Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2

waren. Es ist wohl schon einige Zeit her, dass ich mich angemalt habe …
    »Wann brechen wir auf, Herrin?«, fragte OreSeur.
    Vin dachte nach. »Eigentlich hatte ich nicht geplant, dich mitzunehmen, OreSeur. Ich möchte nicht, dass die Leute im Palast erfahren, wer du in Wirklichkeit bist, und ich glaube, es würde Verdacht erregen, wenn ich meinen Hund auf diese Reise mitnehme. «

    OreSeur schwieg eine kleine Weile. »Oh«, sagte er dann. »Natürlich. Viel Glück, Herrin.«
    Vin spürte nur einen kleinen Stich der Enttäuschung; sie hatte erwartet, dass er sich gegen ihre Entscheidung sträuben würde. Sie schob dieses Gefühl beiseite. Warum sollte sie ihm das vorwerfen? Er war schließlich derjenige gewesen, der die Gefahren eines Gangs ins feindliche Lager zu Recht betont hatte.
    OreSeur streckte sich auf dem Boden aus und legte den Kopf auf die Vorderpfoten, während er ihr zusah, wie sie die Schminke auftrug.

    »Aber El«, sagte Hamm, »du solltest wenigstens in deiner eigenen Kutsche hinfahren.«
    Elant schüttelte den Kopf und zog sein Jackett glatt, während er sich im Spiegel beobachtete. »Das würde bedeuten, dass wir einen Kutscher mitnehmen müssen, Hamm.«
    »Richtig«, meinte Hamm. »Und der werde ich sein.«
    »Ein Mann allein kann uns nicht dabei helfen, aus diesem Lager herauszukommen. Je weniger Leute ich mitnehme, desto weniger Sorgen müssen Vin und ich uns um sie machen.«
    Hamm schüttelte den Kopf. »El, ich …«
    Elant legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ich verstehe deine Sorgen, Hamm. Aber ich kann das nicht tun. Falls es irgendeinen Menschen auf der Welt gibt, den ich manipulieren kann, dann ist das mein Vater. Wenn ich mit ihm fertig bin, wird er sicher sein, dass er die Stadt in der Tasche hat.«
    Hamm seufzte. »In Ordnung.«
    »Da ist noch etwas«, sagte Elant zögernd.
    »Ja?«
    »Würde es dir etwas ausmachen, wenn du mich in Zukunft ›Elant‹ statt ›El‹ nennst?«
    Hamm kicherte. »Ich vermute, das wird mir nicht allzu schwerfallen.«
    Elant lächelte dankbar. Das ist zwar nicht ganz das, was Tindwyl
wollte, aber es ist immerhin ein Anfang. Über das »Eure Majestät« machen wir uns später Gedanken.
    Die Tür wurde geöffnet, und Docksohn trat ein. »Euer Majestät, das hier ist gerade für euch abgegeben worden.« Er hielt ein Blatt Papier hoch.
    »Vom Rat?«, fragte Elant.
    Docksohn nickte. »Sie sind nicht glücklich darüber, dass Ihr die Ratsversammlung heute Abend verpassen werdet.«
    »Ich kann meine Verabredung mit Straff nicht verschieben, nur weil es sich der Rat in den Kopf gesetzt hat, einen Tag früher als geplant zusammenzukommen«, meinte Elant. »Sag ihnen, ich werde kommen, sobald ich zurück bin.«
    Docksohn nickte und drehte sich um, als er hinter sich ein Rascheln hörte. Sein Gesicht zeigte einen seltsamen Ausdruck, während er beiseitetrat, um Vin hereinzulassen.
    Sie trug ein Kleid – ein wundervolles blaues Kleid, das viel schlanker war als die üblichen Schnitte, die man bei Hofe sah. In ihrem schwarzen Haar glitzerten zwei saphirbesetzte Spangen, und sie schien … irgendwie anders zu sein. Weiblicher – oder wenigstens war sie sich jetzt ihrer Weiblichkeit deutlicher bewusst.
    Wie sehr sie sich verändert hat, seit ich ihr zum ersten Mal begegnet bin, dachte Elant lächelnd. Damals war sie fast noch ein Kind gewesen, auch wenn sie schon die Lebenserfahrung eines wesentlich älteren Menschen besessen hatte. Nun war sie eine Frau – eine sehr gefährliche Frau, die ihn aber immer noch mit einer gewissen Unsicherheit im Blick ansah.
    »Wunderschön«, flüsterte Elant. Sie lächelte.
    »Vin!«, sagte Hamm und drehte sich zu ihr um. »Du trägst ja ein Kleid!«
    Vin errötete. »Was hattest du denn erwartet, Hamm? Dass ich dem König des Nördlichen Dominiums in Hosen gegenübertrete? «
    »Also …«, meinte Hamm. »Eigentlich ja.«
    Elant kicherte. »Nur weil du darauf beharrst, überallhin in
bequemer Kleidung zu gehen, Hamm, bedeutet das noch lange nicht, dass das jedermann tut. Wirst du diese Westen eigentlich nicht leid?«
    Hamm zuckte die Achseln. »Sie sind angenehm zu tragen. Und einfach zu pflegen.«
    »Und kalt«, meinte Vin und rieb sich die Arme. »Ich bin froh, dass ich um etwas mit Ärmeln gebeten habe.«
    »Du solltest dankbar für das Wetter sein«, sagte Hamm. »Die Kälte, die du empfindest, ist für die Männer im Lager da draußen noch viel schlimmer.«
    Elant nickte. Dem Kalender nach hatte der Winter bereits begonnen.