Krieger der Stille
seine Familie denken: Wie stolz sie auf ihn gewesen wären … Sein Vater, Dons, seine Mutter, Dame Moniaj … seine kleine Schwester Isabalj …
»Ihr werdet Euch also die drei Tage, die uns noch vom Gründungstag unseres Ordens trennen, durch Fasten, Enthaltsamkeit und der Suche nach dem Xui auf Eure Ritterweihe vorbereiten. Euer Beichtvater, der Ritter Choud Al Bah, wird Euch diesbezüglich instruieren und während Eurer Exerzitien unterstützen«, sagte Plays Hurtig.
»Geht jetzt, Ritter!«, befahl der erste Weise. »Der Vorsteher der Garde, Godegezil Szabbo, wird Euch in Eure Zelle zurückbringen.«
Filp rührte sich nicht. Er wollte etwas sagen, brachte aber kein Wort heraus.
»Quält Euch etwas?«, fragte Plays Hurtig.
»Ich … verzeiht meine Anmaßung … Ich möchte eine Bitte vortragen …«, stammelte Filp.
»Nun, dann sprecht!«, sagte der erste Weise.
»Ich hätte gern eine Audienz bei dem Mahdi Seqoram.«
»Euer Wunsch ist nur zu verständlich«, sagte der Weise mit der zitternden Stimme und entblößte seine gelbe Zähne, als er wohlwollend lächelte. »Nicht eine Minute in unserem Leben verstreicht, ohne dass wir ihm ebenfalls unsere Liebe, Dankbarkeit und Ehrerbietung bezeugen wollen. Also ist dies eine nachvollziehbare Bitte … Aber wir ehren den Mahdi nicht auf die ihm geschuldete Weise, wenn wir ihn stören. Und die aktuelle schwierige Lage verlangt seinen ganzen Einsatz, erfordert seine gesamte Zeit. Der drohende Krieg verbietet momentan jeden persönlichen Kontakt. Ihr habt selbst erfahren, mit welcher Effizienz die Feinde der Konföderation operieren. Glaubt Ihr das Recht zu haben, den Mahdi abzulenken, während die
Ang von Syracusa, diese Verschwörer, dabei sind, einen der ihren zum Kaiser zu krönen? Sie haben die Gesetze der Konföderation gebrochen, eben jene Gesetze, die der Mahdi Naflin, der Gründer des Ordens, einst erließ …«
»Ihr müsst wissen, dass unsere Agenten uns informiert haben, dass wir mit einem unmittelbaren Angriff der Verbündeten der Syracuser zu rechnen haben!«, sagte der zweite Weise.
»Uns angreifen, auf Selp Dik!«, schimpfte der erste Weise. »Sie müssen sich sehr sicher fühlen, wenn sie es wagen, uns auf unserem Territorium anzugreifen!«
»Also bereitet Euch während dieser drei Tage so gut vor wie Ihr könnt«, riet Plays Hurtig. »Auf diese Weise könnt Ihr am besten Eurem Meister dienen und ihn ehren. Wer zur Tat schreitet, beweist ihm seine Ergebenheit am besten …«
»Ich verstehe«, murmelte Filp.
Seine Enttäuschung wurde durch das Versprechen, in den Ritterstand erhoben zu werden, beträchtlich gemildert.
»Das macht uns froh. Und jetzt, geht!«
»Dürfte ich vorher noch der Tochter Sri Alexus einen Besuch abstatten und mich nach ihrem Befinden erkundigen?«
»Bisher habt Ihr es nicht für nötig gehalten, unsere Erlaubnis dafür einzuholen«, rügte Plays Hurtig Filp. »Denn die Nachsicht des Ritters, der das Amt des Medicus’ innehat, half Euch, die Regeln zu umgehen. Doch da Nobeer O’An uns versichert hat, dass Eure Besuche der Gesundheit der jungen Frau förderlich sind, haben wir die Augen davor verschlossen … Wir verschließen sie heute noch einmal davor.«
Ein paar Minuten später betrat Filp Asmussa in Begleitung Godegezil Szabbos das düstere Refugium Nobeer O’Ans. Der Anführer der Garde wartete im Vestibül. Filp ging in das Sprechzimmer des Heilers, wo einer seiner Assistenten ihn mürrisch begrüßte. Der Raum war vollgestopft mit Luftgläsern und -schachteln, in denen sich allerlei Flüssigkeiten, getrocknete Kräuter oder Wurzeln befanden. Das alles stand auf Regalen, und es herrschte ein strenger, bitterer Geruch.
Filp kannte diesen Raum nicht, und weil er nie krank war, hatte er vor seiner Rückkehr von Roter-Punkt kaum etwas mit dem brummigen Norbeer O’An zu tun gehabt, dessen schwieriger Charakter Anlass zu vielen Späßen innerhalb der Klostermauern war.
Der rothaarige, mit einem blauen Kittel bekleidete Assistent starrte Filp mit kleinen, kurzsichtigen Maulwurfsaugen an. »Schon wieder Ihr!«, stöhnte er. »Was wollt Ihr?«
»Das wisst Ihr sehr gut«, antwortete Filp und reagierte gelassen auf die gewohnte Unfreundlichkeit, die alle Assistenten des Medicus’ auszeichnete. Denn törichterweise glaubten sie, ihren Meister nachäffen zu müssen, obwohl diesen Mann niemand so leicht imitieren konnte.
»Habt Ihr schon mal davon gehört, dass es strikt verboten ist, eine Frau zu
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