Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
recht hat.«
»Ich habe dafür jetzt keine Zeit.«
James schob sich vor Robert, als dieser auf den Zelteingang zusteuerte. »Was ich bezüglich einer Wiedergutmachungsleistung an die Familie Comyn gesagt habe, war ernst gemeint. Du hast uns erzählt, es wäre ein Unfall gewesen, Sir John hätte dich ohne Vorwarnung angegriffen, und du hättest dich verteidigen müssen. Dir wäre nichts anderes übrig geblieben, als ihn zu töten.«
»Ganz recht«, erwiderte Robert scharf, der meinte, Zweifel aus der Stimme des Großhofmeisters herauszuhören.
»Dann müssen die Comyns das erfahren. Alles ist so schnell gegangen. Seit Dumfries hast du nicht einmal eine Pause eingelegt, um über das nachzudenken, was du getan hast. Über das Unheil, das du angerichtet hast.«
»Das ich angerichtet habe? Der Auslöser warst du – du und Lamberton. Ihr habt mich gezwungen, diesem unsinnigen Plan zuzustimmen. Nichts von alldem wäre geschehen, wenn ich den Comyns nicht meine Absichten enthüllt hätte. John Comyn würde noch leben, König Edward wüsste nichts von meinem Verrat, und der Kopf von William Wallace würde jetzt nicht auf der London Bridge verrotten!«
Bei den letzten Worten zuckte der Großhofmeister zusammen. »Es gab keine andere Möglichkeit. Deswegen hast du dem Plan zugestimmt. Mach mich nicht für etwas verantwortlich, von dem du selbst weißt, dass ich nicht allein die Schuld daran trage.«
Robert stapfte durch das Zelt, dabei fuhr er sich mit der Hand durch das Haar. »Die ganze Zeit, während der ich in England und in Edwards Diensten gefangen war – meine Freunde hintergangen und gegen meine eigenen Landsleute gekämpft habe, weil du mich überzeugt hast, dass es sein muss – hat John Comyn hier Anhänger um sich geschart, um seine eigenen ehrgeizigen Ziele zu verfolgen. Zur Hölle, James, der Mann wollte König werden! Natürlich hätte er nie dazu beigetragen, mich an seiner Stelle auf den Thron zu bringen.«
»Keiner von uns konnte ahnen, dass er …«
»All diese Jahre lang habe ich auf deinen Rat gehört, dir vertraut, so wie es mein Großvater getan hat. Ich habe mich nie gefragt, warum du eigentlich wolltest, dass ich den Thron besteige. Jetzt dämmert es mir. Ohne einen König ist der Posten eines Großhofmeisters nicht viel wert, nicht wahr? Du willst unbedingt deine frühere Macht zurückgewinnen und benutzt mich dazu, sie dir zu verschaffen. Du sprichst von notwendiger Wiedergutmachung?« Robert baute sich vor dem Großhofmeister auf. »John Comyns Blut klebt ebenso an deinen Händen wie an meinen. Wir haben beide Wind gesät und müssen jetzt den Sturm ernten.«
Als er sich diesmal anschickte, das Zelt zu verlassen, hielt James ihn nicht auf.
Robert stürmte durch das Lager, ohne auf die Grüße oder Fragen derer zu achten, an denen er vorbeikam. Er fand eine abgelegene Stelle am Ufer des Clyde, setzte sich und starrte über die Flussmündung hinweg. Dann hob er eine Hand voll Steine auf und schleuderte sie ins Wasser. Und während er so dasaß und der Wind ihm das Haar ins Gesicht wehte, verrauchte sein Zorn plötzlich und machte einer kalten Welle von Schuldgefühlen Platz.
Du hast uns erzählt, es wäre ein Unfall gewesen.
Er konnte sie alle belügen. Der Himmel wusste, dass er darin genug Übung hatte. Aber er konnte sich nicht selbst belügen.
Innerlich hatte er versucht, sich für die Tötung John Comyns zu rechtfertigen, hatte sich eingeredet, es sei die Rache für William Wallace und die Verbrechen gewesen, die die Comyns an seiner Familie begangen hatten, ein im Namen seines Großvaters begangener Ehrenmord. Er hatte sich sogar eingeredet, was er James und den anderen gegenüber behauptet hatte – dass der Mann ihn getötet hätte, wenn er nicht zuerst zugeschlagen hätte. Aber obwohl all dies zum Teil zutraf, konnte er nicht leugnen, was in dem Moment in ihm vorgegangen war, als er Comyn den Dolch zwischen die Rippen gestoßen hatte. Der Akt war nicht aus Rachedurst oder Furcht verübt worden, sondern aus reiner, nackter Mordlust. In diesem Bruchteil einer Sekunde hatte er Comyn töten wollen, und zwar nicht für irgendjemand anderen, sondern für sich selbst, um der heißen, befriedigenden Erregung willen, die ihm die Tat verschaffte.
Robert hob einen weiteren Stein auf und rieb ihn zwischen den Händen. Vor seinem geistigen Auge sah er sich als Sechzehnjährigen in der Abtei von Scone, umringt von den Männern des Reiches, die einander wütend anbrüllten. Der Tod der Maid
Weitere Kostenlose Bücher