Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
Körper, und sie sorgten dafür, dass er geradewegs nach unten
fiel. Sein Abstieg war aber auch nicht schrecklich langsam – nicht so wie der eines Blattes oder einer Feder. Er fiel auf eine kontrollierte, beinahe gemütliche Weise. Seine Kleidung flatterte, er hatte die Arme ausgebreitet und flog an Marsch vorbei, der ihn mit seltsamer Miene beobachtete.
Als er in der Nähe des Bodens angekommen war, berührte Sazed seinen Weißblechgeist und zog daraus ein wenig Kraft zur Vorbereitung auf den Aufprall. Dann war es so weit, doch weil sein Körper so leicht war, gab es nur eine schwache Erschütterung. Er brauchte kaum die Knie zu beugen, um den Aufprall abzufedern.
Er hörte damit auf, den Eisengeist zu füllen, lockerte den inneren Griff um das Weißblech und wartete geduldig auf Marsch. Neben ihm lag der zerschmetterte Förderkorb. Mit Unbehagen bemerkte Sazed mehrere zerbrochene Eisenketten darin. Anscheinend waren einige, die den Konvent besucht hatten, nicht aus freien Stücken hergekommen.
Als Marsch sich dem Boden näherte, lag der Nebel bereits dick in der Luft. Sazed hatte sein ganzes Leben mit diesem Nebel verbracht und ihn nie als unangenehm empfunden. Doch nun hatte er beinahe den Eindruck, als würden die Nebelschwaden ihn erwürgen – als würden sie ihn töten wollen wie den alten Jed, den unglücklichen Bauern, dessen Tod Sazed untersucht hatte.
Die letzten zehn Fuß ließ Marsch sich fallen und landete mit der erhöhten Wendigkeit eines Allomanten. Selbst nachdem Sazed bereits so viel Zeit mit Nebelgeborenen verbracht hatte, war er immer wieder beeindruckt von ihren Gaben. Natürlich war er nie neidisch auf sie gewesen – nicht wirklich. Es stimmte, dass man mit Allomantie besser kämpfen konnte, aber sie erweiterte nicht den Geist, so dass man durch sie nicht auf die Träume, Hoffnungen und Glaubenssätze einer tausendjährigen Kultur zurückzugreifen vermochte. Sie sagte einem nicht, wie man eine Wunde behandeln musste oder einem armen Dorf beibringen konnte, seine Felder zu düngen. Die Metallgeister der Ferrochemiker
waren zwar nicht aufsehenerregend, aber sie stellten für die Gesellschaft einen bleibenden Wert dar.
Außerdem kannte Sazed ein paar Kniffe aus der Ferrochemie, die geeignet waren, selbst den besten Krieger zu verblüffen.
Marsch übergab ihm sein Gepäck. »Komm.«
Sazed nickte, schulterte den Sack und folgte dem Inquisitor über den steinigen Boden. Es war eine seltsame Erfahrung für ihn, neben Marsch herzugehen, denn er war nicht daran gewöhnt, mit Menschen zusammen zu sein, die genauso groß waren wie er selbst. Terriser waren von Natur aus hochgewachsen, und Sazed war einer der größten Terriser; seine Arme und Beine waren ein wenig zu lang für seinen Körper, was daher rührte, dass er als sehr junger Knabe kastriert worden war. Obwohl der Oberste Herrscher tot war, würde die Kultur von Terris die Auswirkungen seiner Regentschaft und der Zuchtprogramme noch lange spüren, durch welche das Volk von Terris seine ferrochemischen Kräfte hatte verlieren sollen.
Der Konvent von Searan erhob sich in der Düsternis und wirkte nun, da Sazed inmitten des Kraters stand, sogar noch unheilvoller. Marsch schritt auf die Vordertore zu, und Sazed folgte ihm. Er hatte eigentlich keine Angst. Angst war nie eine starke Triebkraft in Sazeds Leben gewesen. Aber er machte sich Sorgen. Es waren nur so wenige Bewahrer übrig geblieben. Wenn er starb, dann gab es einen Menschen weniger, der reisen, die verlorenen Wahrheiten wiederherstellen und die Völker unterrichten konnte.
Auch wenn ich all das im Augenblick nicht tue …
Marsch betrachtete die massiven Stahltore. Dann warf er sich mit seinem ganzen Gewicht gegen eines von ihnen. Offenbar verbrannte er gerade Weißblech, um seine Kraft zu verstärken. Sazed gesellte sich zu ihm und drückte ebenfalls hart. Doch das Tor gab nicht nach.
Sazed bedauerte seinen Verbrauch an Kraft, aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als seinen im Weißblechgeist gespeicherten Vorrat anzugreifen. Er benutzte viel mehr als vorhin bei der
Landung, und sofort wuchsen seine Muskeln. Im Gegensatz zur Allomantie hatte die Ferrochemie unmittelbare Auswirkungen auf den Körper. Unter seiner Robe nahm Sazed den Umfang und die kräftige Statur eines langjährigen Kriegers an und wurde mindestens doppelt so stark wie noch im Augenblick zuvor. Mit vereinten Anstrengungen gelang es den beiden schließlich, das Tor aufzudrücken.
Es gab keinen Laut von
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