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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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angeekelt. Und allein die Sehnsucht, das Begehren nach Aphykit hatte ihn dazu bewogen, ihr zu folgen. Doch jetzt, wo diese Sehnsucht sehr wahrscheinlich vergeblich sein würde, gab es keinen Grund mehr weiterzukämpfen. Er bedauerte, dass der Monager ihn gerettet hatte. Er bedauerte, dass der Inspobot ihn nicht erkannt hatte. Er bedauerte, dass er noch am Leben war. Also überhörte er absichtlich die innere Stimme des Lebens und gab sich dem Selbstmitleid hin. Dieser emotionale Schock beraubte ihn jeglicher subtiler Wahrnehmung in demselben Maße, wie Aphykit durch ihre Gefühle für den Krieger dieser Fähigkeit beraubt worden war.
    In einem selbstkritischen Moment tadelte er sich, dass er seinen verletzten Gefühlen so nachgab und sich in ihnen wand, und er ermahnte sich, dass es besser wäre, den Ort der Stille wieder aufzusuchen, um zur Normalität zurückzufinden. Hatte er denn nicht auf diese Weise den Inspobot besiegt?
    Trotzdem beschloss er, seine Verzweiflung noch ein wenig auszukosten. Masochistisch gab er sich dem Gefühl hin, besiegt worden zu sein; so als wäre ihm das lange Verweilen im grenzenlosen Frieden der Tiefe unerträglich geworden und er müsse sich nun zum Ausgleich einer stürmischen, obsessiven Leidenschaft hingeben.
    Diese Leidenschaft, das war die besitzergreifende Liebe zu Aphykit, die Abhängigkeit, in die er sie zwingen wollte; und die tiefe Kränkung, sie einem anderen Mann überlassen zu müssen. Was bedeutete, dass Aphykit ein anderes Gefängnis gewählt hatte als jenes, das er für sie vorgesehen hatte.

    Da begriff Tixu, dass dieses maßlose, ihn beherrschende Begehren etwas sehr Kindliches in sich barg, dass es das Begehren von früher war und dass er diese Art des Begehrens für immer vergessen müsse, um dann endlich die Nabelschnur, die ihn noch immer mit seiner Vergangenheit verband, durchtrennen zu können.
    »Wir sind gleich da«, verkündete Kwen Daël schüchtern, denn er spürte, dass sein Gast eine wichtige Rolle in der Erfüllung der Prophezeiungen der Feen von Albar spielen würde. Auch das Auftauchen des Monagers hatte einen großen Eindruck in ihm hinterlassen.
    Und während er in der vergangenen Nacht schlaflos dagelegen hatte, war ihm der Gedanke gekommen, ob dieser Fremde nicht ein Magier aus alten Zeiten sei, der von den wundervollen grünen Inseln gekommen war, um auf dem Planeten Selp Dik den Grundstein für eine neue Zivilisation zu legen.
     
    Ganz langsam tauchten im Nebel die Umrisse der hohen weißen mit roten Ziegeln gedeckten Dächer der Häuser von Houhatte auf. An der Mole im Hafen lagen vertäut die Aquakugeln der Fischer. Die einige Tausend Einwohner zählende Stadt nahm nicht viel Raum ein. Die Bevölkerung lebte fast ausschließlich vom Fischfang und der Ausbeutung der Ressourcen des Meeres. Sie waren friedliche Menschen, aber sehr auf ihre Unabhängigkeit bedacht und wurden von einem alle drei Jahre zu wählenden Rektoraktsrat regiert. Sie waren auf ihr friedliches Zusammenleben mit dem Orden der Absolution stolz. Doch dessen Existenz auf ihrem Planeten bot ihnen den unschätzbaren Vorteil, dass das Risiko einer Invasion praktisch nicht existierte. Deshalb besaßen sie weder Verteidigungskräfte
noch Verteidigungsanlagen. Und die Ritter des Ordens mischten sich nie in ihre lokalen Angelegenheiten. Sie lebten – von seltenen Ausnahmen abgesehen – innerhalb ihrer Klostermauern. Allein junge Aspiranten, die den Rittern als Laufburschen dienten, kamen nach Houhatte, um dort große Mengen Fisch und Krustentiere zu bestellen.
    Hinter der Vorstadt, hinter den letzten weißen Fassaden mit ihren kleinen runden oder ovalen Fenstern und den Balkonen aus schwarzem Schmiedeeisen, hinter den engen, gewundenen, steilen Gassen wuchsen ein paar Hektar Wald, richtige Bäume, die sonst auf dem steinigen Boden von Albar nirgendwo gediehen.
    Kwen Daël deutete mit einer weit ausholenden Geste auf das Grün des Hügels. »Der Wald der Zauberer, der Magische Wald. Dort wird später das heilige Spiel der Legende stattfinden.«
    Der aufkommende scharfe Wind peitschte das Meer auf und schaumgekrönte Wellen schlugen auf den Rumpf der Aquakugel. Das Boot schaukelte jetzt so stark, dass der mobile Boden nicht in der Lage war, die Stöße auszugleichen. Tixu konnte kaum noch sein Gleichgewicht halten. Er klammerte sich an den »Nicht-Stolper-Griffen« fest, die der Fischer mit einem Lachen per Knopfdruck aus dem gewölbten Dach seines Wasserfahrzeugs hervorgeholt hatte.

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