Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
ist alles, Herrin«, meinte OreSeur. »Er verlangt mehr als nur einfache Dienste. Er verlangt Eifer und Hingabe. Er ist der Kandra. Indem wir ihn erfüllen, dienen wir unserem Volk.«
Vin zuckte die Achseln. Die drei schwiegen. Elant zog ein Buch aus der Tasche, und Vin lehnte sich gegen ihn. OreSeur legte sich hin und besetzte dadurch die ganze Bank gegenüber den beiden Menschen. Schließlich rollte die Kutsche in den Hof der Festung ein, und Vin stellte fest, dass sie sich auf ein warmes Bad freute. Doch gerade als sie aus der Kutsche kletterten, lief eine Wache auf Elant zu. Das Zinn erlaubte Vin mitzuhören, was der Mann sagte, obwohl er noch weit von ihr entfernt war.
»Euer Majestät«, flüsterte der Wächter, »unser Bote hat Euch also erreicht?«
»Nein«, antwortete Elant und runzelte die Stirn, während Vin herbeikam. Der Soldat schenkte ihr einen raschen Blick, redete aber weiter; die Soldaten wussten, dass Vin Elants wichtigste Leibwächterin und Vertraute war. Dennoch schien der Mann seltsam besorgt zu sein, als er sie sah.
»Wir, äh, wollen nicht lästig sein«, sagte der Soldat. »Das ist der Grund, warum wir so ruhig geblieben sind. Wir haben uns nur gefragt, ob alles in Ordnung ist.« Während er redete, sah er Vin an.
»Worum geht es?«, fragte Elant.
Der Wächter wandte sich wieder an den König. »Um den Leichnam in Herrin Vins Zimmer.«
Der »Leichnam« war in Wirklichkeit ein Skelett – ein völlig abgenagtes ohne jede Spur von Blut oder Gewebe, die seine weiße Oberfläche hätten trüben können. Allerdings war eine große Anzahl von Knochen gebrochen.
»Es tut mir leid, Herrin«, sagte OreSeur. Er sprach so leise, dass nur sie ihn hören konnte. »Ich hatte angenommen, dass Ihr für die Beseitigung sorgen würdet.«
Vin nickte. Das Skelett war natürlich das, welches OreSeur benutzt hatte, bevor sie ihm seinen Tierkörper gegeben hatte. Die Zimmermädchen hatten die Tür unverschlossen vorgefunden – das war Vins gewöhnliches Zeichen dafür, dass sie eine Reinigung des Zimmers wünschte – und waren eingetreten. Vin hatte die Knochen in einen Korb gelegt und vorgehabt, sich später um sie zu kümmern. Anscheinend hatten die Zimmermädchen neugierig in dem Korb nachgesehen und eine ziemliche Überraschung erlebt.
»Es ist alles in Ordnung, Hauptmann«, sagte Elant zu der jungen Wache; es handelte sich um Hauptmann Demoux, den Vizekommandanten der Palastwache. Hamm verabscheute
zwar Uniformen, aber dieser Mann schien sehr darauf zu achten, seine eigene Uniform sauber und in Form zu halten.
»Es ist gut, dass ihr darüber Stillschweigen bewahrt habt«, sagte Elant. »Wir wussten bereits von diesen Knochen. Sie sind kein Grund zur Besorgnis.«
Demoux nickte »Wir hatten uns schon gedacht, dass etwas ganz Bestimmtes dahintersteckt.« Er sah Vin nicht an, während er sprach.
Etwas ganz Bestimmtes, dachte Vin. Großartig. Ich frage mich, was ich nach der Meinung dieses Mannes hier getan habe. Nur wenige Skaa wussten, was ein Kandra war, und Demoux hatte sicherlich keine Ahnung, welche Bedeutung diese Überreste hatten.
»Könntest du sie in aller Stille für mich entsorgen, Hauptmann? «, fragte Elant und deutete mit dem Kopf auf die Knochen.
»Selbstverständlich, Euer Majestät«, antwortete der Gardist.
Vermutlich nimmt er an, dass ich diese Person gefressen habe, dachte Vin und seufzte. Dass ich ihr das Fleisch von den Knochen gesaugt habe.
Was von der Wahrheit gar nicht so weit entfernt war.
»Euer Majestät«, sagte Demoux. »Sollen wir auch den anderen Leichnam wegschaffen?«
Vin erstarrte.
»Den anderen?«, fragte Elant langsam.
Der Gardist nickte. »Nachdem wir dieses Skelett gefunden hatten, haben wir ein paar Spürhunde hergebracht. Die Hunde haben keinen Mörder gefunden, dafür aber einen weiteren Leichnam. Genau wie diesen hier – eine Ansammlung von Knochen, vollkommen von allem Fleisch gesäubert.«
Vin und Elant wechselten einen raschen Blick. »Zeig ihn uns«, befahl Elant.
Demoux nickte, führte sie aus dem Zimmer und gab dabei ein paar geflüsterte Anordnungen an einen seiner Männer. Die vier – drei Menschen und ein Kandra – gingen den Korridor entlang zu einer Reihe von Gästezimmern, die nur sehr selten benutzt
wurden. Demoux entließ den Soldaten, der vor einer der Türen Wache stand, und führte die anderen hinein.
»Diese Leiche lag nicht in einem Korb, Euer Majestät«, erklärte Demoux. »Sie war in einem Wandschrank versteckt. Ohne
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