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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Fliesen liegen, ein wehrloser Zeuge der Schändung seines eigenen Schweigens. Er ahnte, dass der unsichtbare Eindringling nach Informationen über seine Besucherin am Morgen forschte, und er hatte das Gefühl, sie gegen seinen Willen zu verraten. Aber seine Wahrnehmungen waren derart vage, dass er nicht mehr Traum und Wirklichkeit voneinander unterscheiden konnte. Fern von ihm öffnete sich ein dunkler, von blauem Licht umgebener Mund und summte ein Wiegenlied.
    Der scaythische Gedankenleser erhob sich.
    »Die Lage wird komplizierter. Die junge Frau ist heute Morgen auf den Planeten Roter-Punkt gereist. Zwar hatte sie nicht genug Geld, die Reise zu bezahlen, aber dieser
Dummkopf hat ihr nicht widerstehen können – wohl weil sie sich gewisser Techniken der Inddikischen Wissenschaft bedient hat – und ihr einen Rabatt gewährt.«
    »Verdammte Scheiße, sie ist uns nur knapp entwischt! Aber unsere Brüder auf Roter-Punkt wurden bereits benachrichtigt. Sie werden sich um die junge Frau kümmern.«
    »Darüber müssen wir uns Gewissheit verschaffen«, sagte die metallische Stimme leicht verärgert. »Es genügt, ihre Reisekoordinaten in diese Deremat-Maschine einzugeben.«
    »Wenn Ihr das für nötig haltet … Und was machen wir mit diesem Jammerlappen?«
    »Wir beseitigen ihn. Er weiß zu viel, auch wenn es nur wenig ist. Doch selbst das Wenige könnte unsere Pläne gefährden. Aber zuerst muss ich das Codewort für diese Maschine erfahren.«
    Um jegliche Piraterie unmöglich zu machen, kannte nur der jeweilige Reisebüroangestellte den Geheimcode. Der kalte, nicht greifbare Tentakel tastete sich wieder in Tixus Gehirn. Er lag noch immer fast ohnmächtig vor Schmerzen auf dem Boden vor seinem Schreibtisch und spürte, wie seine Schultern, seine Arme und sein Rücken langsam taub wurden.
    »Gut! Ich habe den Code«, verkündete die metallische Stimme.
    »Wie soll ich ihn töten? Soll ich ihn erwürgen oder ihm den Hals brechen?«
    »Weder noch. Es muss aussehen, als sei er eines natürlichen Todes gestorben. Solange wir unser PROJEKT noch nicht vollständig realisiert haben, müssen wir vermeiden, dass sich irgendjemand Fragen stellt. Das ist zwar
nicht sehr wahrscheinlich, aber trotzdem in Betracht zu ziehen. Einer von euch beiden wirft ihn in den Fluss Agripam. Da der Mann säuft, wird man glauben, er sei betrunken gewesen und habe das Gleichgewicht verloren. Die Reptilien erledigen den Rest. Solche Unfälle passieren hier häufig.«
    »Woher wisst Ihr das alles?«, fragte die gedämpft klingende Stimme des einen Maskierten voller Bewunderung.
    »Das habe ich alles in ihm gelesen. Sie sehen also, dass unsere Methoden auch ihr Gutes haben«, antwortete der Scaythe, zufrieden über diese kleine Revanche. »Gehen wir!«
    »Wollen wir nicht auf denjenigen von uns beiden warten, der …«
    »Dazu haben wir keine Zeit. Halten Sie sich an meine Instruktionen.«
    Tixu spürte Hände unter seinen Achseln, die ihm halfen aufzustehen. Das Gehörte hatte Panik in ihm ausgelöst, aber er war unfähig sich zu wehren. Der Schlag auf seine Schulter hatte sowohl seinen Willen als auch seine Bewegungsfähigkeit gelähmt. Er musste sterben – und das bei vollem Bewusstsein.
    Er konnte noch das charakteristische Zuschlagen der Schleuse hören, als der scaythische Gedankenleser und der zweite Söldner in den Deremat-Raum gingen.
    Der Regen und die frische Luft draußen belebten ihn etwas, aber nicht genug, um sich wehren zu können. Er wollte rufen, schreien, doch kein Laut kam aus seiner Kehle. Der Maskierte drängte ihn unbarmherzig vorwärts. In seinem vernebelten Gehirn tauchte das Bild der schönen Syracuserin auf. Ihm schien, als würde ihr Mund Worte
des Vorwurfs murmeln. Und er hatte nicht einmal die Kraft, sich zu rechtfertigen.
    Dann sah er wie in einem Albtraum die hohen Baumwipfel des Waldes und begriff, dass sie auf eine der Hängebrücken zugingen. Als er nach dem obersten Seil griff, rammte ihm der Söldner brutal ein Knie in die Nieren, er sackte ein und ließ das Seil los.
    Die gelb geschuppten Leiber und die roten Augen der Echsen tauchten im schlammtrüben Wasser des Flusses auf. Der Söldner blieb mitten auf dem Steg stehen und lockerte seinen Griff. Obwohl Tixu wusste, dass es zwecklos war, stemmte er sich gegen das schlingernde Seil. Zusammenhangslose Bilder der Erinnerung spielten sich vor seinem inneren Auge ab: die Syracuserin, ein Inspobot, eine graue Uniform, eine grüne Kapuze, ein grausamer Mund,

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