Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
weiterhin Ferrochemiker gibt. Es war eine Ironie des Schicksals, dass sie genau die Art von Frau war, welche die Zuchtmeister niemals als Mutter hätten nehmen dürfen.«
»Und wie ist es doch dazu gekommen?«
»Die Zuchtmeister waren längst der Meinung, sie hätten die Ferrochemie ausgelöscht«, sagte Sazed. »Nun wollten sie den Terrisern andere Eigenschaften anzüchten – zum Beispiel Fügsamkeit und Enthaltsamkeit. Sie haben uns wie wertvolle Pferde gezüchtet, und es war für uns ein großer Glücksfall, als es
der Synode gelang, Tindwyl in dieses Programm zu schmuggeln.
Natürlich hatte Tindwyl in der Ferrochemie nur eine oberflächliche Ausbildung erhalten. Zum Glück hatte sie einige der Kupfergeister bekommen, die wir Bewahrer bei uns tragen. Daher war sie während der vielen Jahre, in denen sie eingesperrt war, in der Lage, Lebensbeschreibungen zu lesen und zu untersuchen. Erst während des letzten Jahrzehnts – als die Phase ihrer andauernden Mutterschaft vorbei war – ist es ihr gelungen, sich den anderen Bewahrern anzuschließen.« Sazed verstummte und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, im Vergleich zu ihr haben wir anderen ein Leben in Freiheit gelebt.«
»Großartig«, murmelte Vin, stand auf und gähnte. »Noch ein Grund mehr für dich, sich schuldig zu fühlen.«
»Ihr solltet schlafen, Herrin Vin«, bemerkte Sazed.
»Ein paar Stunden wenigstens«, meinte Vin, ging zur Tür und ließ ihn wieder mit seinen Studien allein.
Am Ende wird mein Stolz uns alle verdammt haben.
Kapitel 31
P hilen Frandeu war kein Skaa. Er war nie ein Skaa gewesen. Skaa stellten Dinge her, oder sie bauten Dinge an. Philen hingegen verkaufte Dinge. Das war ein gewaltiger Unterschied.
O ja, manche Leute nannten ihn trotzdem einen Skaa. Selbst jetzt noch erkannte er dieses Wort in den Blicken einiger seiner Ratskollegen. Sie betrachteten ihn und die anderen Kaufleute mit derselben Abneigung, die sie auch den acht Skaa-Arbeitern im Rat entgegenbrachten. Begriffen sie denn nicht, dass diese beiden Gruppen nichts miteinander gemein hatten?
Philen rutschte auf seiner Bank hin und her. Sollte die Ratshalle nicht wenigstens bequeme Sessel haben? Sie warteten noch auf ein paar Mitglieder; die große Uhr in der Ecke zeigte an, dass die Sitzung in einer Viertelstunde beginnen würde. Seltsamerweise war einer der Fehlenden Wager selbst. Normalerweise war König Elant immer zu früh.
Nicht mehr König, dachte Philen mit einem Lächeln. Nur noch der gute alte Elant Wager. Es war ein armseliger Name – bei weitem nicht so gut wie Philens eigener. Natürlich war er noch vor anderthalb Jahren einfach nur »Lin« gewesen. Philen Frandeu nannte er sich seit dem Zusammenbruch. Es gefiel ihm außerordentlich, dass sich die anderen daran gewöhnt hatten, ihn ohne Zögern bei diesem Namen zu nennen. Warum sollte er keinen großen Namen haben? Warum nicht den Namen eines Grafen? War Philen etwa nicht genauso viel wert wie die »Adligen«, die so überheblich auf ihren Plätzen saßen?
O ja, er war so gut wie sie. Besser sogar. Ja, sie hatten ihn Skaa
genannt – aber während jener Jahre waren sie aus Notwendigkeit zu ihm gekommen, und deshalb hatte es ihrem höhnischen Grinsen an Macht gefehlt. Er hatte ihre Unsicherheit gesehen. Sie hatten ihn gebraucht. Einen Mann, den sie Skaa genannt hatten. So etwas hätte es eigentlich im vollkommenen kleinen Reich des Obersten Herrschers gar nicht geben dürfen.
Aber die adligen Kaufleute hatten mit den Obligatoren zusammenarbeiten müssen. Und wo es Obligatoren gab, konnte sich nichts Gesetzwidriges ereignen. Und da war Philen ins Spiel gekommen. Er war so etwas wie ein Zwischenhändler gewesen. Ein Mann, der Geschäfte zwischen interessierten Parteien arrangierte, die aus gewissen Gründen den wachsamen Augen der Obligatoren entgehen wollten. Philen war niemals Mitglied einer Diebesbande gewesen. Nein, das wäre ihm zu gefährlich gewesen. Und zu ordinär.
Er war mit einem Gespür für Geld und Handel geboren worden. Wenn man ihm zwei Felsen gab, hatte er am Ende der Woche einen ganzen Steinbruch. Wenn man ihm eine Radspeiche gab, würde er sie in eine zweispännige Kutsche verwandeln. Zwei Säcke Getreide, und schon bald würde er eine ganze Schiffsladung davon zu den Märkten des fernsten Dominiums schicken. Natürlich hatten richtige Adlige die Handelsgeschäfte abgeschlossen, aber hinter all dem hatte Philen gesteckt. Er hatte ein eigenes riesiges Reich besessen.
Doch sie erkannten
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