Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
herbeieilten, um die Pferde zu nehmen, und Fionn zu ihnen hinübertrottete, um sie zu begrüßen, fragte er sich, welchen Grund es für diese Verzögerung geben mochte.
Eine eigenartige Stille hing über dem Ort. Vom Lager her war keine Musik und kein Gelächter zu hören, die Diener gingen schweigend ihren Tätigkeiten nach, und die Wachposten wirkten bedrückt. Robert überließ es seinen eigenen Männern, sein Gepäck abzuladen, und trat zu den Wächtern, um mit ihnen zu sprechen, doch da wurde die Tür von einem der Gebäude geöffnet, und sein Bruder kam heraus.
Edward Bruce trat auf ihn zu und sagte »Ich dachte mir schon, dass du es bist. Willkommen, Bruder.«
Robert lächelte. Er freute sich, ihn zu sehen. »Ich hatte damit gerechnet, dich erst in Westminster wiederzusehen. Warum ist der König noch hier?«
»Kurz nachdem wir Schottland verlassen hatten, wurde er krank. Sein Arzt riet ihm, sich hier auszuruhen.«
»Etwas Ernstes?«
»Nein. Tatsächlich war er schon auf dem Weg der Besserung. Wir wollten letzte Woche aufbrechen, aber dann…« Edward hielt inne. »Deine Neuigkeiten zuerst, Bruder.« Er blickte zu den Wachposten hinüber, die aber in ihre eigene Unterhaltung verstrickt waren. »Wie bist du mit Comyn zurechtgekommen?« Er sprach mit gedämpfter Stimme.
»Er hat mir zugehört. Das ist alles, was ich mit Sicherheit sagen kann. Er sagte, er würde mir eine Antwort geben, wenn er Zeit zum Nachdenken gehabt hätte. Also warte ich jetzt erst einmal ab.« Robert hob die Schultern, als wolle er eine Last abschütteln. »In Lochindorb habe ich unsere Brüder getrof fen. Niall und Thomas lassen dich grüßen. Sie sind in Sicherheit.«
Ein Lächeln breitete sich auf Edwards Gesicht aus. »Gott sei Dank.« Er lachte erleichtert auf. »Als die Iren Rothesay angriffen, habe ich das Schlimmste befürchtet.«
»Sir, wo sollen wir das hinbringen?«
Als Nes ihm die Frage zurief, sah Robert, dass seine Männer die Pferde abgeladen hatten. Stirnrunzelnd blickte er sich um und wunderte sich dann, warum kein Haushofmeister oder Beamter herausgekommen war, um ihn zu begrüßen. »Kann ich mein Gepäck erst einmal bei dir unterstellen?«, fragte er seinen Bruder. »Ich sollte mit dem König sprechen, wenn er mich empfängt. John Comyn und der Earl of Buchan haben sich einverstanden erklärt, in seinem neuen Rat zu sitzen. So Gott will, wird ihn das alles eine Weile beschäftigen«, murmelte er.
»Ich würde damit warten«, riet Edward. »Seine Tochter ist vor fünf Tagen gestorben.«
»Lady Joan?« Roberts Gedanken wanderten zu Ralph de Monthermer.
»Nein, Bruder. Bess. Sie starb im Kindbett. Das Kind auch.«
Vor Robert entstand das Bild einer von Feuerschein erleuchteten Kammer. Seine Frau lag völlig kraftlos auf dem Bett, ihr aschgraues Gesicht glänzte vor Schweiß. Zwischen Isobels Beinen färbte sich ein Stoffballen dunkel mit ihrem Blut. Mehr davon durchtränkte die Decken, der kupferartige Geruch vermischte sich mit dem beißenden Rauchgestank von den Feuern, die noch immer überall in der Stadt Carlisle brannten. Seine während einer Belagerung geborene Tochter wurde von der Hebamme gewickelt und im Arm gewiegt. Neben dem Bett beugte sich ein Priester über seine sterbende Frau. »Wo ist Sir Humphrey?«, fragte er rasch.
»Er war im Auftrag des Königs unterwegs und ist erst gestern Nacht zurückgekommen.«
»Bring mich zu ihm.«
»Robert, ich glaube nicht …« Edward brach ab, als er den entschlossenen Zug in seinem Gesicht sah. »Also gut.«
Robert folgte seinem Bruder über den Hof in eines der Fachwerkgebäude. Während des gesamten Weges den Gang hinunter sah er im Geist diese Kammer vor sich. Er war mit Isobel of Mar nur ein Jahr lang verheiratet gewesen, und die Verbindung war auf Wunsch seiner Familie zustande gekommen, nicht weil sie einander geliebt hätten. Trotzdem hatte ihr Tod ihn getroffen. Für Humphrey und Bess war ihre Heirat die Besiegelung ihrer Liebe gewesen. Und während Robert Trost in seiner am Leben gebliebenen Tochter gefunden hatte, hatte Humphrey in einer Nacht zwei Menschen verloren.
Er näherte sich einer Kammer am Ende des Ganges, deren Tür offen stand. Heisere Rufe drangen heraus. Als er eintrat, bot sich ihm ein Bild der Verwüstung. Vom Bett gerissene Decken und Teile einer Rüstung lagen am Boden verstreut, ein umgestürzter Tisch mit zersplitterten Beinen zwischen den Scherben eines zerbrochenen Kruges und einer Schüssel. Truhen an der Wand standen
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