Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
Angst.
»Leidenschaft.«
Sie gehorchte.
»Gelassenheit.«
Sie besänftigte ihn voll und ganz und sah, wie Straffs Schatten im Inneren des Zeltes steif dastand. Ein Allomant konnte niemanden zwingen, etwas Bestimmtes zu tun, und für gewöhnlich war allzu starkes Ziehen an Gefühlen oder das Drücken gegen sie wenig wirksam, weil sie dem Opfer verrieten, dass etwas nicht stimmte. Doch in diesem Fall sollte Straff deutlich spüren, dass Vin ihn beobachtete.
Lächelnd löschte sie ihr Zinn. Dann verbrannte sie Duralumin, besänftigte alle Gefühle Straffs mit explosionsartigem Druck und wischte all seine Empfindungen fort. Sein Schatten taumelte unter diesem Angriff.
Einen Augenblick später war ihr Messing verschwunden. Sie entzündete ihr Zinn wieder und ließ den Schatten im Zelt nicht aus den Augen.
»Sie ist mächtig, Vater«, sagte Elant. »Sie ist mächtiger als jeder Allomant, den du kennst. Sie hat den Obersten Herrscher getötet. Sie wurde vom Überlebenden von Hathsin ausgebildet. Und wenn du mich tötest, wird sie dich töten.«
Straff richtete sich auf, und es wurde still im Zelt.
Vin hörte Schritte hinter sich. Sie wirbelte herum und hob ihre Dolche.
Im Nachtnebel stand eine vertraute Gestalt. »Warum gelingt es mir bei dir nie, mich anzuschleichen?«, fragte Zane leise.
Vin zuckte die Achseln und wandte sich wieder dem Zelt zu. Sie stellte sich so, dass sie auch Zane sehen konnte. Er kam herbei, hockte sich neben sie und beobachtete ebenfalls die Schatten.
»Das ist wohl kaum eine wirksame Drohung«, meinte Straff gerade. »Du wirst tot sein, auch wenn mich danach deine Nebelgeborene angreift.«
»Ah, Vater«, meinte Elant. »Ich habe mich geirrt, was dein Interesse an Luthadel angeht. Doch du hast dich auch in mir geirrt – du hast dich schon immer in mir geirrt. Es ist mir egal, ob ich lebe oder sterbe – wichtig ist mir nur, dass mein Volk in Sicherheit leben kann.«
»Cett wird die Stadt einnehmen, wenn ich weg bin«, sagte Straff.
»Ich glaube, mein Volk kann ihm Widerstand leisten«, sagte Elant. »Schließlich hat er die kleinere Armee.«
»Das ist doch Idiotie!«, fuhr Straff ihn an. Er befahl seine Soldaten aber nicht näher an Elant heran.
»Bring mich um, und du wirst ebenfalls sterben«, sagte Elant noch einmal. »Und nicht nur du. Auch deine Generäle. Deine Hauptmänner. Sogar deine Obligatoren. Sie hat die Anweisung, sie alle umzubringen.«
Zane trat einen Schritt näher an Vin heran. Unter seinen Schuhen knisterten leise das gestampfte Unkraut und Gras, aus dem der Boden des Lagers bestand. »Ah«, flüsterte er, »das war klug. Egal wie stark dein Gegner ist, er kann dich nicht angreifen, solange du ihm ein Messer an die Kehle hältst.«
Zane kam noch näher, und Vin schaute ihn an. Ihre Gesichter waren im sanften Nebel kaum eine Handspanne voneinander entfernt. Er schüttelte den Kopf. »Aber warum müssen immer Leute wie du und ich dieses Messer sein?«
Drinnen im Zelt wurde Straff immer unruhiger. »Niemand ist so mächtig, mein Junge«, sagte er, »nicht einmal eine Nebelgeborene. Sie ist vielleicht in der Lage, ein paar meiner Generäle zu töten, aber mich bekommt sie niemals. Ich habe meinen eigenen Nebelgeborenen.«
»Ach ja?«, meinte Elant. »Und warum hat er Vin noch nicht umgebracht? Weil er Angst hat, sie anzugreifen? Wenn du mich tötest, Vater – wenn du auch nur eine Bewegung auf meine Stadt zumachst –, wird sie mit dem Abschlachten beginnen. Deine Männer werden wie jene Gefangenen auf dem Brunnenplatz am Tage der öffentlichen Hinrichtung sterben.«
»Ich dachte, du hast gesagt, so etwas tut er nicht«, flüsterte Zane. »Du hast behauptet, du wärest nicht sein Werkzeug. Du hast gesagt, er würde dich nicht als Mörderin einsetzen …«
Vin regte sich unbehaglich. »Er spielt nur, Zane. In Wirklichkeit würde er so etwas nie tun.«
»Eine solche Allomantin hast du noch nie gesehen, Vater«, fuhr Elant fort; seine Stimme wurde durch die Leinwand des Zeltes gedämpft. »Ich habe gesehen, wie sie gegen andere Allomanten gekämpft hat. Keiner von ihnen konnte sie auch nur berühren.«
»Stimmt das?«, fragte Zane.
Vin zögerte. Elant hatte nie zugesehen, wenn sie mit anderen Allomanten gekämpft hatte. »Er hat einmal beobachtet, wie ich ein paar Soldaten angegriffen habe, und ich habe ihm über meine Kämpfe mit anderen Allomanten berichtet.«
»Ah«, meinte Zane leise. »Es ist also nur eine kleine Lüge. Das ist wohl in Ordnung, wenn
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