Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
gerade erst in die Stadt gekommen«, sagte Hamm und rieb sich das Kinn. »Für ihn wäre es ein Leichtes gewesen, ein paar Soldaten auszusenden, die heimlich das Gift hineinwerfen. «
»Für mich sieht das mehr nach meinem Vater aus«, sagte Elant. »Damit unsere Anspannung steigt und er sich an uns rächen kann, weil wir ihn in seinem eigenen Lager zum Narren gehalten haben. Außerdem besitzt er diesen Nebelgeborenen, der das Gift ohne Schwierigkeiten auslegen konnte.«
Allerdings war Cett genau dasselbe passiert. Weher hatte seine Trinkwasservorräte vergiftet, bevor er in die Stadt geflohen war. Elant biss die Zähne zusammen. Es war unmöglich herauszufinden, wer hinter diesem Angriff steckte.
Wie dem auch sei, die vergifteten Brunnen stellten ein großes Problem dar. Natürlich gab es noch andere in der Stadt, aber
diese waren genauso verwundbar. Vielleicht würden die Einwohner ihr Wasser von jetzt an aus dem Fluss holen müssen, was sehr viel weniger gesund war, denn das Wasser war brackig und durch die Abfälle der Armeelager sowie der Stadt selbst bereits verseucht.
»Postiere Wachen an den Brunnen«, sagte Elant. »Nagle sie zu, stell Warnschilder auf und sag den Heilern, sie sollen sorgfältig nach anderen Krankheitsherden Ausschau halten.«
Die Schlinge zieht sich immer stärker um uns zu, dachte er, als Hamm nickte. Wenn das so weitergeht, werden wir aufgeben müssen, lange bevor der Winter vorbei ist.
Nach einem kleinen Abstecher zu einem späten Abendessen, bei dem das Gespräch über erkrankte Diener sie mit Sorgen erfüllt hatte, sah Vin nach Elant, der gerade von einem Gang durch die Stadt mit Hamm zurückgekehrt war. Danach setzten Vin und OreSeur ihre ursprüngliche Suche fort. Sie wollten Docksohn finden.
In der Palastbibliothek stießen sie schließlich auf ihn. Dieser Raum war früher Straffs Arbeitszimmer gewesen. Elant fand die Neugestaltung des Zimmers aus irgendeinem Grunde lustig.
Für Vin war die Lage der Bibliothek nicht annähernd so lustig wie deren Inhalt. Oder eher deren fehlender Inhalt. Obwohl der Raum von Regalen gesäumt war, zeigten sie alle die Spuren von Elants Beutezügen. Die Buchreihen wurden immer wieder durch leere Stellen unterbrochen; ein Band nach dem anderen war entfernt worden, als ob Elant ein Raubtier wäre, das langsam die Herde dezimierte.
Vin lächelte. Vermutlich würde es nicht mehr lange dauern, bis Elant jedes einzelne Buch aus dieser kleinen Bibliothek an sich gebracht hatte. Er trug die Bände hoch in sein eigenes Arbeitszimmer und legte sie auf die Stapel dort – angeblich um sie irgendwann zurückzubringen. Doch immer noch befanden sich viele Bücher hier – Kontobücher, Bücher mit Zahlen, Notizbücher
mit Finanzberechnungen. All das war für Elant nur von geringem Interesse.
Docksohn saß am Schreibtisch und machte Eintragungen in eines der Kontobücher. Er bemerkte ihr Eintreten, schaute mit einem Lächeln zu ihr herüber und arbeitete sofort weiter; vermutlich wollte er seinen Platz nicht an sie verlieren. Vin wartete darauf, dass er fertig wurde; OreSeur blieb dabei an ihrer Seite.
Von allen Mitgliedern der Mannschaft hatte sich Docksohn während des letzten Jahres am stärksten verändert. Sie erinnerte sich an ihre ersten Eindrücke von ihm, die sie in Camons Schlupfwinkel erhalten hatte. Docksohn war Kelsiers rechte Hand und der »realistischere« der beiden gewesen. Doch er hatte stets so gewirkt, als belustige ihn die Rolle des praktischen Teils. Er hatte nicht gegen Kelsier gearbeitet, sondern ihn ergänzt.
Aber Kelsier war tot. Was tat Docksohn jetzt? Wie immer trug er den Anzug eines Adligen, und von allen Mitgliedern der Mannschaft stand er ihm am besten. Wenn er nun noch seinen kurzen Bart abnähme, könnte er als Adliger durchgehen – nicht als reicher Höfling, aber als Graf mittleren Alters, der sein ganzes Leben damit verbracht hatte, für den Herrn eines großen Hauses die Handelsgeschäfte zu erledigen.
Er machte gerade Eintragungen in seinen Büchern, aber das hatte er schon immer getan. Noch immer spielte er die Rolle des Verantwortungsbewussten in der Mannschaft. Was also war anders geworden? Er war noch immer dieselbe Person und tat dieselben Dinge. Es war nur ein Gefühl. Das Lachen war verschwunden, und auch das stille Vergnügen an den Absonderlichkeiten der Menschen, die ihn umgaben. Ohne Kelsier war Docksohn nicht mehr mäßigend, sondern … langweilig.
Und das war es, was Vin misstrauisch machte.
Es
Weitere Kostenlose Bücher