Krieger der Stille
Entweichen geben.«
Er machte absichtlich eine Pause und fuhr fort: »Ich werde sterben.«
Obwohl der alte Mann Maranas gewarnt hatte, wurde der junge Prouge von Entsetzen ergriffen. Das Entsetzen stieg in ihm auf wie die hochzüngelnden Flammen eines plötzlich auflodernden Feuers. Das war wahrhaftig kein amüsantes Spiel. So wenig amüsant, dass er Doppel-Haut nie wieder besuchen würde, auch wenn er dann auf das Geld für seine Dienste verzichten musste.
Der Greis merkte, dass die Todesschatten, die Pritiv-Mörder, aus ihren Verstecken gekrochen waren und sich seinem Haus näherten. Der scaythische Gedankenleser hatte den Kontakt zu ihm verloren und befohlen, ihn zu töten.
Jetzt sammelte er sein ganzes Wissen, um die emotionale
Reaktion des jungen Prougen abzuschätzen. Die Gewissheit um seinen nahen Tod verlieh ihm die nötige Kraft.
»Lass deine Gedanken fliehen! Sie richten mehr Unheil als Raubkatzen in Käfigen an! Ich befehle dir, die Stille in dir zu entfalten! Ich befehle dir, die Stille in dir zu entfalten! Befreie dich von deinen Emotionen!«
Maranas gelang es nach und nach, sich zu entspannen, und seine Angst wich.
»Um Himmels willen, kontrolliere deine Emotionen!«
Die Mörder hatten das Haus umkreist.
Der alte Mann beschloss, Maranas auf direktem Weg seine Gedanken mitzuteilen: »Ich werde sterben, weil meine Stunde gekommen ist. Der Tod ist etwas Natürliches, du brauchst ihn nicht zu fürchten. Aber vorher beauftrage ich dich mit einer Mission. Und du wirst sie erfüllen, um der Liebe deiner Götter willen, des Himmels, der Menschen oder was dir sonst wichtig ist. Und wenn nicht darum, dann wenigstens wegen der angenehmen Stunden, die wir miteinander verbracht haben. Mein richtiger Name ist Lakti Mitsu, aber ich bin bekannter unter dem Namen Sri Mitsu. Ich war einer der fünf großen Smellas der Kongregation, deren Aufgabe es ist, darüber zu wachen, dass die Beschlüsse, die während der alle fünf Jahre stattfindenden Asmas gefasst werden, den Gesetzen der Konföderation von Naflin entsprechen. Das bedeutet, über ausgeglichene Machtverhältnisse zu wachen. Doch wegen meiner sexuellen Neigungen haben mich die Gerichtsbarkeit und die Kirche meines Heimatplaneten Syracusa auf Lebenszeit hierher verbannt. Natürlich wusste ich, dass dieser Prozess schon seit langem von der Herrscherfamilie Ang, dem Muffi der Kirche des Kreuzes und dem Konnetabel Pamynx,
einem Scaythen von Hyponeros, geplant worden war, mit dem Ziel, mich meines Amtes zu entheben, damit die Konföderation gestürzt werden kann. Doch leider weiß ich so gut wie nichts über die Eroberungsstrategien der Scaythen. Die bemannten Satelliten, die wir in Richtung Hyponeros geschickt haben – eine Welt im unbekannten Universum –, sind nie zurückgekehrt. Wie auch immer, jedenfalls waren diese Leute geschickt genug, meine Schwäche gegen mich zu verwenden. Ich habe bei der Erfüllung meiner Mission versagt und war dumm genug, meinen Kopf selbst auf den Richtblock zu legen.«
Maranas hatte einen derartigen Bewusstseinszustand erreicht, dass er den Sinn der Worte verstand, noch ehe Sri Mitsu sie ausgesprochen hatte. Und er konnte die Gefühle des alten Mannes mühelos nachvollziehen.
»Doch vor allem bin ich ein Nachfahre in einer langen Reihe von Meistern: die Meister der Inddikischen Wissenschaft. Davon gibt es im Universum wie eh und je drei. Genauer gesagt, es gab drei. Einer von uns ist vor kurzem gestorben. Ich habe den Kontakt zu ihm verloren. Obwohl er versucht hat, mich vor dem Untergang zu retten, habe ich nicht auf ihn gehört. Ich habe mein Denken aufgegeben und allein für die Befriedigung meiner körperlichen Gelüste gelebt und überlebt. Eine Inddikische Regel lautet, dass jeder der drei Meister seinen Nachfolger ausbildet, damit die Union für alle Zeit Bestand hat. Doch ich hinterlasse nur Leere, eine Leere, in die sich bereits die Scaythen von Hyponeros eingenistet haben. Schließlich hat Sri Alexu mir seine Tochter geschickt, die er zu seiner Nachfolgerin bestimmte. Sie ist hier, nur ein paar Straßen von meinem Haus entfernt. Sie hat versucht, Kontakt mit mir aufzunehmen. Doch aus Angst, abgehört zu werden, musste
ich mich ihr verschließen. Sie darf mein Haus auf keinen Fall betreten, denn ihre Mörder warten hier auf sie. Sie können sie nicht orten, aber sie wissen, dass sie auf Roter-Punkt ist. Sie benutzen mich als Köder und wollen uns beide gleichzeitig eliminieren.«
Der alte Mann schwieg kurz, und
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