Krieger des Lichts: Ungezähmte Liebe (German Edition)
plötzlich verschwand. Gleich darauf erkannte Melisande, warum. Er hatte den Tunnel gefunden.
Als die drei den Tunnel betraten, drehte Fox sich zu ihr um und streichelte ihre Wange. »Warte hier. Versteck dich, Mel. Und versuch nicht, den Eingang zu verteidigen. Versteck dich nur.«
Ihre Miene verfinsterte sich. »Ich bin nicht hilflos, Krieger. Und im Übrigen brauchst du mich. Was passiert, wenn du wieder in deinem Tier festhängst?«
»Ich will aber nicht, dass du in Gefahr gerätst.«
In seinem Blick entdeckte sie eine Sanftheit, eine Sorge, die die gewaltigen Gefühle, die bereits in ihr herangereift waren, noch verstärkte. Sie würde ihn beschützen, so wie er sie beschützen wollte. Denn wenn ihn sein Tiergeist im Innern von Inirs Festung einsperren würde, wäre er ein toter Mann.
Sie setzte seine Sorge um sie gegen ihn ein. »Meinst du wirklich, hier draußen wäre es weniger gefährlich für mich? Allein?«
Sie wusste, er würde nachgeben. Resigniert seufzend nickte er. »Na schön.«
Die drei machten sich gemeinsam auf den Weg durch den Tunnel. Während Fox vorausging, angelte Castin eine schmale Taschenlampe aus seiner Hose und schaltete sie ein. Mit der anderen Hand holte er sein Messer wieder hervor und ließ es geschickt und immer schneller durch die Finger wirbeln, während seine Armmuskeln sich anspannten.
Melisandes Alarmglocken schrillten. Der Castin, den sie gekannt hatte, war immer ruhig und beherrscht gewesen.
»Fox?«
Der Name war ihr kaum über die Lippen gekommen, da hob Castin sein Messer und zielte damit auf Fox’ Rücken und auf sein Herz.
18
Fox hörte die Angst in Melisandes Stimme und wirbelte in dem Augenblick herum, als Castin schwankte und sich an der Wand abstützte, während ihm das Messer aus der Hand fiel.
»Ich kann nicht …«, keuchte der neue Krieger. »Dieser Zwang …« Er bückte sich, hob sein Messer auf, drehte sich um und stapfte eilig zum Höhleneingang zurück. Im Regen angekommen, holte er Luft und atmete ein paarmal tief durch.
Fox folgte ihm mit Melisande im Schlepptau. »Was zum Teufel ist da gerade passiert?« Sein Blick ging zu Melisande, doch es war Castin, der antwortete.
»Ich hätte dich fast angegriffen. Es war, als ob irgendetwas in mir die Kontrolle übernommen hätte.«
»Das Böse«, murmelte Fox. »Es versucht, dich in seine Gewalt zu bekommen.« Verfluchter Mist! Wenn Castin sich gegen sie wandte, hatten sie ein Problem.
»Als wir den Tunnel betraten, merkte ich, wie der Druck in mir anstieg … wie in einem Dampfkessel, der gleich explodiert.«
Fox musterte ihn durchdringend. »Und wie geht es dir jetzt?«
»Gut. Der Druck ist weg.«
Damit hatte Fox zwei Möglichkeiten. Entweder ließ er den Mann hier zurück und hoffte inständig, dass er ihnen nicht die Wächter hinterherhetzte … oder er tötete ihn.
Der Gedanke war ihm zuwider. Er ging tatsächlich davon aus, dass Castin der Beste seiner Linie war, dass ihm die Zeichnung vorherbestimmt war. Nach allem, was er über die Nacht von Melisandes Gefangennahme erzählt hatte, war er der Einzige gewesen, den das Clanoberhaupt loswerden wollte, der Einzige der Geparden, der angeblich mit allen Mitteln versucht hatte, die Ilinas zu retten, anstatt sie zu foltern. Andererseits waren eine Menge Geparden seit damals geboren worden. Und diejenigen, die die Ilinas gequält hatten, waren schon vor langer Zeit durch Melisandes Hand gestorben.
Castin war entweder der Beste seiner Linie oder aber ein verflucht überzeugender Lügner. Fox war nicht in der Lage, es mit absoluter Sicherheit zu sagen.
Doch er konnte das Leben des Mannes nicht einfach auslöschen. Erst recht nicht jetzt, wo Melisande sich mit dem Gedanken anfreundete, dass Castin sie gar nicht verraten hatte.
»Bleib hier und warte auf uns«, sagte er zu dem Mann, der eines Tages vielleicht der Geparden-Gestaltwandler werden würde.
Als Castin Fox seine Taschenlampe reichte, dankte Fox ihm mit einem Nicken. Dann eilten er und Melisande gemeinsam in den Tunnel zurück. Als sie ihre Hand in seine schob und seine Finger sich fest um ihre schlossen, seufzte sein Tier erleichtert auf. Er schaltete die Taschenlampe ein und führte sie, aus Slys Erinnerung heraus, durch den engen Gang, der kaum breit genug war, dass sie nebeneinander gehen konnten.
»Empfindest du noch etwas für ihn?«, fragte er sie, als er die Frage nicht mehr für sich behalten konnte.
Melisande schnaubte leise. »Ich habe keine Ahnung, welche Gefühle ich
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