Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
etwas begriff.
Ich kann diese Stadt jederzeit einnehmen, schien dieser Angriff zu sagen. Sie gehört mir, egal was du tust. Vergiss das nicht.
Er wurde durch ein Missverständnis zu diesem Krieg gezwungen – und er behauptete immerzu, er sei kein Krieger –, doch er kämpfte so gut wie jeder andere Mann.
Kapitel 26
D as ist keine gute Idee, Herrin.« OreSeur saß auf seinen Hinterpfoten und sah zu, wie Vin einen großen, flachen Karton auspackte.
»Elant glaubt, das ist die einzige Möglichkeit«, sagte sie und nahm den Deckel des Kartons ab. Darin lag eingewickelt das luxuriöse blaue Kleid. Sie zog es heraus und bemerkte das relativ geringe Gewicht. Vin ging hinüber zum Paravent und zog sich dahinter aus.
»Und der Angriff auf die Stadtmauer gestern?«, fragte OreSeur.
»Das war eine Warnung«, sagte sie, während sie ihr Hemd aufknöpfte, »und kein richtiger Angriff.« Doch anscheinend hatte dieses Ereignis den Rat ernsthaft beunruhigt. Vielleicht war das sogar der Sinn der Aktion gewesen. Keuler konnte über Strategie und Probeangriffe sagen, was er wollte, doch nach Vins Meinung war es Straff dadurch vor allem gelungen, innerhalb der Stadtmauern noch mehr Angst und Chaos zu verbreiten.
Luthadel wurde erst seit wenigen Wochen belagert, und die Stimmung war schon bis zum Zerreißen gespannt. Nahrungsmittel waren schrecklich teuer geworden, und Elant war gezwungen gewesen, die städtischen Vorräte anzugreifen. Die Einwohner waren äußerst gereizt. Einige hingegen glaubten, der Angriff habe mit einem Sieg Luthadels geendet, denn sie sahen es als gutes Zeichen an, dass die Armee »zurückgeschlagen«
worden war. Doch die meisten waren nun noch verschreckter als zuvor.
Wieder befand sich Vin in einer Zwickmühle. Wie sollten sie angesichts einer solchen Übermacht reagieren? Sollten sie sich verstecken oder einfach weiterleben, als wäre nichts geschehen? Es stimmte, dass Straff einen Ausfall auf die Stadtmauern unternommen hatte, aber er hatte den größeren Teil seiner Armee in der Ausgangsposition belassen, falls Cett die Gelegenheit nutzen und ihn angreifen sollte. Er hatte sich lediglich Informationen verschaffen und die Stadt einschüchtern wollen.
»Ich weiß immer noch nicht, ob dieses Treffen eine gute Idee ist«, sagte OreSeur. »Wenn wir einmal von dem Angriff absehen, ist Straff keineswegs ein Mann, dem man vertrauen kann. Kelsier hatte mir befohlen, alle bedeutenderen Adligen in der Stadt zu studieren, als ich mich auf die Rolle des Grafen Renoux vorbereitete. Straff ist heimtückisch und grob.«
Vin seufzte, zog ihre Hose aus und die Unterhose an, die unter das Kleid gehörte. Sie war nicht so eng wie manche anderen und ließ ihr genug Raum zur Bewegung. Gut.
OreSeurs Einwand war nachvollziehbar. Eine der ersten Lektionen, die sie auf der Straße gelernt hatte, war das Vermeiden von Situationen, in denen eine Flucht schwierig war. All ihre Instinkte rebellierten bei dem Gedanken, geradewegs in Straffs Lager hineinzumarschieren.
Doch Elant hatte seine Entscheidung getroffen. Und Vin begriff, dass sie ihn darin unterstützen musste. Sie war sogar allmählich einverstanden mit diesem Entschluss. Straff wollte die gesamte Stadt einschüchtern, aber in Wirklichkeit war er keineswegs so erschreckend, wie er glaubte. Nicht solange er sich Sorgen wegen Cett machen musste.
Vin war in ihrem Leben oft genug eingeschüchtert worden. In gewisser Weise hatte Straffs Angriff auf die Stadtmauer sie sogar noch entschlossener gemacht, ihn für ihre eigenen Zwecke zu manipulieren. Auf den ersten Blick war es ihr verrückt erschienen, sich in sein Lager zu begeben, doch je länger sie darüber
nachdachte, desto deutlicher erkannte sie, dass dies der einzige Weg war, an Straff heranzukommen. Er musste sie für schwach halten und spüren, dass seine Taktik des Muskelspiels funktioniert hatte. Nur so konnten sie ihn für sich gewinnen.
Das bedeutete, dass Vin etwas tun musste, das ihr gar nicht gefiel. Sie würde in die Höhle des Feindes gehen und von Gegnern umgeben sein. Doch wenn es Elant gelang, unbeschadet aus dem Lager herauszukommen, würde das für die Stadt eine erhebliche moralische Stärkung bedeuten. Außerdem hätten dann Hamm und der Rest der Mannschaft größeres Vertrauen in Elant. Niemand hätte etwas dagegen eingewendet, wenn Kelsier ein feindliches Lager zu einer Unterhandlung betreten hätte; vermutlich wäre sogar erwartet worden, dass Kelsier nicht nur heil zurückkam, sondern Straff
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