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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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besuchen?«, fragte der Assistent aggressiv.
    »Ich wurde soeben von dem Gremium der Weisen empfangen«, entgegnete Filp in schneidendem Ton, weil er glaubte, dem Mann auf diese Weise den Wind aus den Segeln nehmen zu können. »Und das Gremium hat mir die Erlaubnis erteilt, die Tochter Sri Alexus zu besuchen, ehe ich mich zu den vorgeschriebenen dreitägigen Exerzitien zurückziehe, bevor ich die Ritterwürde empfange.«

    Der Assistent ließ sich jedoch keineswegs beeindrucken. Das Argument schien seine Animosität noch zu verstärken.
    »Bis jetzt habt Ihr es nicht für nötig gehalten, das Gremium um Erlaubnis zu bitten!«, entgegnete er. »Wie es scheint, steht Ihr in der Gunst der Weisen, Krieger. Natürlich, denn Ihr seid nobler Abstammung, nicht wahr? Aber selbst ich als erster Assistent des Heilers habe nicht das Recht, diese junge Frau zu sehen. Eben weil ich nicht der Sohn eines Adeligen bin!«, sagte der Assistent verbittert und neidisch.
    Das Gerücht, eine Frau halte sich innerhalb der Klostermauern auf, hatte sich in Windeseile verbreitet. Ein Gerücht, das die Fantasie der Anwärter, Krieger und Ritter während ihrer einsamen Nächte beflügelte, und sie in Erregung versetzte, wenn sie sich ihren erotischen Phantasmagorien hingaben.
    Filp wollte den Assistenten nicht noch mehr gegen sich aufbringen. Deshalb bat er höflich: »Könnte ich den Ritter Nobeer O’An sprechen?«
    »Geht da rein!«, sagte Rotschopf jetzt, weil er genug herumgegiftet hatte. »Er braut ein neues Heilmittel zusammen … natürlich für das Mädchen!«
    Der Assistent trat widerwillig beiseite, und der Ritter ging über einen kleinen Flur in einen schwach beleuchteten Raum, wo es in vielen auf einem Tisch stehenden Retorten zischte, brodelte und dampfte. Die in den Gefäßen destillierten Pflanzen und Mineralien verbreiteten einen herben Geruch.
    Norbeer O’An saß an seinem Pult und beugte sich über ein prä-naflinisches Zauberbuch, von dessen holografische Seiten Licht auf sein Gesicht fiel. Er war kein schöner
Mann, seine Gesichtszüge wirkten grob und holzschnittartig. Er sah wie einer dieser furchterregenden Wasserspeier des Vierten Rings von Sbarao aus, und niemand hätte sich gewundert, hätte sein Mund wirklich Wasser gespien, oder wären aus seinen Nasenlöchern Flammen gezüngelt oder aus seinen unförmigen Ohren nach Schwefel stinkender Rauch gequollen. Er trug das pechschwarze Gewand des Heilers, was sein finsteres Erscheinungsbild noch unterstrich.
    Ein paar Assistenten in weit geschnittenen blauen Kitteln arbeiteten schweigend an der Zubereitung der verschiedensten Tinkturen, Salben und Puder.
    Da niemand ihm Aufmerksamkeit schenkte, räusperte sich Filp.
    Der Medicus warf dem Neuankömmling einen wütenden Blick zu und brummte: »Ihr schon wieder! Ihr seht doch, dass ich beschäftigt bin!«
    Nobeer O’An gab sich bewusst unfreundlich, denn wenn er einmal einen Patienten geheilt hatte, bemühte sich dieser strikt nach den Empfehlungen des Arztes zu leben, um nie wieder etwas mit ihm zu tun haben zu müssen.
    Jetzt hielten auch die Assistenten in ihrer Arbeit inne und starrten den Krieger an.
    »Ich bin gekommen, um mich nach Aphykit Alexu zu erkundigen«, sagte Filp. »Die Weisen des Gremiums haben mich höchstpersönlich autorisiert … Jedenfalls werde ich in Zukunft Euer Wohlwollen nicht mehr strapazieren, denn noch heute Morgen beginne ich mit meinen dreitägigen Exerzitien als Vorbereitung zu meiner Ernennung zum Ritter …«
    Das hässliche Gesicht des Medicus’ begann zu strahlen, und er lächelte Filp freundlich an. »Ihr werdet zum Ritter
ernannt! Das ist gut, das ist sehr gut! Ich freue mich für Euch und für Euren Paten, meinen alten Freund Al Bah.«
    Die Assistenten waren verblüfft. Ein Zeichen, dass ihr Meister nicht oft Komplimente machte.
    »Euer Schützling macht mir Sorgen … Sie ist eine zusätzliche Belastung, die ich gut und gerne hätte entbehren können«, sagte Nobeer O’An in fast fröhlichem Ton.
    Die Assistenten glaubten, sich verhört zu haben.
    »Das Virus, mit dem sie infiziert wurde, ist sehr resistent, ja, ich nenne es pervers. Jedes Mal, wenn ich sie mit einem neuen Heilmittel behandele, verändert es sich. Trotzdem konnte ich die Kranke stabilisieren, die Phasen ihrer Hellsichtigkeit verlängern. Aber immer wieder kommt es zu Krisen, die dann ihr Immunsystem schwächen … Das Problem liegt darin, dass dieses Virus unseren Vorfahren völlig unbekannt war …«
    »Aber

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