Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Antworten zu suchen. Nes und meine Männer erwarten uns mit Pferden auf der anderen Seite des Tyburn.«
»Gaveston muss jeden Augenblick zurückkommen.«
»Dann sollten wir schon auf dem halben Weg nach Schottland sein.« Robert stieß die Tür auf und huschte in den feuchten Nachmittag hinaus.
Der Regen hatte nachgelassen; auf dem Hof hatten sich große Pfützen gebildet, in denen sich der Himmel spiegelte. Ringsum erhoben sich die Palastgebäude, die im Vergleich zur Westminster Hall zwergenhaft klein wirkten. Wie immer wimmelte das Gelände von Sekretären und Anwälten, Dienern und Höflingen. Hinter den Lücken zwischen den Gebäuden erblickte Edward die breite Wasserfläche der Themse. Er folgte Roberts Beispiel, schlug seine Kapuze hoch und verbarg sein Schwert in den Falten seines Umhangs, als sie außen an den Gemächern des Prinzen vorbeeilten, die an die Obstgärten grenzten. Edward blickte über seine Schulter, um nach Piers Ausschau zu halten, und sah eine Gruppe von Männern, einige zu Fuß, andere zu Pferde, die sich im Haupthof vor der Westminster Hall versammelt hatten. Viele hatten ihre Schwerter gezogen. Unter ihnen erkannte er die Farben von Henry Percy und Guy de Beauchamp. Während Edward sie beobachtete, gesellten sich noch mehr zu ihnen. »Glaubst du, das gilt uns?«
Robert folgte seinem Blick. »Nur Ralph und Humphrey wissen, dass ich wieder zurück bin. Wenn sie nicht einige von meinen Männern gesehen haben, dürften die anderen noch nicht wissen, dass ich hier bin.«
»Sie werden es früh genug erfahren, wenn Piers Brian und Geoffrey findet«, gab Edward grimmig zu bedenken. »Wir hätten dafür sorgen sollen, dass sie nicht mehr reden können.«
»Ich werde dem, was man mir vorwirft, nicht auch noch Mord hinzufügen.« Robert duckte sich in eine Lücke zwischen einer Reihe von Rosenbüschen und führte seinen Bruder zwischen den Obstbäumen hindurch. Wasser spritzte auf, als er durch die Pfützen stapfte. Einen Moment lang tauchte die Sonne alles ringsum in ein helles, silbernes Licht, dann verschwand sie wieder hinter einer Wolke.
Vor ihnen ragte hinter einer Reihe von Lagerhäusern die Abtei Westminster über der sie umgebenden Mauer auf, entlang derer die Straße über den Tyburn nach London führte. Robert schlüpfte zwischen zwei Lagerschuppen hindurch, denen der beißende Geruch gärender Äpfel entströmte. Edward folgte ihm. Er blieb mit dem Umhang an einem rostigen Nagel hängen und musste sich mit einem unterdrückten Fluch losreißen. Sie hatten den schmalen Weg zur Hälfte zurückgelegt, als er vor sich Hufgeklapper sowie das Wiehern eines Pferdes und die erhobene Stimme eines Mannes hörte. Edward erkannte den rauen Ton sofort.
Robert, nur darauf konzentriert, die Straße zu erreichen, schien die Gefahr nicht bemerkt zu haben. Edward konnte ihn gerade noch daran hindern, sich aus der Deckung der Lagerhäuser zu lösen. Er packte seinen Bruder bei der Schulter und zerrte ihn zur Wand zurück. Dabei erhaschte er einen Blick auf Reiter auf der Straße, nur wenige Yards von ihnen entfernt, die alle das Wappen von Pembroke trugen.
Humphrey verließ das Abteigelände. Die Gebete, die er für Bess gesprochen hatte, gingen ihm noch im Kopf herum. Die Worte hatten die vertraute hohle Leere in seiner Brust wieder aufgerissen, die der Verlust eines lebenswichtigen Teils seiner Selbst dort hinterlassen hatte. Meist füllte er sie mit anderen Dingen aus: seiner Tätigkeit für den König, der Verwaltung seiner Landsitze, der betäubenden Süße von Wein und ein Mal auch der geschickten Umarmung einer Hure. Aber nichts vermochte das Loch zu schließen, die Ränder blieben wund und schmerzten.
Er ging durch den Torbogen in der Mauer und schritt an den Reihen der Pilger und Bettler vorbei, die sich in der Hoffnung auf einen Blick auf die vier heiligen Reliquien Britanniens oder eine Gabe aus den Truhen der Almosenpfleger in die Abtei begaben. Der Anblick von Aymer de Valence, der in Begleitung mehrerer Ritter auf ihn zuritt, riss Humphrey aus seinen düsteren Gedanken. Valence’ blauweiß gestreifter Mantel war mit Schlamm bespritzt, vermutlich kam er gerade von der Jagd. Der König hatte auch Humphrey dazu eingeladen, doch er hatte abgelehnt.
»Hast du Robert Bruce gesehen?«, fragte Aymer schroff.
»Warum willst du das wissen?«, erwiderte Humphrey, unfähig, seine Abneigung zu verbergen. Er und Aymer hatten in ihrer Zeit als Drachenritter oft die Klingen gekreuzt, aber trotz
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