Krieger des Lichts: Ungezähmte Liebe (German Edition)
blutende und schreiende Kind zu Boden fallen und winkte einen Wächter heran. »Schaff sie von hier weg.«
Polaris ließ Kara los und wandte sich dem neuen Krieger zu. »Haltet ihn fest«, forderte er die Wächter auf.
Der Mann wurde bleich. »Was hast du vor?«
Polaris hob das Messer und brachte dem Mann einen flachen Schnitt quer über die Brust bei, nahm dann seine Hand und zwang ihn, sie auf die blutende Brust zu legen. »Mach eine Faust.«
»Warum?«
»Tu es einfach.«
Nachdem der Mann dem Befehl Folge geleistet hatte, öffnete Polaris seine eigene blutverschmierte Faust und legte die Hand flach auf die des neuen Kriegers. Die anderen drei traten vor und machten dasselbe, sodass eine Hand auf der anderen lag.
Polaris nahm den Gesang wieder auf, und die anderen stimmten nach und nach ein. »Geister, erwachet. Versammelt euch und versorgt das Tier unter dieser Sonne mit eurer Kraft. Oh, erhabene Göttin, zeige uns den Krieger!«
Ein Donnergrollen ertönte, und die Erde bebte, als wäre sie erzürnt angesichts dieser Heuchelei. Mit erstaunter Miene und langsam wachsender Erregung warf der neue Krieger den Kopf in den Nacken. Dann verschwand er in einem Regen aus funkelnden Lichtern, als er sich zum ersten Mal in sein Tier verwandelte. Einen Augenblick später stand ein knurrender, unnatürlich großer Vielfraß auf dem Felsen. Und gleich darauf war er wieder ein Mann, voll bekleidet und mit einem Gesichtsausdruck, der sich gänzlich von dem unterschied, den er noch kurz zuvor gezeigt hatte. Verschwunden war die Angst, stattdessen lag Verschlagenheit in seinem eiskalten Blick.
Kara schwankte, sie fröstelte plötzlich, und ihr war schwindelig.
Croc packte ihren Arm so fest, dass sie später sicher blaue Flecken bekommen würde. »Zurück in dein Zimmer, Strahlende.«
Immerhin würde er sie auffangen, wenn sie stolperte. In ihren Augen brannten Tränen. Wenn es doch nur ihr geliebter Lyon wäre.
Lyon, wo bist du?
Doch sie bekam keine Antwort.
Melisande klammerte sich an Fox. Ihr Arm lag um seinen muskulösen Hals, und sein weiches Haar strich liebkosend über ihre Wange, als sie innerlich zusammenbrach. Gefühle, die tief unter ihrem eisigen Schutzschild verborgen gewesen waren, traten nun wieder in ihr Bewusstsein und quälten sie. Die Trauer. Das zermürbende Schuldgefühl. Schmerz.
Nur die Panik war fast verschwunden. Die Kraft von Fox’ Armen hatte Melisande augenblicklich beruhigt. Das heftige Pochen ihres Herzens hatte nachgelassen, ihr Puls war nur noch leicht beschleunigt. Trotzdem war die lähmende Angst weiterhin präsent, denn sie konnte sich nicht in Nebel auflösen und war somit nicht in der Lage, sich selbst zu verteidigen.
Sie saß in der Falle. Schon wieder. Beim letzten Mal …
Erinnerungen wurden wach und mit ihnen ein Grauen, das ihr den Atem raubte. Sie fühlte sich schwach und elend. Sie musste sich in Nebel verwandeln, musste fliehen. Sie würde sich nicht noch einmal gefangen nehmen lassen!
»Du bist in Sicherheit, Mel«, hauchte Fox an ihrer Schläfe.
»Wenn uns die Zauberer finden …«
Er nahm den Kopf ein bisschen zurück, um sie anzusehen. Sein himmelblauer Blick war ganz nah, zwang sie, ihm zuzuhören, ihm zu glauben. »Ich lasse nicht zu, dass dir irgendetwas geschieht, das verspreche ich.«
Sie sah den Schmerz in seinen Augen schimmern, sein Gesicht war eine starre Maske.
»Ich bereite dir immer noch Schmerzen. Durch meine Energie.«
Sein Mund zuckte kläglich, und sie ertappte sich dabei, dass sie den starken Schwung seines Kiefers bewunderte, mit dem Schatten seiner goldenen Barthaare. »Diesmal bereitet mir deine Energie alles andere als Vergnügen, so viel steht fest.« Sein stoppeliges Kinn streifte ihre Schläfe. »Doch das ist nicht deine Schuld.«
Es war die Schuld der Magier und ihres Abwehrbanns. Aber seine tiefe Stimme beruhigte sie, und sie klammerte sich fester an ihn, genoss seinen warmen, maskulinen Duft, der sie in einen sinnlichen Kokon hüllte und ihr beinahe … beinahe schon ein Gefühl der Sicherheit gab.
Doch Sicherheit war stets eine Illusion.
Die unterschiedlichsten Emotionen zerrten an ihr, und sie versuchte fieberhaft, sie zurückzuhalten, sie zu beherrschen. Sie konnte nicht mit ihnen leben, nicht auf diese Weise. Das ertrug sie einfach nicht.
»Verdammter Mist«, murmelte Fox.
Melisande öffnete die Augen, schaute in die Richtung, in die auch er sah, und hielt wie gebannt inne, als sie den tief unter ihnen liegenden wunderschönen
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