Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
konnte er sich nicht vorstellen, dass Elant etwas wirklich Wichtiges zu sagen hatte. Aber konnte er sich dessen sicher sein? Was hatte er zu verlieren?
»Geh und teile meinem Küchenmeister mit, dass wir drei Personen zum Abendessen sein werden«, befahl Straff einem Diener.
Elant stieß die Luft in einem leichten Seufzer aus.
»Dieses Mädchen ist also deine Nebelgeborene?«, fragte Straff.
Elant nickte.
»Ein süßes kleines Ding«, meinte Straff. »Sag ihr, sie soll aufhören, meine Gefühle zu besänftigen.«
Vin errötete.
Straff nickte in Richtung des Zeltes. Elant ließ Vin den Vortritt. Sie warf einen raschen Blick über die Schulter; offensichtlich gefiel ihr der Gedanke nicht, Straff in ihrem Rücken zu haben.
Dafür ist es jetzt etwas zu spät …
Das Zeltgemach war so, wie Elant es von seinem Vater erwartet hatte: voller Kissen und teurer Möbelstücke, von denen Straff nur sehr wenig wirklich benutzte. Auch Straffs Einrichtung diente
dazu, seine Macht zu zeigen. Wie es an der gewaltigen Festung in Luthadel abzulesen war, war die Umgebung eines Adligen Ausdruck seiner Wichtigkeit.
Vin wartete still und angespannt neben Elant in der Mitte des Raumes. »Er ist gut«, flüsterte sie. »Ich war so sanft wie möglich, und doch hat er meine Berührung bemerkt.«
Elant nickte. »Er ist außerdem ein Zinnauge«, sagte er mit normaler Stimme. »Daher hört er uns jetzt vermutlich zu.«
Elant schaute in Richtung der Tür. Wenige Augenblicke später trat Straff ein und ließ nicht erkennen, ob er Elant und Vin belauscht hatte oder nicht. Eine Gruppe von Dienern kam kurz darauf herbei und brachte einen großen Esstisch mit.
Vin sog scharf die Luft ein. Die Diener waren Skaa – wie es alte Tradition war. Sie waren abgerissen; ihre Kleidung bestand aus zerfetzten Kitteln, und sie hatten Blutergüsse von jüngst erfolgten Schlägen im Gesicht. Sie trugen ihre Lasten mit gesenktem Blick.
»Warum diese Reaktion, Mädchen?«, fragte Straff. »Ach ja, stimmt. Du bist eine Skaa, nicht wahr? Trotz des schönen Kleides. Elant ist sehr nett zu dir. Ich würde dir nicht erlauben, so etwas zu tragen.« Ich würde dir nicht erlauben, irgendetwas zu tragen, besagte sein Tonfall.
Vin warf Straff einen raschen Blick zu, trat näher an Elant heran und packte ihn am Arm. Wieder einmal ging es Straff bloß um eine Pose. Er war zwar grausam, aber nur, wenn es ihm half. Er wollte, dass Vin sich unbehaglich fühlte.
Was ihm zu gelingen schien. Elant runzelte die Stirn, schaute zu Boden und erhaschte dabei die Andeutung eines verstohlenen Lächelns auf Vins Lippen.
Weher hat mir gesagt, dass sie ihre Allomantie besser einsetzt als die beiden anderen Besänftiger, rief er sich in Erinnerung. Vater ist auch gut darin, aber nicht so gut, dass er ihre Berührung hätte spüren können …
Sie hat es absichtlich zugelassen.
Elant sah wieder Straff an, der einem der Skaa einen Schlag
versetzte, als dieser zusammen mit den anderen das Gemach verließ. »Ich hoffe, das sind nicht deine Verwandten«, sagte Straff zu Vin. »In letzter Zeit sind sie nicht sehr fleißig gewesen. Ein paar musste ich sogar hinrichten lassen.«
»Ich bin keine Skaa mehr«, erwiderte Vin gelassen. »Ich bin eine Adlige.«
Straff lachte bloß. Er sah sie nicht mehr als Bedrohung an. Zwar wusste er, dass sie eine Nebelgeborene war, und er musste von ihrer Gefährlichkeit gehört haben, doch nun nahm er bestimmt an, sie sei schwach und unwichtig.
Sie ist gut darin, dachte Elant verwundert.
Die Diener trugen ein Mahl auf, das unter den gegebenen Umständen nur als beeindruckend bezeichnet werden konnte. Während sie noch darauf warteten, Platz nehmen zu dürfen, wandte sich Straff an einen der Diener.
»Schick Hoselle herein«, befahl er. »Und sag ihr, sie soll sich beeilen.«
Er scheint weniger reserviert zu sein, als ich ihn in Erinnerung habe, dachte Elant. Zu den Zeiten des Obersten Herrschers war ein Adliger steif und zurückhaltend gewesen, wenn er sich in der Öffentlichkeit befunden hatte, aber viele waren im Privaten ausschweifend gewesen. Auf einem Ball begnügten sie sich mit Tänzen und einem schweigend eingenommenen Essen, aber nachts genossen sie das Huren und Trinken.
»Warum dieser Bart, Vater?«, fragte Elant. »Soweit ich weiß, sind sie nicht mehr in Mode.«
»Dann begründe ich halt eine neue Mode, Junge«, erwiderte Straff. »Setz dich.« Vin wartete respektvoll, bis Elant sich gesetzt hatte, bevor sie selbst Platz nahm. Es
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