Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
betrachtete Edward die Dielen unter dem verrutschten Läufer und überlegte, ob er sie aufreißen und sich zum daruntergelegenen Stockwerk hindurcharbeiten konnte. Geoffrey und Brian warfen sich erneut so fest gegen die Tür, dass der Schrank erzitterte. Teile des Rahmens begannen zu zersplittern. Mit einer Axt würden sie sie im Handumdrehen aufgebrochen haben.
Edwards Überzeugung, dass es sich bei dem Ganzen um einen von Piers geführten persönlichen Rachefeldzug handelte, schwand, als ihm der Ernst seiner Lage bewusst wurde. Weswegen auch immer sie ihn und Robert verhaften wollten, es musste etwas Schwerwiegendes sein. Seine Gedanken kreisten um William Wallace. Hatte der Gesetzlose aus schierer Verzweiflung oder unter der Folter seinen Henkern etwas preisgegeben, das den Plan seines Bruders verraten hatte, einen neuen Aufstand gegen den König anzuführen und den Thron an sich zu reißen? Er konnte sich nicht vorstellen, dass Wallace etwas Derartiges tun würde, aber er hatte gesehen, was sie ihm heute angetan hatten. Würde nicht jeder Mann angesichts derart grässlicher Aussichten Geheimnisse enthüllen, die er ansonsten mit ins Grab genommen hätte?
Edward durchquerte die Kammer, trat zu der Truhe neben seinem Bett, öffnete sie und nahm sein Schwert heraus. Hinter ihm schwankte der Schrank unter einem neuerlichen mächtigen Stoß gegen die Tür. Er stampfte auf die Dielen und wählte eine hohl klingende, ein Stück von den Deckennägeln entfernte Stelle aus.
»Mach auf, Edward«, drang plötzlich des Prinzen Stimme gedämpft durch das Holz. »Was auch immer man dir zur Last legt, es geht für dich besser aus, wenn du freiwillig herauskommst.«
Edward blickte zur Tür hinüber. Demnach wussten sie nicht, wessen er bezichtigt wurde? Geoffrey hatte einen vernünftigen Ton angeschlagen, aber die Ereignisse des heutigen Tages waren von jeglicher Vernunft weit entfernt. Nein, er traute den Männern nicht mehr, in deren Gesellschaft er die letzten zwei Jahre verbracht hatte. Er rammte die Spitze des Schwertes ein Stück in eine der Ritzen im Boden und versuchte, es als Hebel zu benutzen, um die Diele anzuheben. Er fluchte, als er feststellte, dass sie gut festgenagelt war und keinen Deut nachgab. Regenwasser und Schweiß rannen ihm den Nacken hinab, als er einen erneuten Versuch unternahm. Die Spannung in der Klinge nahm zu, je stärker sich der Stahl bog. Im Gang hörte er Stimmen, jetzt schwächer, als hätten die Männer des Prinzen sich entfernt, aber er konnte nicht verstehen, was sie sagten.
Die Stimmen steigerten sich plötzlich zu Alarmrufen. Momente später erklangen schwere Schritte, gefolgt von Schwerterklirren. Edward riss seine eigene Klinge zurück, umfasste die Waffe mit beiden Händen und starrte stirnrunzelnd zur Tür, hinter der nun Kampflärm zu vernehmen war. Eine vertraute Stimme rief seinen Namen und veranlasste ihn, zu dem Schrank zu stürzen und ihn wegzuschieben. Edward zog den Riegel zurück, öffnete die Tür und sah seinen Bruder mit Brian ringen. Geoffrey hockte mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden und umklammerte seine Schulter. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor.
Robert war vollkommen durchnässt, seine Kleider mit Lehm bespritzt. Seine Augen flackerten im Fackelschein wild, während er mit dem jüngeren Mann kämpfte. Der Gang war schmal, Robert war gezwungen, sich halb zu duellieren, halb zu ringen. Edward sprang über Geoffrey hinweg, um seinem Bruder zu Hilfe zu kommen. Es gelang ihm, sich hinter Brian zu ducken und ihm einen Arm fest um den Hals zu legen. Der jüngere Mann begann hustend nach Luft zu ringen. Voller Panik umklammerte er Edwards Arm und ermöglichte es Robert so, ihm das Schwert zu entwinden. Edward lockerte seinen Würgegriff nicht, bis Brian fast bewusstlos war, dann gab er ihn frei. Der junge Mann sank zu Boden.
»Lass uns hier verschwinden«, drängte Robert. Er reichte seinem Bruder Brians Schwert und begann den Gang hinunterzulaufen.
Edward sprintete hinter ihm her. »Was zum Teufel geht hier vor?«, wollte er wissen, als sie die Treppe hinunterjagten, vorbei an dem Eimer, den er nach Piers geworfen hatte. »Sie wollten mich festnehmen.«
»Es hat irgendetwas mit einem Brief zu tun, den sie bei Wallace gefunden haben. Ralph hat mir eine Warnung zukommen lassen.« Robert blieb stehen, als sie die Tür nach draußen erreichten. Er atmete tief ein, öffnete sie einen Spalt und spähte hinaus. »Wir haben keine Zeit, um jetzt nach
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