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Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2

Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2

Titel: Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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ein hingebungsvoller Bauer gewesen.
Sazed durchsuchte seinen Kupfergeist nach einer passenden Religion für ihn. Er begann mit dem Index – einem der vielen, die er geschaffen hatte. Als er eine angemessene Religion gefunden hatte, holte er seine Erinnerungen an ihre Ausübung hervor. Die Schriften traten so frisch vor sein inneres Auge, als hätte er sie gerade erst auswendig gelernt. Mit der Zeit würden sie wie alle anderen Erinnerungen wieder verblassen, doch er beabsichtigte, sie lange vorher zurück in den Kupfergeist zu legen. Das war die Methode, mit der die Bewahrer ungeheure Mengen von Informationen speicherten.
    Heute wählte er Erinnerungen an HaDah aus, eine südliche Religion mit einer bäuerlichen Gottheit. Wie die meisten Religionen – die zuzeiten des Obersten Herrschers unterdrückt worden waren – war auch der HaDah-Glaube schon vor tausend Jahren erloschen.
    In Befolgung des Beerdigungszeremoniells von HaDah ging Sazed zu einem Baum in der Nähe – oder zumindest zu einer der buschähnlichen Pflanzen, die in dieser Gegend als Bäume galten. Er brach einen langen Zweig ab – wobei ihn die Bauern neugierig beobachteten – und trug ihn zurück zum Grab. Er beugte sich hinunter und trieb ihn am oberen Ende des Loches knapp neben dem Kopf des Leichnams in den Boden, dann stand er auf und schaufelte Erde in das Grab.
    Die Bauern sahen ihm mit ausdruckslosen Augen zu. Sie sind so niedergedrückt, dachte er. Das Östliche Dominium war das chaotischste und unruhigste der fünf Inneren Dominien. Die Männer in dieser Gruppe waren schon über die beste Zeit ihres Lebens hinaus. Die Rekrutierungsbanden hatten ganze Arbeit geleistet; die Ehemänner und Väter dieses Dorfes lagen vermutlich tot auf irgendeinem Schlachtfeld, das schon lange keine Bedeutung mehr hatte.
    Es war schwer zu glauben, dass etwas schlimmer sein konnte als die Unterdrückung durch den Obersten Herrscher. Sazed sagte sich, dass die Qualen dieser Menschen irgendwann vorbei sein und sie eines Tages wegen dem, was er und die anderen
bewirkt hatten, einen gewissen Wohlstand genießen würden. Doch er hatte gesehen, wie Bauern gezwungen gewesen waren, einander abzuschlachten; er hatte Kinder verhungern sehen, weil irgendein Despot den gesamten Nahrungsmittelvorrat eines Dorfes »beschlagnahmt« hatte. Er hatte gesehen, wie die Diebe ungehindert töteten, weil die Truppen des Obersten Herrschers nicht mehr an den Kanälen patrouillierten. Er hatte Chaos, Tod, Hass und Gesetzlosigkeit gesehen. Und er musste sich eingestehen, dass er zum Teil dafür mitverantwortlich war.
    Er füllte das Loch weiter auf. Er war zum Gelehrten und Hausverwalter ausgebildet worden; er war ein Haushofmeister aus Terris, der nützlichste, teuerste und am höchsten geschätzte Diener im Letzten Reich. Doch das hatte jetzt fast keine Bedeutung mehr. Nie zuvor hatte er ein Grab ausgehoben, doch er tat sein Bestes und versuchte pietätvoll zu sein, während er Lehm auf den Leichnam schaufelte. Überraschenderweise halfen ihm die Dorfbewohner, als er mit der Arbeit halb fertig war, und schütteten den Lehm vom Haufen in das Loch.
    Vielleicht gibt es für diese hier doch noch Hoffnung, dachte Sazed und überließ die Schaufel dankbar einem anderen, damit er das Werk beendete. Als sie fertig waren, durchstach die Spitze des HaDah-Zweiges knapp die Lehmschicht am Kopf des Grabes.
    »Warum habt Ihr das gemacht?«, fragte Teur und nickte in Richtung des Zweiges.
    Sazed lächelte. »Das ist eine religiöse Zeremonie, Hausvater Teur. Wenn du willst, kann ich das Gebet sprechen, das sie eigentlich begleiten sollte.«
    »Ein Gebet? Etwas aus dem Stahlministerium?«
    Sazed lächelte. »Nein, mein Freund. Es ist ein Gebet aus einer älteren Zeit – aus der Zeit vor dem Obersten Herrscher.«
    Die Bauern sahen einander an und machten ein verwundertes Gesicht. Teur rieb sich die gerunzelte Haut. Sie alle aber blieben stumm, als Sazed ein kurzes HaDah-Gebet sprach. Als er fertig war, wandte er sich wieder an die Bauern. »Diese Religion war unter dem Namen HaDah bekannt. Einige eurer Ahnen haben
sie vielleicht ausgeübt. Wenn ihr wollt, kann ich euch ihre Lehren beibringen.«
    Die versammelte Menge stand schweigend da. Es waren nicht viele – etwa zwei Dutzend, hauptsächlich Frauen mittleren Alters sowie einige ältere Männer. Ein einziger junger Mann mit einem Holzbein befand sich unter ihnen. Sazed war erstaunt, dass er so lange auf einer Plantage überlebt hatte. Die meisten

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