Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
sorglos in seine Pläne ein?«
»Weil du sein Sohn bist«, flüsterte Vin. »Und Elants Bruder.«
Zane nickte.
»Elant …«
»Weiß nichts von mir«, versicherte Zane ihr. »Frag ihn bei Gelegenheit einmal nach den sexuellen Gewohnheiten unseres Vaters.«
»Darüber weiß ich schon Bescheid«, sagte Vin. »Straff hält sich viele Geliebte.«
»Aus mehreren Gründen«, meinte Zane. »Mehr Frauen bedeuten mehr Kinder. Mehr Kinder bedeutet mehr Allomanten. Mehr Allomanten bedeutet mehr Gelegenheiten, einen nebelgeborenen Sohn als Mordwerkzeug zu bekommen.«
Der von einer Brise herbeigewehte Nebel fuhr über sie beide. In der Ferne klapperte die Rüstung eines Soldaten auf Patrouille.
»Solange der Oberste Herrscher lebte, konnte ich mich nicht offen zeigen«, sagte Zane. »Du weißt, wie streng die Obligatoren waren. Ich bin unbeachtet im Schatten aufgewachsen. Du hast auf der Straße gelebt. Ich nehme an, dass das schrecklich war. Aber stell dir einmal vor, wie es ist, wenn du wie ein Aasfresser in deinem eigenen Zuhause lebst, nicht anerkannt von deinem Vater und behandelt wie ein Bettler. Stell dir vor, du beobachtest deinen Bruder, einen Jungen, der genauso alt ist wie du, aber privilegiert aufwächst. Stell dir vor, wie er die Dinge
verachtet, nach denen du dich sehnst. Bequemlichkeit, Müßiggang, Liebe …«
»Du musst ihn hassen«, flüsterte Vin.
Zane schüttelte heftig den Kopf. »Nein. Warum soll ich einen Mann für das hassen, was er ist? Elant hat mir nichts getan – zumindest nicht direkt. Außerdem hat Straff schließlich einen Grund gefunden, aus dem er mich doch brauchen konnte. Nachdem es in mir geschnappt hatte, kam er endlich zu dem Spielzeug, das er schon seit zwanzig Jahren haben wollte. Nein, ich hasse Elant nicht. Aber manchmal beneide ich ihn. Er hat alles. Trotzdem scheint er es nicht zu schätzen.«
Leise stand Vin auf. »Es tut mir leid.«
Zane schüttelte den Kopf. »Bedauere mich nicht, Frau. Wenn ich Elant wäre, dann wäre ich kein Nebelgeborener. Dann würde ich den Nebel nicht verstehen, und ich wüsste nicht, was es heißt, allein und gehasst aufzuwachsen.« Er sah ihr in die Augen. »Glaubst du nicht auch, dass ein Mann die Liebe viel mehr schätzen kann, wenn er gezwungen war, so lange ohne sie zu leben?«
»Ich …«
Zane wandte sich von ihr ab. »Wie dem auch sei«, meinte er, »ich bin heute Nacht nicht hergekommen, um mich über meine Kindheit zu beklagen. Ich bin gekommen, um dich zu warnen.«
Vin spannte sich an.
»Vor kurzer Zeit«, fuhr Zane fort, »hat mein Vater einige Hundert Flüchtlinge durch seine Barrikaden hindurchgelassen, damit sie in die Stadt ziehen können. Du weißt von der Koloss-Armee? «
Vin nickte. »Sie hat vor kurzem die Stadt Suisna angegriffen und geplündert. «
Vin zuckte vor Entsetzen zusammen. Suisna lag nur eine Tagesreise von Luthadel entfernt. Die Kolosse waren offenbar schon sehr nahe.
»Die Flüchtlinge sind zu meinem Vater gekommen, weil sie
sich von ihm Hilfe versprochen haben«, sagte Zane. »Er hat sie weiter zu euch geschickt.«
»Damit die Einwohner der Stadt noch mehr Angst bekommen«, meinte Vin. »Und damit unsere Vorräte noch schneller abnehmen.«
Zane nickte. »Ich wollte dich nur warnen. Sowohl vor den Flüchtlingen als auch vor dem Befehl, den mein Vater mir gegeben hat. Denk über mein Angebot nach, Vin. Denk über diesen Mann nach, der behauptet, er liebt dich. Du weißt, dass er dich nicht versteht. Wenn du ihn verlässt, ist es das Beste für euch beide.«
Vin runzelte die Stirn. Zane neigte leicht den Kopf in ihre Richtung und sprang dann plötzlich in die Nacht hinein, indem er sich mit seiner Allomantie von dem Metalldach abdrückte. Sie glaubte immer noch nicht daran, was er ihr über Elant gesagt hatte. Er sah es in ihren Augen.
Nun gut, der Beweis würde noch kommen. Bald würde sie es sehen. Bald würde sie erkennen, was Elant Wager wirklich von ihr hielt.
Aber jetzt tue ich es. Nun soll bekanntgemacht werden, dass ich, Kwaan, Weltenbringer von Terris, ein Betrüger bin.
Kapitel 35
E s war, als ginge sie wieder auf einen Ball.
Das prächtige kastanienfarbene Kleid hätte wunderbar auf eines jener Feste gepasst, an denen sie in den Monaten vor dem Zusammenbruch teilgenommen hatte. Es war ein etwas unübliches, aber nicht unmodisches Kleid. Die Veränderungen machten es nur zu etwas Besonderem.
Durch sie konnte sich Vin freier bewegen; sie war in der Lage, anmutiger zu gehen und sich
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