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Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2

Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2

Titel: Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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gelegen hatte. Sie beunruhigten Vin und verursachten ihr noch jetzt eine Gänsehaut.
    Sie musste sich ablenken. »Was magst du eigentlich, Kandra? «, fragte sie und drehte sich zu der Kreatur um, die noch immer auf dem Dach neben ihr saß. »Was sind deine Vorlieben und Abneigungen?«
    »Darauf will ich nicht antworten.«
    Vin sah ihn finster an. »Willst du nicht, oder musst du nicht?«
    OreSeur schwieg zunächst, dann sagte er: »Ich will es nicht, Herrin.« Es war klar, was er damit ausdrücken wollte. Ihr müsst es mir befehlen.
    Beinahe hätte sie es getan. Doch etwas ließ sie innehalten, etwas in diesen Augen, auch wenn sie nicht menschlich waren. Etwas Vertrautes.
    Sie kannte diesen Unmut. Sie hatte ihn in ihrer Jugend oft genug verspürt, als sie Anführern gedient hatte, die in ihrer Mannschaft die absolute Befehlsgewalt gehabt hatten. In solchen Mannschaften tat man, was von einem verlangt wurde – vor allem, wenn man ein armes, heimatloses Mädchen von niedrigstem Rang und ohne jedes Druckmittel war.

    »Wenn du nicht darüber reden willst«, sagte Vin und wandte sich von dem Kandra ab, »dann werde ich dich nicht dazu zwingen.«
    OreSeur schwieg.
    Vin blies ihren Atem in den Nebel, dessen feuchte Kühle ihr in Hals und Lunge kitzelte. »Weißt du, was ich mag, Kandra?«
    »Nein, Herrin.«
    »Den Nebel«, sagte sie und streckte die Arme aus. »Die Macht. Die Freiheit.«
    OreSeur nickte langsam. In der Nähe spürte Vin durch ihre Bronze ein schwaches Pulsieren. Still, seltsam, zermürbend. Es war dasselbe Pulsieren, das sie vor einigen Nächten bemerkt hatte, als sie auf dem Dach der Festung Wager gewesen war. Bisher war sie nicht tapfer genug gewesen, noch einmal danach zu suchen.
    Es wird Zeit, das zu ändern, beschloss sie. »Weißt du, was ich hasse, Kandra?«, flüsterte sie, während sie in die Hocke ging und ihre Messer und Metalle überprüfte.
    »Nein, Herrin.«
    Sie drehte sich um und sah OreSeur in die Augen. »Ich hasse es, Angst haben zu müssen.«
    Sie wusste, dass die anderen sie für schreckhaft hielten. Für besessen von Verfolgungswahn. Sie hatte so lange mit der Angst gelebt, dass sie sie als natürlich ansah, wie die Asche, die Sonne oder den Erdboden.
    Kelsier hatte ihr diese Angst genommen. Vin war immer noch vorsichtig, aber sie empfand kein andauerndes Gefühl des Schreckens mehr. Der Überlebende hatte ihr ein Leben gezeigt, in dem die Personen, die sie liebte, sie nicht schlugen. Er hatte ihr etwas Besseres als Angst offenbart. Vertrauen. Nun, da sie diese Gefühle kannte, würde Vin sie nicht mehr so schnell preisgeben. Nicht an Armeen, nicht an Attentäter …
    Nicht einmal an Gespenster.
    »Folge mir, wenn du kannst«, flüsterte sie und sprang vom Dach auf die Straße unter ihr.

    Sie schoss die nebelfeuchte und glatte Straße entlang und wurde immer schneller, bevor sie der Mut verlassen konnte. Die Quelle des Bronzepulses war nahe; sie befand sich in einem Gebäude nur eine einzige Straße entfernt. Nicht auf dem Dach. Sie lag hinter einem der dunklen Fenster im dritten Stock; die Läden waren geöffnet.
    Vin warf eine Münze auf den Boden und sprang in die Luft. Sie schoss nach oben und fing sich ein, indem sie gegen einen Türgriff auf der gegenüberliegenden Straßenseite drückte. Sie landete in der grubenartigen Fensterhöhlung und hielt sich an beiden Seiten des Rahmens fest. Sie verbrannte Zinn, und ihre Augen gewöhnten sich rasch an die tiefe Düsternis, die in dem verlassenen Zimmer herrschte.
    Da war er. Vollständig aus Nebelschwaden gebildet, schwankte er und drehte sich um sich selbst; seine Umrisse waren in der dunklen Kammer nur verschwommen zu erkennen. Von hier aus hatte er das Dach beobachten können, auf dem sich Vin und OreSeur unterhalten hatten.
    Gespenster spionieren doch keine Menschen aus … oder? Die Skaa redeten weder über Gespenster noch über die Toten. Das roch zu sehr nach Religion, und Religion war etwas für den Adel. Gottesdienst bedeutete für die Skaa den Tod. Einige hatte das zwar nicht abgeschreckt, aber Diebe wie Vin waren zu sehr auf das Diesseits ausgerichtet, um über solche Dinge nachzudenken.
    Es gab nur ein einziges Wesen in den Legenden der Skaa, dem diese Kreatur gleichkam. Der Nebelgeist. Nebelgeister waren Geschöpfe, die angeblich jenen Menschen, die dumm genug waren, nachts nach draußen zu gehen, die Seele stahlen. Doch inzwischen wusste Vin, was Nebelgeister waren. Sie waren mit den Kandras verwandt – seltsame,

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