Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
sich. Langsam, aber stetig schwang es nach innen und eröffnete den Blick auf eine lange, dunkle Halle.
Sazed ließ den Weißblechgeist los und kehrte zu seinem normalen Selbst zurück. Marsch schlenderte in den Konvent hinein; seine Füße wirbelten den Nebel umher, der inzwischen durch das geöffnete Tor eindrang.
»Marsch?«, fragte Sazed.
Der Inquisitor drehte sich zu ihm um.
»Ich werde da drinnen nichts sehen können.«
»Deine Ferrochemie …«
Sazed schüttelte den Kopf. »Ich kann mit ihr zwar besser in der Dunkelheit sehen als ein gewöhnlicher Mensch, aber nur, wenn wenigstens ein bisschen Licht da ist. Außerdem wäre mein Zinngeist innerhalb weniger Minuten aufgebraucht, wenn ich so stark auf ihn zurückgreifen müsste. Ich benötige eine Lampe.«
Marsch regte sich zunächst nicht, doch schließlich nickte er. Er ging in die Finsternis hinein und war rasch aus Sazeds Blickfeld verschwunden.
Aha, dachte Sazed. Inquisitoren brauchen kein Licht. Es war so, wie er es erwartet hatte. Die Stacheln füllten Marschs Augenhöhlen vollkommen aus und hatten die Augäpfel restlos zerstört. Welche seltsame Kraft es den Inquisitoren auch immer erlaubte, zu sehen, sie wirkte anscheinend in der Dunkelheit genauso wie bei Tageslicht.
Kurz darauf kehrte Marsch zurück und hielt eine Laterne in der Hand. Wegen der Ketten, die Sazed in dem abgestürzten Käfig bemerkt hatte, nahm Sazed an, dass die Inquisitoren eine
beträchtliche Anzahl von Sklaven und Dienern gehabt hatten. Wo waren sie jetzt? Waren sie geflohen?
Sazed zündete die Laterne mit einem Feuerstein aus seinem Gepäck an. Das geisterhafte Licht erhellte nun eine kahle, einschüchternde Halle. Er betrat den Konvent, hielt die Lampe hoch und begann damit, den kleinen Kupferring an seinem Finger zu füllen, damit dieser zu einem Kupfergeist wurde.
»Große Räume«, flüsterte er, »ohne Schmuck.« Er hätte diese Worte nicht sagen müssen, aber er hatte herausgefunden, dass ihm lautes Aussprechen dabei half, deutliche Erinnerungen zu bilden. Dann konnte er sie in seinen Kupfergeist einspeisen.
»Offenbar hatten die Inquisitoren eine Vorliebe für Stahl«, fuhr er fort. »Das ist nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass sie dem Stahlministerium angehörten. Die Wände sind mit massiven Stahlplatten behangen, die im Gegensatz zu jenen draußen keinerlei Rostspuren zeigen. Viele von ihnen sind nicht vollständig glatt, sondern es wurden interessante Muster in ihre Oberfläche eingeätzt – beinahe eingehämmert.«
Marsch runzelte die Stirn und wandte sich ihm zu. »Was tust du da?«
Sazed hob die rechte Hand und zeigte ihm seinen Kupferring. »Ich muss einen Bericht über unseren Besuch hier abgeben, denn ich werde diese Erfahrung den anderen Bewahrern mitteilen, sobald sich die Gelegenheit dazu ergibt. Ich glaube, von diesem Ort können wir vieles lernen.«
Marsch wandte sich wieder ab. »Du solltest dir keine Gedanken über die Inquisitoren machen. Sie sind es nicht wert, in deinem Bericht erwähnt zu werden.«
»Hier geht es nicht um Wert oder Unwert, Marsch«, sagte Sazed und hob die Laterne, um eine rechteckige Säule zu untersuchen. »Die Kenntnis aller Religionen ist wichtig. Ich muss dafür sorgen, dass sie auch in Zukunft Bestand haben werden.«
Sazed betrachtete die Säule für eine Weile, dann schloss er die Augen und formte in seinem Kopf ein Bild von ihr, das er dem Kupfergeist hinzufügte. Doch bildliche Erinnerungen waren
nicht so nützlich wie das gesprochene Wort. Bilder verblassten sehr schnell, wenn man sie dem Kupfergeist entnahm, denn der eigene Kopf verzerrte sie. Außerdem konnten sie nicht an andere Bewahrer weitergegeben werden.
Marsch erwiderte nichts auf Sazeds Bemerkung über die Religionen; er drehte sich nur um und ging tiefer in das Gebäude hinein. Sazed folgte ihm etwas langsamer, redete dabei mit sich selbst und zeichnete die Worte in seinem Kupfergeist auf. Es war eine interessante Erfahrung. Sobald er sprach, spürte er, wie die Gedanken aus seinem Kopf gesogen wurden und nur Leere hinterließen. Es fiel ihm schwer, sich an die Einzelheiten dessen zu erinnern, was er soeben gesagt hatte. Doch sobald er mit dem Füllen des Kupfergeistes fertig war, würde er diese Erinnerungen später wieder aufrufen und mit außerordentlicher Klarheit betrachten können.
»Der Raum ist groß«, sagte er. »Es gibt nur wenige Säulen hier, und sie sind ebenfalls mit Stahl ummantelt. Sie sind nicht rund, sondern rechteckig
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