Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
fliegen.
All das hatte sie schon öfter getan. Es war kaum anders, als Münzen zu werfen und mit ihrer Hilfe herumzuspringen. Man musste nur in ständiger Bewegung bleiben. Als sie mit ihrer inneren Kraft gegen das zweite Hufeisen drückte und sich dadurch abermals in die schneeerfüllte Luft warf, griff sie hinter sich und zog heftig an dem ersten Eisen.
Es war nirgendwo verankert, also sprang es hinter ihr in die Luft und kam auf sie zu, während Vin ein drittes Hufeisen auf die Erde warf. Sie ließ das erste Eisen los; der Schwung trieb es über ihrem Kopf vorwärts. Es fiel zu Boden, als sie gegen das dritte Eisen drückte und an dem zweiten zog, das nun schon weit hinter ihr lag.
Das wird schwierig, dachte sie und zog die Stirn vor Anspannung kraus, als sie über das erste Eisen hinwegflog und sich von ihm abstieß. Doch sie hatte nicht den richtigen Winkel erwischt, und sie stieg zu tief herab, bevor sie wieder drücken konnte. Das Hufeisen schoss hinter ihr her und verlieh ihr nicht genug Schwung, um in der Luft zu bleiben. Hart prallte sie auf den Boden, doch sofort zog sie das Eisen an sich heran und versuchte es noch einmal.
Die ersten Versuche waren unbefriedigend. Die größte Schwierigkeit bestand darin, den passenden Winkel zu finden.
Sie musste das Hufeisen mit der richtigen Kraft nach unten werfen, sodass es am Boden blieb, und gleichzeitig weit genug nach vorn, damit sie ihre Richtung beibehalten konnte. In der ersten Stunde musste sie oft landen und die Hufeisen aufsammeln. Doch ihr blieb nicht viel Zeit für Experimente, und ihre Entschlossenheit drängte sie dazu, sich zu sputen.
Schließlich gelang es ihr mit drei Hufeisen recht gut. Es half, dass der Boden feucht war und ihr Gewicht die Eisen in die Erde drückte, was ihr eine bessere Verankerung gab, wenn sie sich nach vorn abdrückte. Bald war sie in der Lage, ein viertes Eisen einzusetzen. Je mehr sie drückte – und je mehr Hufeisen sie verwendete, von denen sie sich abdrücken konnte –, desto schneller kam sie voran.
Als das Dorf eine halbe Stunde hinter ihr lag, nahm sie ein fünftes Hufeisen hinzu. Nun flogen andauernd Metallteile durch die Luft. Vin zog, dann drückte sie, dann zog und drückte sie wieder und jonglierte sich auf diese Weise mit vollkommener Zielstrebigkeit durch die Luft.
Der Boden flog unter ihr hinweg, und über ihr schwirrten die Hufeisen dahin. Der Wind brüllte, als sie sich auf ihrem Weg nach Süden immer schneller abdrückte. Sie war nur noch ein Gewirbel aus Metall und Bewegung – wie es Kelsier am Ende gewesen war, als er den Inquisitor getötet hatte.
Doch ihr Metall sollte nicht töten, sondern retten. Ich komme zwar vielleicht nicht mehr rechtzeitig an, dachte sie, während die Luft sie umtoste. Aber ich werde nicht auf halbem Weg aufgeben.
Ich habe einen jungen Neffen namens Raschek. Er hasst alles, was aus Khlennium stammt, mit der Leidenschaft der neidischen Jugend. Vor allem hasst er Alendi – obwohl sich die beiden nie begegnet sind –, denn Raschek fühlt sich verraten, weil einer unserer Unterdrücker zum Helden aller Zeitalter auserwählt worden ist.
Kapitel 53
S traff fühlte sich bereits wieder recht wohl, als seine Armee den letzten Hügelkamm erstieg und auf Luthadel herunterschaute. Heimlich hatte er einige Drogen aus seinem Schrank ausprobiert, und er war sich inzwischen ziemlich sicher, was Amaranta ihm gegeben hatte: Schwarzfrans. Es war eine wirklich üble Droge. Er würde sich langsam entwöhnen müssen, doch fürs Erste machten ihn ein paar Blätter davon stärker und wacher, als er je gewesen war. Er fühlte sich tatsächlich großartig.
Er war sicher, dass die Einwohner von Luthadel dasselbe von sich nicht behaupten konnten. Die Kolosse umschwärmten die äußere Mauer und schlugen noch immer auf einige Tore im Norden und Osten ein. Rauch stieg aus der Stadt auf.
»Unsere Späher sagen, dass die Kreaturen vier Stadttore durchbrochen haben, Herr«, sagte Janarle. »Als Erstes haben sie das Osttor überwunden und sind dort auf heftigen Widerstand gestoßen. Als Nächstes ist das Nordosttor gefallen, dann das nordwestliche Tor, aber bei beiden kämpfen die Truppen noch und schlagen sich gut. Der Hauptangriff hat im Norden stattgefunden. Die Kolosse ziehen von dort aus brandschatzend und plündernd durch die Stadt.«
Straff nickte. Das Nordtor, dachte er. Das Tor, das der Festung Wager am nächsten liegt.
»Sollen wir angreifen, Herr?«, fragte Janarle.
»Wann ist das
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