Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
dein Vater dir zu deinem Plan seinen Segen gegeben hat, John. Er verstößt gegen alles, wofür die Familie Comyn steht; alles, worauf unsere Vorväter hingearbeitet haben. Wir sind Königsmacher, keine Könige.«
»Die Zeiten haben sich geändert. Wir müssen uns mit ihnen ändern, wenn unsere Familie ihren früheren Ruhm wiedererlangen soll.« Der durchbohrende Blick des Mannes machte Comyn nervös. Der Earl, der Vetter seines Vaters und fünfzehn Jahre älter als er, war ein kluger, scharfsinniger Mann, der die schottische Politik seit Jahrzehnten maßgeblich beeinflusste und unter Balliols Herrschaft sogar zum Konnetabel von Schottland ernannt worden war. Ein Mann, den man sich besser nicht zum Feind machte. Comyn war erleichtert, als der Earl nickte und sich zurücklehnte.
»Das mag ja sein«, bemerkte der Schwarze Comyn. »Aber weder Ehrgeiz noch die augenblickliche Situation ändern etwas an der Tatsache, dass Robert Bruce einen weitaus berechtigteren Anspruch auf den Thron hat als du. Wie wahrscheinlich ist es denn, dass du an seiner Stelle gekrönt wirst?« Ehe Comyn antworten konnte, fuhr er fort: »Wenn Bruce sein Ziel erreichen würde, würde er dich zu einem Earl machen. Das ist etwas, was man nicht leichtfertig von der Hand weisen kann. Der Besitz von Carrick verschafft dir Landsitze in Irland, und Annandale ermöglicht es dir zusammen mit den Gütern in Galloway, den Westen Schottlands zu kontrollieren. Er stellt dir eine große Belohnung in Aussicht.«
»Dafür muss ich unter seiner Herrschaft leben.« Die Vorstellung trieb Comyn die Zornesröte ins Gesicht. »Niemals werde ich das Knie vor diesem Mann beugen! Noch nicht einmal, wenn mein Leben davon abhängen würde. Lieber bleibe ich ein Untertan des englischen Königs!«
»Könntet Ihr Euer Anrecht auf den Thron geltend machen, bevor er es tut?«, fragte MacDouall. »Da keine Hoffnung mehr auf König Johns Rückkehr besteht, würden Euch die Männer des Reiches sicherlich unterstützen. Bruce’ Anspruch mag ja berechtigter sein, aber Ihr seid mit Balliol verwandt, und das würde in den Augen Eurer Verbündeten den Ausschlag geben. Warum sollen wir nicht dieselbe Gelegenheit nutzen wie die Gegenseite? König Edward ist nach England zurückgekehrt. Warum ziehen wir nicht unsere Anhänger zusammen und erheben uns gegen ihn? Mit Euch als König?«
»Das geht nicht.« Die Antwort kam von dem Schwarzen Comyn. »Und zwar aus demselben Grund, aus dem Bruce gezwungen war, uns um Hilfe zu bitten. Wenn sein Plan – oder unserer – aufgehen soll, dann muss das ganze Reich dahinterstehen. Keine Partei hat die Macht, den Engländern allein entgegenzutreten.« Er sah Comyn an. »Deine Kapitulation hat dich viel Geld gekostet. Du bist zwar dem Exil entgangen, weil du König Edward geschworen hast, William Wallace zu jagen, aber du hast für die Rückgabe Lochindorbs einen hohen Preis gezahlt, und wenn du dem König den Gesetzlosen nicht auslieferst, wirst du noch größere Summen aufbringen müssen, um auch die restlichen Landsitze zurückzubekommen.« Er hielt inne. »In einem Punkt stimme ich mit Lamberton überein: Schottland muss vereint sein, wenn wir uns von dem englischen Joch befreien wollen. Du hast viele Verbündete und befehligst eine Armee, aber seit Bruce das Erbe seines Vaters angetreten hat, ist auch seine Macht gewachsen. Und er hat ebenfalls einflussreiche Freunde: den Großhofmeister von Schottland, die Bischöfe von Glasgow und St. Andrews, Earl John of Atholl, Earl Gartnait of Mar, die MacDonalds von Islay, zahlreiche Lords und Ritter. Wenn du versuchen würdest, den Thron an dich zu bringen, würden sie sich gegen dich stellen.«
»Dann sehen wir einer Zukunft als Untertanen Englands entgegen?«, murmelte Comyn. »Ich frage mich, welches Übel das kleinere ist.«
»Nicht unbedingt.« Der Schwarze Comyn legte die Hände gegeneinander. »Wenn die Hoffnung, dass Bruce König wird, beseitigt werden würde, wäre es für seine Anhänger schwerer, sich gegen deinen Anspruch zu wehren. Wenn nur zwei mögliche Herrscher zur Wahl stünden – du und der englische König – dann weiß ich, für wen sich viele entscheiden würden.«
»Beseitigt?« Comyn runzelte die Stirn. Er fragte sich, ob der Schwarze Comyn an der Anlegestelle dieselbe Vision gehabt hatte wie er. Dann schüttelte er den Kopf. »Wir können Bruce nicht beseitigen. Wir würden Gefahr laufen, einen Bürgerkrieg heraufzubeschwören.«
»Wir nicht. Aber König Edward könnte
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