Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
of Norway war gerade bekannt geworden, und die Thronfolgefrage stand erneut zur Debatte. Er erinnerte sich an die barsche Stimme seines Großvaters und an John Comyns Vater, der nach seinem Dolch griff. Robert hatte sein Schwert gezogen, um seinen Großvater zu verteidigen. Als er es dem Lord of Badenoch an die Kehle gesetzt hatte, waren alle anwesenden Männer verstummt. Sein Großvater hatte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt und ihn angewiesen, die Klinge sinken zu lassen. Robert runzelte die Stirn, als er seine eigene Stimme in seinen Ohren widerhallen hörte.
» Warum stört es dich, wenn ich mein Schwert auf ihn richte, wo du doch seine Burg attackiert hast? Du hasst ihn!«
» Ja! Und dieser Hass hat die Macht, ein Königreich zu spalten!«
Robert verdrängte die Erinnerung energisch. Was geschehen war, war geschehen. Es brachte nichts zurückzuschauen. In zwei Wochen würde er zum König gekrönt werden. Das war es schließlich, was alle gewollt hatten, diese Männer aus der Vergangenheit und der Gegenwart, die ihn jetzt mit Fragen und Zweifeln plagten. Robert blickte auf den Stein in seiner Hand hinab, dann warf er ihn in den Fluss. Während er sich umdrehte und das Ufer hochstieg, breiteten sich hinter ihm kleine Wellen aus.
52
Westminster, London, A.D. 1306
DIE JUNGEN MÄNNER DRÄNGTEN sich in einer Wolke aus Atem und Schweiß in der Abtei. Es waren fast dreihundert, sie rempelten sich fiebrig vor Erregung gegenseitig an, um besser mit ansehen zu können, wie die vor ihnen den Ritterschlag empfingen, während sie ungeduldig darauf warteten, selbst an die Reihe zu kommen. Die meisten hatten in der Nacht in der nahe gelegenen Kirche der Tempelritter gewacht und waren jetzt benommen von dem harten Stein unter ihren Knien und dem langen Ausharren im Dunkeln. Rings um sie herum hatten sich Lords und Ladys zwischen die Säulen und Grabmale der Toten gezwängt, um das Spektakel ebenfalls zu verfolgen.
Einer nach dem anderen traten die Männer vor, wenn sie aufgerufen wurden, und blieben vor einem Podest im Herzen der Abtei stehen. Darauf stand Prinz Edward of Caernarfon, umgeben von der Elite seines Gefolges. Der einundzwanzigjährige Prinz trug einen weißen, goldbestickten Überwurf, der in der Taille von einem mit Rubinen und Saphiren besetzten Gürtel gehalten wurde. Sein blondes Haar glänzte vor parfümiertem Öl, sein Bart war säuberlich gestutzt, und goldene Sporen schmückten seine Stiefel. Er hielt ein Breitschwert in der Hand, dessen Klinge in dem hellen Sonnenlicht schimmerte, das durch das Rosettenfenster der Abtei fiel. Mit diesem Schwert war er an diesem Morgen in der Palastkapelle gegürtet worden, als sein Vater ihn zum Ritter geschlagen und zum Herzog der Gascogne ernannt hatte.
Der Prinz befahl jedem Anwärter, der vor ihn trat, niederzuknien. Bei jedem Ritterschlag verstummte die Menge, um den zu leistenden Schwur hören zu können, bevor der Prinz das Schwert hob und mit der flachen Klinge die Schulter des Kandidaten berührte. Wenn sich der Mann erhob, spendeten die Umstehenden lautstark Beifall, in den auch die Zuschauer im hinteren Teil der Abtei einfielen, die nichts sehen konnten. Jeder junge Ritter erhielt von einem der Männer aus dem Gefolge des Prinzen, die selbst an diesem Morgen zum Ritter geschlagen worden waren, einen Überwurf und Sporen. Piers Gaveston wich dem Prinzen nicht von der Seite. Sein schwarzes Haar und die olivfarbene Haut hoben sich dunkel von seinem weißen Überwurf ab.
König Edward saß auf seinem Thron und verfolgte, wie sein Sohn einem weiteren Anwärter die Ritterwürde erteilte. Er spürte die Glut in den jungen Männern vor ihm, von denen viele seit Jahren diesem Moment entgegenfieberten. Heute Abend würden sie im Palast von Westminster feiern und vor zwei goldenen Schwänen ihre Eide bekräftigen – ein Schauspiel, das es mit jedem aufnehmen konnte, das je am Hof von Camelot stattgefunden hatte. Es erinnerte Edward an seinen eigenen Ritterschlag, an die Veränderung, die während der feierlichen Zeremonie in ihm vorgegangen war; das Gefühl, zu etwas zu werden. Damals war er fünfzehn gewesen, einige Jahre jünger als die Anwärter hier. Die Zeremonie war in Kastilien von König Alfonso durchgeführt worden. Am selben Tag hatte er Eleanor geheiratet, die dreizehnjährige Tochter des Königs.
Die Erinnerung verdross Edward, peinigte ihn mit dem immer noch klaren Bild von sich selbst als athletischem, vor Energie und Ehrgeiz vibrierenden
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