Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
Cett. »Öffnet die Stadttore für meine Soldaten.«
»Das ist unmöglich«, widersprach Elant sofort. »Erst muss ein König gewählt werden – es sei denn, es würden hier und jetzt alle Räte einstimmig für Euch sein.«
Vin lächelte. Eine Einstimmigkeit würde sich nicht erzielen lassen, solange Elant noch zum Rat gehörte.
»Pah«, meinte Cett, aber er war offenbar klug genug, die gesetzgebende Körperschaft nicht weiter zu beleidigen. »Dann erlaubt mir, dass ich mich innerhalb der Stadt niederlasse.«
Penrod nickte. »Sind alle einverstanden damit, dass sich Graf
Penrod mit, sagen wir, tausend Soldaten in der Stadt niederlässt? «
Neunzehn Abgeordnete hoben die Hand. Elant gehörte nicht zu ihnen.
»Dann ist es also entschieden«, verkündete Penrod. »Wir vertagen die Sitzung und sehen uns in zwei Wochen wieder.«
Das kann doch nicht wahr sein, dachte Elant. Ich hatte erwartet, dass Penrod eine Herausforderung für mich darstellen könnte und vielleicht in geringerem Maße auch Philen. Aber einer der Tyrannen, die unsere Stadt bedrohen? Wie können sie das nur tun? Wie können sie nur über seinen Vorschlag nachdenken?
Elant stand auf und ergriff Penrods Arm, als dieser das Podium verlassen wollte. »Ferson«, sagte Elant leise, »das ist doch Wahnsinn.«
»Wir müssen diesen Vorschlag in Erwägung ziehen, Elant.«
»Ihr wollt überlegen, ob Ihr die Einwohner dieser Stadt an einen Tyrannen verkauft?«
Penrods Miene wurde eisig, und er schüttelte Elants Hand ab. »Hört mir zu, mein Junge«, sagte er ruhig. »Ihr seid ein guter Mann, aber Ihr seid schon immer ein Idealist gewesen. Ihr habt Eure Zeit mit Büchern und Philosophie verbracht. Ich dagegen habe mein Leben lang in der Politik mit den Mitgliedern des Hofes gekämpft. Ihr kennt die Theorien, ich kenne die Menschen.«
Er drehte sich um und deutete mit dem Kopf in Richtung des Publikums. »Seht sie Euch an, mein Junge. Sie sind entsetzt. Was können Eure Träume für sie tun, wenn sie zu verhungern drohen? Ihr redet von Freiheit und Gerechtigkeit, während zwei Armeen sich darauf vorbereiten, ihre Familien abzuschlachten.«
Penrod wandte sich wieder Elant zu und schaute ihm tief in die Augen. »Das System des Obersten Herrschers war nicht vollkommen, aber es hat diesen Leuten Sicherheit geboten. Nicht einmal das haben wir mehr. Eure Ideale können keine Armeen bezwingen. Cett mag ein Tyrann sein, aber wenn ich die Wahl
zwischen ihm und Straff habe, dann würde ich auf jeden Fall Cett wählen. Vermutlich hätten wir ihm die Stadt schon vor Wochen übergeben, wenn Ihr uns nicht daran gehindert hättet.«
Penrod nickte Elant zu, drehte sich um und gesellte sich zu einigen Adligen, die gerade gehen wollten. Elant stand eine Weile still da.
Ihm fiel ein Abschnitt aus Ytves’ Studien über die Revolution ein: Wir haben ein merkwürdiges Phänomen im Zusammenhang mit jenen Rebellengruppen beobachtet, die vom Letzten Reich abfallen und um Autonomie bemüht sind. In fast allen Fällen brauchte der Oberste Herrscher seine Armeen nicht zur Niederschlagung der Rebellionen auszusenden. Als seine Agenten in den Unruhegebieten eintrafen, hatten sich die Rebellen bereits selbst zugrunde gerichtet.
Es hat den Anschein, als falle es den Rebellen schwerer, das Chaos des Übergangs zu ertragen als die Tyrannei, die sie vorher erduldet hatten. Freudig heißen sie neue Autorität – auch unterdrückende Autorität – willkommen, denn das ist für sie weniger schwer zu ertragen als Unsicherheit.
Vin und die anderen kamen zu ihm auf das Podium. Er legte den Arm um Vins Schultern und stand still da, während er zusah, wie die Leute das Gebäude verließen. Cett saß inmitten einer Gruppe aus Ratsherren und verabredete sich mit ihnen zu Einzelgesprächen.
»Zumindest wissen wir, dass er ein Nebelgeborener ist«, sagte Vin.
Elant wandte sich an sie. »Hast du Allomantie bei ihm gespürt? «
Vin schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Woher willt du es dann wissen?«, fragte Elant.
»Sieh ihn dir doch einmal an«, sagte Vin und deutete auf ihn. »Er tut so, als könne er nicht laufen – damit will er doch irgendetwas verbergen. Was wirkt unschuldiger als ein Krüppel? Kennst du einen besseren Weg, die Tatsache zu verbergen, dass er ein Nebelgeborener ist?«
»Vin, meine Liebe«, sagte Weher, »Cett ist seit seiner Kindheit
verkrüppelt, als eine Krankheit seine Beine nutzlos gemacht hat. Er ist kein Nebelgeborener.«
Vin hob eine Braue. »Das muss die
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