Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
nicht im Stich lassen.«
»Eine edle Haltung, Herr«, sagte Sazed. »Aber die Menschen, die sich mir angeschlossen haben, sind Eure Untertanen. Wollt Ihr sie bei ihrer Flucht nach Norden im Stich lassen?«
Penrod hielt inne. Doch dann schüttelte er wieder den Kopf. »Es wird keine Flucht nach Norden geben, Terriser. Die Festung Hasting ist eines der höchsten Gebäude in der Stadt. Von hier aus können wir sehen, was die Kolosse tun. Sie werden euch nicht entkommen lassen.«
»Vielleicht fangen sie bald mit den Plünderungen an«, erwiderte Sazed. »Dann könnte es uns möglich sein, an ihnen vorbeizukommen. «
»Nein«, sagte Penrod; seine Stimme hallte unheimlich durch die verschneiten Straßen. »Mein Zinnauge behauptet, dass die Kreaturen schon die Menschen angegriffen haben, die du durch
das Nordtor geschickt hast. Und jetzt sind die Kolosse hierher unterwegs. Sie kommen auf uns zu.«
Als Schreie durch die fernen Straßen drangen und allmählich näher kamen, wusste Sazed, dass Penrods Worte der Wahrheit entsprachen. »Dann öffnet die Tore, Penrod!«, rief Sazed. »Lasst die Flüchtlinge herein!« Rettet ihr Leben für ein paar weitere erbärmliche Augenblicke.
»Es ist nicht genug Platz hier drinnen«, sagte Penrod. »Und uns bleibt keine Zeit mehr dazu. Wir alle sind dem Untergang geweiht.«
»Ihr müsst uns hereinlassen!«, kreischte Sazed.
»Es ist schon merkwürdig«, sagte Penrod mit sanfterer Stimme. »Als ich dem Wager-Jungen den Thron weggenommen habe, habe ich ihm damit das Leben gerettet – und mein eigenes beendet. Ich konnte die Stadt nicht retten, Terriser. Mein einziger Trost besteht darin, dass Elant es meiner Meinung nach auch nicht geschafft hätte.«
Er drehte sich um und verschwand irgendwo hinter der Mauer.
»Penrod!«, rief Sazed noch einmal.
Doch er erschien nicht wieder. Die Sonne ging unter, die Nebel zogen auf, und die Kolosse kamen.
Vin fällte einen weiteren Koloss, sprang dann zurück und drückte sich von einem am Boden liegenden Schwert ab. Sie schoss fort von der Meute, atmete schwer und blutete aus einer Anzahl kleinerer Wunden. Allmählich wurde ihr Arm taub; eines der Geschöpfe hatte ihr einen Schlag dagegen versetzt. Sie konnte töten – besser als jeder, den sie kannte. Doch sie konnte nicht auf ewig kämpfen.
Sie landete auf einem Dach, stolperte und sank mit den Knien in eine Schneewehe. Die Kolosse brüllten und heulten hinter ihr, und Vin wusste, dass sie kommen und sie jagen und zur Strecke bringen würden. Sie hatte Hunderte von ihnen umgebracht,
doch was waren ein paar Hundert bei einer Armee von über zwanzigtausend?
Was hast du erwartet?, sagte sie zu sich selbst. Warum hast du weitergekämpft, nachdem Sazed außer Gefahr war? Hast du etwa geglaubt, du könntest sie alle aufhalten? Du könntest jeden einzelnen Koloss der Armee töten?
Einmal hatte sie Kelsier davon abgehalten, allein gegen eine ganze Armee anzurennen. Er war zwar ein großer Mann gewesen, aber doch nur ein Einzelner. Er hätte keine Armee aufhalten können – genauso wenig wie sie selbst.
Ich muss die Quelle finden, dachte sie entschlossen. Sie verbrannte Bronze, und das Pochen – das sie während der Schlacht nicht beachtet hatte – wurde sehr laut in ihren Ohren.
Doch es half ihr nicht besonders. Jetzt wusste sie, dass es seinen Ursprung in dieser Stadt hatte, aber es ertönte von überall um sie herum. Es war so mächtig und allgegenwärtig, dass sie seine Richtung nicht bestimmen konnte.
Außerdem – wer sagte ihr, dass ihr diese Quelle helfen würde? Wenn Sazed gelogen hatte, was ihren Ort anging – er war sogar so weit gegangen, eine gefälschte Karte zu zeichnen –, welche Lügen hatte er dann sonst noch erzählt? Die Macht der Quelle hielt vielleicht den Nebel auf, aber was konnte sie für das brennende und untergehende Luthadel tun?
Enttäuscht schlug sie in kniender Haltung mit den Fäusten auf das Dach ein. Sie hatte sich als zu schwach erwiesen. Was nützte es, zurückzukehren und die anderen beschützen zu wollen, wenn sie dazu nicht in der Lage war?
Sie kniete noch einige Augenblicke und atmete stoßweise. Schließlich zwang sie sich auf die Beine und sprang in die Luft, während sie eine Münze zu Boden warf. Ihr Metall war beinahe aufgebraucht. Sie hatte kaum mehr genug Stahl für ein paar Sprünge. Kurz vor Krediksheim, dem Hügel der tausend Türme, wurde sie langsamer. Sie zog an einer der Metallspitzen auf dem Dach des Palastes, wirbelte durch die
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