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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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lauschten; in Innenhöfe, in denen Männer in grauen Kutten – eine solche hatte der Ritter Long-Shu Pae getragen – Schreie ausstießen, die aufgehäufte runde Steine zum Explodieren brachten … Er besuchte noch andere Räume, Gänge, Flure, Galerien, Türme, Mansarden, Bibliotheken, Videoholotheken, Mentalotheken; dunkle, hermetisch abgeschlossene Kellerräume, die Geheimnisse bargen; Behandlungszimmer und Laboratorien, in denen Männer in roten Gewändern arbeiteten; Säle für die Wachmannschaft …
    Die Klosteranlage war derart weitläufig und komplex, dass sich selbst ein mit den Örtlichkeiten vertrauter Mann in diesem Labyrinth verirrt hätte. Und genau dieses Ziel schienen die Erbauer auch verfolgt zu haben: dass sich ein ungebetener Besucher darin verirrte.
    Tixus Geist durchdrang die Materie so leicht wie ein fester Körper die Luft durchdringt. Er wagte sich weiter
in eine Reihe halb verfallener unterirdischer Tunnel vor, die sich sowohl unter der Erde entlangzogen als auch in den Felsen gehauen waren. Er gelangte in eine unter dem Schutzwall liegende, feuchte, dunkle Krypta voller antiker Buchfilme aus längst vergangenen Zeiten und angeschimmelten Videoholos. Das Videoholo-Lesegerät lag auf einem großen flachen Stein, einer nackten verrußten Wand gegenüber. Ein umgestürzter Schrank lag mit offen stehenden Türen auf dem Boden. Sein Inhalt – elektronische Wanzen, Drähte, Spulen, Schrauben, Nägel, Tuben mit Klebstoff – lag verstreut in einer Lache Brackwasser. Auf einer Treppe lag das zerbrochene Gitter des Kellerfensters. Tixu inspizierte die Treppe näher, betrachtete die ausgetretenen Stufen, auf denen an einigen Stellen Felsbrocken lagen. Er näherte sich dem Tageslicht, trübe und dunstig, und entdeckte, dass man diese Treppe nur bei Flut erreichen konnte. Ein Mauervorsprung verbarg sie vor neugierigen Blicken.
    Sein Geist stieg wieder in die Krypta hinunter und verließ sie dann durch einen anderen Ausgang, über verschlungene unterirdische Treppen und durch Gänge. Er ging durch Räume, in denen ein diffuses Licht herrschte und in denen sich Männer in blauen Kitteln anscheinend mit Forschungsarbeiten beschäftigten. Ein alter Mann mit einem abstoßend hässlichen Gesicht ging von einer Gruppe zur anderen und schimpfte sie in harschem Ton aus.
    Plötzlich gelangte Tixu in eine mit einer abgenutzten Wassertapete ausgekleidete Zelle, die in gedämpftes Licht getaucht war. Ein Meter über dem gefliesten Boden schwebte ein Bett. Und darauf lag unter einer dunkelgrünen Decke Aphykit. Nur ihr golden funkelndes Haar, ihr Gesicht und ihr Hals waren zu sehen. Sie schlief nicht.
Denn unruhigen Blick ins Nichts gerichtet, wurde sie von fiebrigen Träumen heimgesucht. Und wieder musste Tixu die kristallene Reinheit ihrer Gesichtszüge bewundern. Selbst die Krankheit hatte ihrer fast überirdischen Schönheit nichts anhaben können. Er versuchte, mit dem Geist der jungen Frau in Kontakt zu treten, aber der ihre befand sich auf einem zu oberflächlichen Niveau, um den Ruf der Stille zu vernehmen. Doch Tixu ließ sich nicht entmutigen: Er suchte nach einem Weg, um sie von seiner unsichtbaren Anwesenheit in Kenntnis zu setzen. Dann musste er Schlimmes erfahren. Aphykits Gedanken beschäftigten sich ausschließlich mit dem Krieger, der sie vom Planeten Roter-Punkt entführt hatte. Ausgerechnet dieser Mann, dessen Arroganz Tixu unerträglich gewesen war – wahrscheinlich, weil er während ihres kurzen Zusammentreffens bereits geahnt hatte, dass sie Rivalen waren – beherrschte Aphykits Gedanken.
    Tixu war derart schockiert, dass er sofort den Kontakt mit der Stille verlor und brutal in die Realität zurückgeworfen wurde. Er lag auf dem Boden der Aquakugel, und ein besorgter Kwen Daël beugte sich über ihn.
    »Ich hielt Sie schon für tot. Ihre Augen schlossen sich, und Sie sind wie ein nasser Sack zu Boden gefallen. Aber wahrscheinlich haben Sie nur einen Ohnmachtsanfall erlitten, weil Sie zu lange im Meer der Tränen der Feen gebadet haben …«
    »Das muss es wohl gewesen sein«, murmelte Tixu.
    Am liebsten hätte er den Fischer und dessen Feen zum Teufel geschickt. Finstere Gedanken türmten sich in seinem Schädel auf, so finster und drohend wie die Wolken am Himmel. Plötzlich kam ihm die Situation völlig absurd vor.
    Er sah sich, wie er vor ein paar Tagen noch, in seinem
heruntergekommenen Reisebüro auf Zwei-Jahreszeiten gesessen hatte, aufgeschwemmt, träge und vom Leben

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