Krieger der Stille
Laune sei. Aber dann würden sie sich unsichtbar machen. Unter Gelächter hatten die beiden hinzugefügt, dass sie alle seine sexuellen Wünsche erfüllen könnten, was bei ihm nicht zu schwierig sei. Ziemlich wehmütig hatten sie auch über den Dritten Ring – ihren Heimatplaneten – gesprochen.
Dann hatten sie Tixu mit einem wohlriechenden Öl eingerieben und lange massiert. Dank ihrer Hände, die so leicht wie Federn über seinen Körper strichen, war er eingeschlafen. Um ihn zu wecken, hatten sie ihn am Ohr gekitzelt, und laut gelacht, als sie sein verstörtes Gesicht beim Aufwachen sahen.
Tixu merkte sofort, dass die Behandlung Wunder gewirkt hatte: Seine Haut war so glatt und geschmeidig wie früher, die Abschürfungen waren verschwunden. Sogar die Risse und Hämatome an seinem Hals waren nur noch als zarte Rötung erkennbar. Auch seine Erschöpfung war gewichen und er hatte das wundervolle Gefühl, neue Kraft gewonnen zu haben. Das erinnerte ihn an die Wirkung der Echsen-Emulsion, mit der Malinoë, die Frau Kacho Marums, seine verletzte Schulter eingerieben hatte.
Die beiden Frauen hatten ihm beim Ankleiden geholfen. Er trug eine Hose, die um die Knöchel eng anlag, und darüber eine Tunika aus gebleichtem Leinen. Dann hatte Zorthias ihn abgeholt und in den großen Salon gebracht, wo er ihm befohlen hatte, sich zu setzen und zu warten.
Tixu hatte allmählich jedes Zeitgefühl verloren und seinen Geist schweifen lassen. Und bei dem Versuch, die Ereignisse zu entwirren, war er in eine Art Schwebezustand geraten, in dem er kaum noch Traum und Wirklichkeit unterscheiden konnte. Er war sogar so weit, dass er an der Existenz der Syracuserin zweifelte. Trotzdem glaubte er sich zu erinnern, dass sie es war, die ihn in dieses wahnwitzige Abenteuer getrieben hatte. Ihr Gesicht konnte er sich nicht mehr ins Gedächtnis rufen, dafür waren die anderen umso präsenter: diese mysteriöse Gestalt in dem weit geschnittenen grünen Kapuzenmantel, und die Handlanger dieses Mannes mit ihren weißen Masken. Kacho Marum, seinen Lebensretter, hatte er auch nicht vergessen.
Ein lautes Knurren seines ausgehungerten Magens brachte Tixu in die Wirklichkeit zurück.
Zorthias diskutierte noch immer gestikulierend mit dem Françao. Seine schwarzen Augen funkelten erbost.
»Jetzt siehst du aber viel besser aus!«, wurde Tixu durch die laute Stimme Métarellys aus seinen Gedanken gerissen.
Und noch ehe der Oranger antworten konnte, ließ sich der Françao schwer auf das Sofa neben ihn fallen. Die Sorgenfalten in seinem Gesicht waren nahezu verschwunden, trotzdem wirkten seine Gesten unruhig.
»Natürlich hast du das Recht, dir Fragen zu stellen«, fuhr er in betont heiterem Ton fort. »Sicher willst du wissen, warum du hier bist, wo du doch heute Abend einer der Stars auf dem Sklavenmarkt hättest sein sollen.«
Zorthias setzte sich im Schneidersitz auf einen Teppich und spitzte die Ohren. Auch er brannte darauf zu erfahren, warum dieser Gefangene derart zuvorkommend behandelt wurde. Seine wilde rote Mähne verlieh ihm das Aussehen eines Raubtiers, das jetzt aber friedfertig war.
»Wie dir sicher aufgefallen ist, stammt alles hier vom Planeten Orange«, sagte der Françao. »Die Teppiche, die Möbel … absolut alles. Sogar die Steine, die weißen Dachziegel und auch das Bauholz. Aus einem einfachen Grund: Ich bin Oranger. Und mehr noch, ich stamme aus der Provinz Vieulinn, aus dem schönen und grünen Vieulinn. Mein eigentlicher Name ist Bilo Maïtrelly, aber weil die Leute hier ihn nicht richtig aussprechen können, haben sie ihn in Métarelly geändert. Seit einer Ewigkeit bin ich nicht mehr in Vieulinn gewesen, und ich glaube auch nicht, dass ich unser Land jemals wiedersehen werde. Trotzdem bin ich über alles, was in unserer Heimat geschieht, auf dem Laufenden. So weiß ich, dass in dieser Woche die Oranger ihre zweitausendjährige Unabhängigkeit feiern. Seit zwanzig Jahrhunderten ist unser Planet
Orange ein Mitglied der Konföderation von Naflin. Wusstest du das?«
Haschuitt hatte Tixu ausgerechnet an einen Françao vom Planeten Orange, der zudem noch aus der Provinz Vieulinn stammte, verkaufen wollen. Ein erstaunlicher Zufall. War dieser Umstand vielleicht dem Gott der Echsen zu verdanken?
»Hmm … nein«, antwortete Tixu. Geschichte hatte ihn nie interessiert.
»Obwohl ich aus unserer Welt für immer verbannt wurde, wollte ich auf meine Weise weiterhin an ihrer Kultur teilhaben und sie genießen. Das nennt
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