumpf ziehen. Und eins ist ihm dabei klar geworden: Es war dieser herbe Kontrast zwischen der strahlenden Schönheit der Syracuserin und der hässlichen Trostlosigkeit seines eigenen Lebens, der diese Wende bewirkt hat …
»Hallo, mein Freund! So in Gedanken verloren?«, dröhnte die Stimme des Hirten in Tixus Ohren.
Er schrak zusammmen. Sofort zog sich das Antra zurück.
Doch dieser Ausflug in die Vergangenheit hatte ihm eine Last von der Seele genommen, ihn auf seltsame Weise leichter gemacht.
Also antwortete er fröhlich: »Ich habe nachgedacht.«
»Verdammt noch mal! Wenn Sie nachdenken, lassen Sie sich aber Zeit«, sagte Stanislav Nolustrist. »Seit sechs Stunden sitzen Sie nun schon da, wie erstarrt. Vorhin habe ich eine Schüssel fallen lassen, das hat einen fürchterlichen Lärm gemacht. Aber Sie haben nicht einmal mit der Wimper gezuckt.«
Tixu wunderte sich: Seine Reise in Raum und Zeit war ihm nicht länger als zehn Minuten vorgekommen.
»Kommen Sie. Wir essen«, schlug der Hirte vor. »Und wenn Sie wollen, lese ich Ihnen danach ein paar Gedichte von mir vor … Manchmal fallen mir abends welche ein, wenn meine Bovinen schlafen und der zweite Stern des Tages, Feuerpferd, in das Reich des Schattens wandert. Jetzt ist es zu spät geworden, um in Duptinat weitere Nachforschungen anzustellen. Also bleibt Ihnen nichts anderes übrig, mein Freund, als diese Stunden zu genießen, wo sich das Leben von seiner angenehmen Seite zeigt.«
Nach dem Essen, das auch dieses Mal aus einem würzigen Käse und dem köstlichen Schwarzbrot, aber zusätzlich einer Suppe aus grünen Bohnen bestand, griff Stanislav nach einer Bergviolane und drehte an der Kurbel, die den Blasebalg aktivierte. Er erklärte seinem Gast, dass dem in altem Marquisatinisch geschriebenen Gedicht in der Übersetzung die Leichtigkeit und Poesie des Originaltextes fehle und er es deshalb in seiner ursprünglichen Fassung singen werde.
»Doch die Bedeutung dieser Verse wird Ihnen nicht entgehen, wenn Sie mit dem Herzen hören …«
Der helle nostalgische Klang der Violane war in harmonischem Einklang mit der dunklen Stimme des Hirten. Tixu genoss entspannt den gekonnten Vortrag seines Gastgebers. Und dessen Gesicht schien vor Glück zu strahlen.
Am nächsten Tag durchstreifte Tixu die Straßen der Hauptstadt auf der Suche nach einem Deremat, der ihn so schnell wie möglich auf den Planeten Selp Dik transportieren
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