Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
Cett hilft.
Elant warf einen Blick durch das Fenster und bemerkte, dass sie sich Straffs Armee näherten. Sie ist so groß!, dachte er. Wo hat Vater gelernt, eine so gewaltige Streitmacht zu führen?
Elant hatte insgeheim gehofft, dass die mangelnde militärische Erfahrung seines Vaters in einer schlecht organisierten Armee resultierte. Doch die Zelte waren sorgfältig aufgestellt, und die Soldaten trugen ordentliche Uniformen. Vin rückte näher an ihr Fenster heran und schaute neugierig hinaus. Sie zeigte viel mehr Interesse, als es eine gewöhnliche Adlige gewagt hätte. »Sieh nur«, sagte sie.
»Was ist?«, fragte Elant und beugte sich zu ihr hinüber.
»Ein Obligator«, sagte Vin.
Elant blickte über ihre Schulter und sah, wie der ehemalige Priester – die Haut um seine Augen war mit einer großflächigen Tätowierung bedeckt – eine Reihe von Soldaten vor einem der Zelte kommandierte. »Das ist es also. Er setzt Obligatoren zur Verwaltung ein.«
Vin zuckte die Achseln. »Das ergibt einen Sinn. Sie wissen, wie man große Menschenmassen bewegt.«
»Und wie man sie versorgt«, sagte Elant. »Ja, das ist eine gute Idee – aber ich finde es trotzdem überraschend. Das bedeutet auch, dass er noch Obligatoren benötigt – und dass er sich noch immer der Autorität des Obersten Herrschers beugt. Die meisten anderen Könige haben sich der Obligatoren so schnell wie möglich entledigt.«
Vin runzelte die Stirn. »Du hast doch gesagt, dass dein Vater die Macht liebt.«
»Das tut er auch«, sagte Elant. »Und er liebt mächtige Werkzeuge. Er hat sich schon immer einen Kandra gehalten, und immer wieder hat er sich mit gefährlichen Allomanten zusammengetan.
Er glaubt, er kann sie kontrollieren – vermutlich glaubt er das auch bei den Obligatoren.«
Die Kutsche wurde langsamer und blieb schließlich neben einem großen Zelt stehen. Einen Augenblick später kam Straff Wager daraus hervor.
Elants Vater war ein großer Mann mit aufrechter und gebieterischer Haltung. Der neue Bart unterstrich dies nur. Er trug einen gut geschneiderten Anzug, der jenen glich, in die Elant als Kind gesteckt worden war. Damals hatte Elant es sich zur Gewohnheit gemacht, seine Kleidung nachlässig zu tragen – die Knöpfe geöffnet, die Jacken zu groß. Er hatte alles getan, um sich von seinem Vater zu unterscheiden.
Doch Elants Widerspenstigkeit war nie erfolgreich gewesen. Er hatte Straff damit ein wenig geärgert und kleine Streiche gespielt, wenn er wusste, dass er damit durchkommen würde. Nichts davon hatte wirklich etwas bedeutet.
Bis in jener letzten Nacht. Luthadel hatte in Flammen gestanden, die Skaa-Rebellion war außer Kontrolle geraten, und man hatte befürchten müssen, dass die gesamte Stadt unterging. Es war eine Nacht des Chaos und der Zerstörung gewesen, und Vin hatte sich irgendwo mitten in den Ereignissen befunden.
Damals hatte sich Elant zum ersten Mal wirklich gegen seinen Vater gestellt.
Ich bin nicht mehr der Junge, den du herumgeschubst hast, Vater. Vin drückte seinen Arm, und Elant kletterte aus der Kutsche, nachdem der Fahrer die Tür geöffnet hatte. Straff wartete still und mit seltsamer Miene, als Elant Vin aus dem Fahrzeug half.
»Du bist tatsächlich hergekommen«, sagte Straff.
»Das scheint dich zu überraschen, Vater.«
Straff schüttelte den Kopf. »Ich sehe, dass du noch immer ein so großer Dummkopf bist wie früher, Junge. Jetzt befindest du dich in meiner Gewalt. Ich könnte dich mit einer einzigen Handbewegung töten.« Er hob den Arm, als wollte er genau dies tun.
Jetzt ist der richtige Augenblick, dachte Elant mit klopfendem
Herzen. »Ich bin doch immer in deiner Gewalt gewesen, Vater«, sagte er. »Du hättest mich schon vor Monaten töten und mir die Stadt wegnehmen können, wenn du es gewollt hättest. Ich glaube nicht, dass mein Kommen daran etwas ändert.«
Straff zögerte.
»Du hast uns zum Abendessen hergebeten«, fuhr Elant fort. »Ich hatte gehofft, dir Vin vorstellen zu dürfen, und ich hatte ebenfalls gehofft, mit dir gewisse … Dinge zu besprechen, die von besonderer Wichtigkeit für dich sind.«
Straff runzelte die Stirn.
Das ist gut so, dachte Elant. Jetzt solltest du dich fragen, ob ich dir ein Angebot machen will. Der Erste, der seine Karten auf den Tisch legt, verliert für gewöhnlich.
Straff würde sich keine Gelegenheit zum Gewinnen entgehen lassen – nicht einmal dann, wenn es eine so unsichere Gelegenheit wie die war, die Elant ihm bot. Vermutlich
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