Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
habe den Befehl erteilt, dass dir die Tore auf keinen Fall geöffnet werden dürfen.«
Straff schwieg.
»Meine Ratgeber waren der Meinung, du könntest versuchen, Vin als Geisel zu nehmen und mich dadurch zu zwingen, die Stadt aufzugeben«, sagte Elant. »Wenn du und ich gemeinsam nach Luthadel gehen, werden sie annehmen, dass du mich bedrohst. «
Straffs Stimmung verdüsterte sich. »Dann solltest du hoffen, dass sie es nicht annehmen.«
»Das werden sie aber«, beharrte Elant. »Ich kenne diese Männer, Vater. Sie suchen nach Gründen, mir die Stadt wegzunehmen. «
»Warum bist du dann überhaupt hergekommen?«
»Weil ich das tun wollte, was ich gesagt habe«, erklärte Elant. »Ich wollte mit dir ein Bündnis gegen Cett schließen. Ich werde dir Luthadel übergeben, aber dazu brauche ich Zeit. Zuerst müssen wir Cett besiegen.«
Straff packte sein Messer und rammte es in die Tischplatte. »Ich habe gesagt, hier geht es nicht um Verhandlungen! Stell nicht solche Forderungen, Junge. Ich könnte dich sofort töten lassen!«
»Ich stellte nur die Tatsachen klar«, beeilte sich Elant zu sagen. »Ich wollte nicht …«
»Du bist ja aalglatt geworden«, sagte Straff und kniff die Augen zusammen. »Was wolltest du denn mit diesem Spielchen erreichen? Du bist in mein Lager gekommen und hast mir nichts anzubieten …« Er hielt kurz inne und fuhr dann fort: »Nichts außer diesem Mädchen. Hübsches kleines Ding.«
Elant errötete. »Sie bringt dich auch nicht in die Stadt. Vergiss nicht, dass meine Ratgeber annehmen, du könntest sie bedrohen. «
»Prima!«, fuhr Straff ihn an. »Dann stirbst du eben, und ich nehme die Stadt mit Gewalt ein.«
»Und Cett greift dich derweil von hinten an«, sagte Elant. »Er drückt dich gegen die Stadtmauer und zwingt dich, an allen Seiten zu kämpfen.«
»Er würde schwere Verluste erleiden«, sagte Straff. »Und danach wäre er nicht mehr in der Lage, die Stadt zu erobern und zu halten.«
»Selbst mit einer geschrumpften Streitmacht wäre er eher in der Lage, uns die Stadt wegzunehmen, als wenn er warten und dann versuchen würde, sie dir wieder abzujagen.«
Straff stand auf. »Dieses Risiko muss ich eingehen. Ich habe dich schon einmal ungeschoren zurückgelassen, Junge. Das wird mir nicht wieder passieren. Diese verfluchten Skaa hätten dich eigentlich töten und mich so von deiner Gegenwart befreien sollen.«
Elant erhob sich ebenfalls. Doch er sah die Entschlossenheit in Straffs Blick.
Es funktioniert nicht, dachte Elant, und allmählich befiel ihn Panik. Dieser Plan war ein Spiel gewesen, aber er hatte nicht wirklich daran geglaubt, dass er verlieren könnte. Er hatte seine Karten so gut ausgespielt. Doch irgendetwas stimmte nicht – irgendetwas, das er nicht vorhergesehen hatte und nicht begriff. Warum widersetzte sich Straff seinem Vorschlag so sehr?
Ich bin zu unerfahren, dachte Elant. Wenn er es in seiner Kindheit zugelassen hätte, von seinem Vater besser ausgebildet zu werden, dann wüsste er jetzt vielleicht, was er falsch gemacht hatte. Plötzlich erkannte er die brenzlige Situation. Er war umzingelt von einer feindlichen Armee. Und getrennt von Vin.
Er würde sterben.
»Warte!«, rief Elant verzweifelt.
»Ah«, sagte Straff lächelnd. »Begreifst du allmählich, in welche Lage du dich gebracht hast?« In Straffs Lächeln lag eine große Vergnügtheit. Eine große Gier. Straff hatte es schon immer genossen, anderen wehzutun, auch wenn Elant nur selten das Opfer gewesen war. Ein letzter Rest von Anstand hatte Straff meist zurückgehalten.
Anstand, der vom Obersten Herrscher erzwungen worden war. Doch in diesem Moment sah Elant die Mordlust in den Augen seines Vaters.
»Du hattest von Anfang an nicht vor, mich leben zu lassen«, erkannte Elant. »Selbst dann nicht, wenn ich dir das Atium gegeben hätte und zusammen mit dir in die Stadt gegangen wäre.«
»Du warst in dem Augenblick tot, in dem du dich entschieden hast, hierherzukommen«, meinte Straff. »Dummer Junge. Ich danke dir aber dafür, dass du mir dieses Mädchen gebracht hast. Heute Nacht werde ich sie nehmen. Mal sehen, ob sie meinen oder deinen Namen schreit, wenn ich …«
Elant lachte.
Es war ein verzweifeltes Lachen, ein Lachen über die lächerliche Lage, in die er sich gebracht hatte, ein Lachen über seine plötzlichen Sorgen und Ängste – aber vor allem war es ein Lachen über die Vorstellung, Straff könnte Vin seinen Willen aufzwingen. »Du hast keine Ahnung, wie lächerlich
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