Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
warteten Hunderte auf eine Gelegenheit, in die Stadt eindringen zu können, aber in ihrer Hast, Sazeds Geschoss aus dem Weg zu springen, stolperten sie über die Toten.
Sazed rutschte auf dem Blut aus, als er sich einen zweiten Körper schnappte und ihn zur Seite warf. »Zu mir! «, schrie er in der Hoffnung, dass genügend Männer in seiner Nähe waren, die ihn hören und ihm gehorchen konnten.
Zu spät erkannten die Kolosse, was er vorhatte. Er trat einen weiteren Leichnam aus dem Weg, rammte seinen Körper gegen den offenen Torflügel, berührte seinen Eisengeist und zog all das Gewicht heraus, das er darin gespeichert hatte. Sofort wurde er viel schwerer. Dieses Gewicht prallte nun gegen das Tor und schob es allmählich zu.
Die Kolosse rannten nun von der anderen Seite wieder gegen das Tor an. Sazed schob Leichen aus dem Weg und drückte sich von innen gegen den Flügel, bis dieser ganz geschlossen war. Er tastete tiefer in seinen Eisengeist hinein und sog dessen kostbare Reserven mit beängstigender Geschwindigkeit aus. Er wurde so schwer, dass er spürte, wie ihn sein eigenes Gewicht zu Boden zwang, und nur seine angewachsene Stärke ermöglichte es ihm, auf den Beinen zu bleiben. Wütende Kolosse warfen sich gegen das Tor, aber er hielt es verschlossen. Er wehrte die Angriffe ab, indem er Brustkorb und Hände gegen das raue Holz presste und die Zehen zwischen den unebenen Pflastersteinen
verankerte. Aufgrund seines Messinggeistes spürte er nicht einmal die Kälte, obwohl Asche, Schnee und Blut zu seinen Füßen zusammentrieben.
Die Männer schrieen auf. Einige starben. Andere drückten mit ihrem eigenen Gewicht gegen das Tor, und Sazed warf einen kurzen Blick hinter sich. Der Rest der Soldaten bildete einen Halbkreis und schützte so das Tor vor den Kolossen, die sich schon in der Stadt befanden. Die Männer kämpften tapfer mit dem Rücken zum Tor, das nur wegen Sazeds Kraft nicht aufflog.
Dennoch kämpften sie. Sazed stieß trotzige Schreie aus. Immer wieder glitt er mit den Füßen aus, aber er hielt das Tor, während seine Männer die im Hof verbliebenen Kolosse töteten. Dann stürmte eine Soldatengruppe von der Seite auf den Platz; sie hatten einen langen Baumstamm bei sich. Sazed wusste nicht, wo sie ihn gefunden hatten, und es war ihm auch egal, als sie ihn an die Stelle hoben, wo zuvor der gewaltige Riegel des Tores gewesen war.
Sein Gewicht nahm ab; der Eisengeist war leer. Ich hätte während der letzten Jahre mehr davon speichern sollen, dachte er, stieß einen Seufzer der Erschöpfung aus und sackte vor dem verriegelten Tor zu Boden. Der Vorrat war ihm so groß erschienen, doch er war gezwungen gewesen, eine Menge davon zu verbrauchen, als er die Kolosse aus dem Weg geschoben und gegen sie gekämpft hatte.
Das Gewicht habe ich lediglich immer dann aufgespeichert, wenn ich mich leichter machen wollte. Das schien mir immer der einzige Sinn des Eisens zu sein.
Er ließ sein Weißblech los und spürte, wie sein Körper schrumpfte. Glücklicherweise hinterließ die vorübergehende Dehnung keine schlaffe Haut. Er kehrte einfach nur zu seinem gewöhnlichen Selbst zurück und verspürte schreckliche Erschöpfung und schwache Schmerzen. Die Kolosse hämmerten weiterhin gegen das Tor. Der gesamte Hof davor war rot von hellem Kolossblut, als wäre er angemalt worden. Es mischte sich mit dem dunkleren Menschenblut. Ekelhafte blaue Körperhaufen
lagen allein oder zusammengeworfen da und waren durchsetzt mit verdrehten und zerrissenen Fleischstücken, die oft das Einzige waren, was von den menschlichen Körpern übrig geblieben war, nachdem die Schwerter der grausamen Kolosse sie getroffen hatten.
Von der anderen Seite ging das Schlagen gegen das Tor weiter; es klang wie gewaltiges Trommeln. Es steigerte sich zu einer rasenden Schnelligkeit, und das Tor erzitterte umso mehr, je verzweifelter die Kolosse wurden. Vermutlich rochen sie das Blut und spürten das Fleisch, das beinahe ihres gewesen wäre.
»Dieser Stamm wird nicht lange halten«, sagte einer der Soldaten leise; ein wenig Asche flog ihm ins Gesicht. »Außerdem geben die Angeln nach. Bald werden sie durchbrechen.«
Sazed taumelte auf die Beine. »Und wir werden wieder kämpfen. «
»Herr!«, rief eine Stimme. Sazed drehte sich um und sah, wie einer von Docksohns Boten um die Leichen herumritt. »Graf Docksohn sagt, dass …« Er verstummte und bemerkte erst jetzt, dass Sazeds Tor wieder geschlossen war. »Wie …«, begann
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