Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
Weltenbringern verkündete, schlugen mir nichts als Spott und Verachtung entgegen.
Wie sehr ich mir jetzt wünsche, ich hätte auf sie gehört.
Kapitel 13
D er Nebel wirbelte und wand sich wie Grautöne, die auf einer Leinwand ineinanderlaufen. Im Westen erstarb das Licht, und die Nacht erstarkte.
Vin runzelte die Stirn. »Ist es tatsächlich so, oder scheint es nur so, dass der Nebel jetzt früher kommt?«
»Früher?«, fragte OreSeur mit seiner gedämpften Stimme. Der Kandra-Wolfshund saß neben ihr auf dem Dach.
Vin nickte. »Früher erschien der Nebel erst, nachdem es ganz dunkel war, oder?«
»Es ist dunkel, Herrin.«
»Aber er ist schon da. Er ist bereits aufgezogen, als die Sonne noch kaum untergegangen war.«
»Ich verstehe nicht, warum das wichtig sein soll, Herrin. Vielleicht verhält es sich mit dem Nebel genauso wie mit anderen Wettererscheinungen. Sie verändern sich bisweilen.«
»Findest du das nicht seltsam?«
»Ich werde es seltsam finden, wenn Ihr es so wünscht, Herrin«, sagte OreSeur.
»So habe ich das nicht gemeint.«
»Entschuldigt, Herrin«, meinte OreSeur. »Sagt mir, wie Ihr es gemeint habt, und dann werde ich das glauben, was Ihr befehlt.«
Vin seufzte und rieb sich die Stirn. Ich wünschte, Sazed wäre hier, dachte sie. Doch das war ein müßiger Wunsch. Selbst wenn Sazed in Luthadel wäre, würde er nicht mehr ihr Diener sein. Der Terriser war keines Herrn Diener mehr. So musste sie sich mit OreSeur zufriedengeben. Wenigstens konnte der Kandra sie mit Informationen versorgen, die dem Terriser nicht zur Verfügung standen – falls Vin sie OreSeur entlocken konnte.
»Wir müssen den Verräter finden«, sagte sie. »Denjenigen, der … jemanden ersetzt hat.«
»Ja, Herrin«, stimmte OreSeur ihr zu.
Vin lehnte sich im Nebel gegen das steile Dach und legte die Arme auf die Schindeln. »Und deswegen muss ich mehr über dich wissen.«
»Über mich, Herrin?«
»Über Kandras im Allgemeinen. Wenn ich diesen Verräter finden will, muss ich wissen, wie er denkt, und ich muss seine Beweggründe kennen.«
»Seine Beweggründe werden einfach sein«, sagte OreSeur. »Er wird seinem Vertrag gemäß handeln.«
»Und was ist, wenn er gar keinen Vertrag hat?«
OreSeur schüttelte seinen Hundekopf. »Kandras haben immer einen Vertrag. Ohne einen solchen ist es ihnen nicht erlaubt, sich in menschliche Gesellschaft zu begeben.«
»Niemals?«, fragte Vin.
»Niemals.«
»Und was ist, wenn es sich um einen verbrecherischen Kandra handelt?«
»So etwas gibt es nicht«, sagte OreSeur fest.
Ach nein?, dachte Vin misstrauisch. Doch sie beharrte nicht weiter darauf. Es gab keinen Grund, warum ein Kandra den Palast aus eigenem Antrieb unterwandern sollte; viel wahrscheinlicher war es, dass einer von Elants Feinden die Kreatur auf ihn angesetzt hatte. Einer der Kriegsherren vielleicht, oder sogar einer der Obligatoren. Selbst die Adligen in der Stadt hatten gute Gründe, Elant auszuspionieren.
»In Ordnung«, sagte Vin. »Der Kandra ist also ein Spion, der für einen anderen Menschen Informationen sammeln soll.«
»Ja.«
»Aber wenn er den Körper von jemandem aus dem Palast angenommen hat, dann hat er sein Opfer nicht selbst getötet. Kandras können keine Menschen umbringen, richtig?«
OreSeur nickte. »Diese Regel bindet uns alle.«
»Daher muss sich jemand in den Palast eingeschlichen und ein Mitglied des Haushalts ermordet haben, damit sein Kandra den Körper haben kann.« Sie hielt inne und dachte nach. »Die gefährlichste Möglichkeit – es könnte sich um ein Mitglied der Mannschaft handeln – sollten wir zuerst in Erwägung ziehen. Da der Mord gestern geschehen ist, können wir glücklicherweise Weher ausschließen, der sich zu dieser Zeit außerhalb der Stadt befunden hat.«
OreSeur nickte.
»Auch Elant kommt nicht in Frage«, sagte Vin. »Er war gestern zusammen mit uns auf der Stadtmauer.«
»Damit bleibt allerdings der größere Teil der Mannschaft übrig, Herrin.«
Vin runzelte die Stirn. Sie hatte versucht, Alibis für Hamm, Docksohn, Keuler und Spuki zu finden. Doch bei ihnen allen ließ sich zumindest für einige Stunden nicht klären, wo sie sich aufgehalten hatten. Genug Zeit für einen Kandra, sie zu verdauen und ihre Stelle einzunehmen.
»Also gut, wie finde ich den Verräter?«, fragte Vin. »Wie kann ich ihn von anderen Menschen unterscheiden?«
OreSeur saß reglos im Nebel.
»Es muss einen Weg geben«, fuhr Vin fort. »Seine Imitation kann unmöglich
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