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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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glaubt Ihr, eine Chance zu haben, sie heilen zu können? Ich meine, eine echte Chance?«, sagte Filp und merkte sofort, das dies keine Frage, sondern eher ein Flehen war, das seine Gefühle verriet.
    »Wenn Gott es will …«, antwortete Nobeer O’An ausweichend, denn ihm war der Gemütszustand des Kriegers nicht verborgen geblieben. »Ein Sprichwort meiner Heimat besagt, dass es keine Probleme gebe, sondern nur Lösungen … Ich möchte in diesem Fall hinzufügen: Es gibt eine kleine Chance. Jedenfalls hat meine Patientin während der Gespräche mit den Weisen und dem ehrenwerten Plays Hurtig normal gewirkt … Im Augenblick bin ich in der Lage, die Wirkung des Virus’ zu verlangsamen, aber ich arbeite noch immer daran, den Feind in ihrem Körper definitiv zu neutralisieren. Kommt, begleitet mich. Es ist Zeit für die morgendliche Visite.«

    Und Nobeer O’An erhob sich vor seinen vor Erstaunen wie erstarrt dastehenden Assistenten und lenkte seine Schritte zu der Steintreppe, die in die im Untergeschoss liegenden Räume der Krankenstation führte. Doch ehe er den Fuß auf die erste Stufe setzte, rief er mit flammendem Blick und derart dröhnender Stimme, dass die Retortengläser klirrten: »An die Arbeit, ihr faule Bande! Habe ich euch etwa gesagt, ihr sollt damit aufhören?«
     
    Aphykits Krankenzimmer war in ein rosiges Licht getaucht, das durch die drei sechseckigen Deckenfenster in den Raum fiel. Sogar die Wände waren mit alten Wassertapeten bedeckt, die eine etwas fröhlichere Atmosphäre schafften und sich von der üblichen kargen Strenge der Räume abhoben.
    Sie schlief, das blasse Gesicht von einem Kranz goldenen Haars umgeben. Ihr Hängebett – für Filp der Inbegriff des Komforts, seit er auf einem Strohlager in seiner Zelle schlief – schwebte einen Meter über dem Boden. Sie lag unter einer grünen Decke, und die Krankheit hatte ihre Schönheit absurderweise noch unterstrichen. Sie wirkte so ätherisch, dass Filp glaubte, ein Lufthauch könnte sie für immer zum Erlöschen bringen.
    »Ich habe das Bett in dieser Höhe anbringen lassen, auf einen Meter und zwei Zentimeter Standard, weil diese Höhe sich am besten mit den Sternen und den Gezeiten verträgt«, flüsterte Norbeer O’An, dessen Gesicht neben dem Aphykits geradezu monströs wirkte.
    Bei jedem Besuch des Kriegers am Krankenbett der Syracuserin betonte der Heiler, wie wichtig die Höhe des Bettes sei. Und jedes Mal variierte sie um einige Zentimeter, je nach dem Stand der Tide und dem der Sterne.

    »Wird sie noch lange schlafen?«, fragte Filp drängend, denn schon der Gedanke, Aphykit drei Tage nicht sehen zu können, schien ihm kaum erträglich.
    »Das weiß ich nicht«, gestand Nobeer O’An. »Ihre Schlaf-und Wachperioden sind schwerwiegend gestört. Dieses Virus ist entsetzlich! Glücklicherweise verbreitet es sich nicht durch Tröpfcheninfektion über die Atemwege. Stellt Euch nur einmal vor, was für verheerende Folgen eine solche Epidemie hätte.«
    Aphykit öffnete langsam die Augen. Ihre wie Edelsteine schillernden Augen betrachteten erst den Heiler, dann Filp. Sie lächelte schwach.
    »Der Krieger Asmussa ist gekommen, Euch einen Besuch abzustatten, Mademoiselle«, sagte Nobeer O’An leise.
    Filps Herz schlug schneller. Er trat auf das Bett zu und beugte sich über die junge Frau. »Ich werde Euch die nächsten drei Tage nicht besuchen können, weil ich mich in der Abgeschiedenheit meiner Zelle auf den Ritterstand vorbereiten muss … Ich möchte nicht, dass … Ihr dürft nicht glauben, dass ich mich nicht mehr für Euer Wohlergehen interessiere … Versteht Ihr mich?«
    Aphykit senkte die Lider zum Zeichen, dass sie verstanden habe. Offensichtlich kostete es sie große Anstrengung, bei klarem Bewusstsein zu bleiben. Sie öffnete den Mund und wollte sprechen, aber sie war zu schwach. Sie fing an, flach und keuchend zu atmen, und Schweißtropfen perlten von ihrer Stirn.
    »Das sind Anzeichen einer neuen Krise«, sagte Nobeer O’An. »Ihr müsst jetzt gehen. Ich möchte ein neues Medikament ausprobieren, doch es könnte zu heftigen und unkontrollierbaren Reaktionen führen …«
    Filps schwarzen Augen brannten vor Trauer und Sehnsucht.
Aber der Medicus beobachtete die Emotionen des Kriegers mit der Gelassenheit eines alten Weisen, der solche amourösen Anwandlungen nur als Störungen des Xui ansah, als Reminiszenzen einer fernen Vergangenheit. Er hatte sich für den Zölibat und die Enthaltsamkeit entschieden, weil

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