Krieger des Lichts: Ungezähmte Liebe (German Edition)
abscheuliche Armee so schnell wie möglich um den nächsten Krieger zu erweitern. Und sie erwarteten von ihr, dass sie ihren Teil dazu beitrug. Ohne ihre Strahlung konnte kein neuer Krieger mit seinem Tier vereint werden.
Der Gedanke, ihnen dabei zu helfen, ließ sie erschaudern. Je stärker die Armee der infizierten Krieger wurde, desto größer wurde die Gefahr für die Männer, die sie liebte. Doch diese Männer hier waren dreimal so groß wie sie, jeder Einzelne von ihnen, und hundertmal so stark.
Und deshalb zitterte sie.
Wenn sich wenigstens das Gute in ihnen regen und gegen das Böse wehren würde, wie es bei ein paar der neuen Krieger geschehen war. Grizz hatte zugelassen, dass man ihn einsperrte. Ebenso Lepard. Doch in den Augen dieser vier waren nicht die geringsten Anzeichen für einen Kampf gegen das Böse zu erkennen. Sie befürchtete, dass Inir sie völlig unter Kontrolle hatte.
Als ihr Blick über den Kreis der bösartigen Krieger hinweg zu Inir schweifte, schnürte sich ihr Magen zusammen. Mit verschränkten Armen stand er in einem blutroten Zeremoniengewand da, die Miene zu einer kalten Maske der Macht erstarrt. Sein Gesicht war rund und nichtssagend … völlig unscheinbar, wären da nicht seine Augen gewesen, die wie reines Kupfer leuchteten. Seine kurz geschorenen Haare schienen fast dieselbe Farbe wie seine Augen zu haben.
Neben Inir stand ein weiterer Mann. Das war der frisch gezeichnete Krieger, der in sein Tier gebracht werden sollte. Ein hoch aufgeschossener Mann mit ängstlichem Blick.
Polaris setzte sich ein Messer an die Brust und schlitzte die Haut auf. Er presste seine Faust auf die blutende Wunde, während er das Messer an Lynks weiterreichte.
Es war Lynks’ Schuld, dass sie hier war. Dieser Verräter. Sie hatten ihm zwar den bösen Zauber ausgetrieben, doch irgendwie stand er trotzdem noch unter Inirs Einfluss. Als sie die Treppe zum Keller des Hauses des Lichts hinabgestiegen waren, hatte er sie außer Gefecht gesetzt. Im Fond eines über die Autobahn rasenden Minivan war sie gefesselt und geknebelt wieder zu sich gekommen. Wie es ihm gelungen war, sie wegzuschaffen, ohne dass Lyon es mitbekommen hatte, konnte sie sich nicht erklären. Der Gedanke an die Seelenqualen, die ihr geliebter Mann deswegen wahrscheinlich in diesem Moment litt, zerriss ihr das Herz.
Wenn er nicht … Nein, er war nicht tot. In ihrem Innern spürte sie die Paarbindung, kraftvoll und leuchtend, was nicht der Fall sein würde, wenn er tot wäre. Oder?
Sie blinzelte und kämpfte gegen die Tränen an, die in ihren Augen brannten. Eine warme Brise liebkoste ihre Wange so zärtlich, wie Lyons Daumen es vielleicht getan hätte, und sie spürte ihn in ihrem Innern, fühlte seine Liebe, die ihr Kraft verlieh. Nein, er war nicht tot. Vielleicht dem Wahnsinn nahe, panisch, weil er sie nicht finden konnte, und mit großer Wahrscheinlichkeit gab er sich selbst die Schuld, dass sie verschleppt worden war. Sie kannte ihren Löwen.
Als Letzter der vier ritzte Witt, dessen tierische Gestalt ein weißer Tiger war, sich die Brust auf und gab Polaris das Messer zurück.
Polaris richtete den Blick auf sie. »Beschwör die Strahlung herauf«, befahl er.
Hinter den verriegelten Türen seines Herzens war ein guter Mann gefangen. Ewan war sein Name, ehe der infizierte Eisbärengeist ihn gezeichnet hatte. Über Jahrzehnte war er ein Freund von Olivia gewesen, einer ihrer Soldaten. Doch nun war er ein Gefangener des Bösen. Er war kein guter Mann mehr, und Kara dachte nicht daran zu tun, was er verlangte.
»Das kann ich nicht.« Sie hob das Kinn. »Ich kann nur in der Nähe des Hauses des Lichts strahlen, wo die Energie der Erde am stärksten ist.« Das war gelogen, und alle wussten es. Sie hatte hier schon Strahlung eingesetzt, als sie einen ihrer Entführer angegriffen hatte.
Als sie seinem Blick nicht mehr standhalten konnte, sah sie zum Himmel hinauf und wünschte sich von ganzem Herzen, einen Bussard oder Falken zu entdecken, einen Gestaltwandler, der Lyon und die anderen zu ihr führen würde. Warum konnten sie sie nicht finden? Seit ihrer Gefangennahme waren schon zwei Tage vergangen. Zwei Tage. Doch da war nichts am Himmel außer Krähen.
»Mach schon, Strahlende.« Inirs leise Stimme klang Furcht einflößend.
Kara schob das Kinn eigensinnig vor. »Nein.« Ihr Blick begegnete dem des frisch gezeichneten Kriegers. »Ich werde nicht dabei helfen, diesen Mann in ein Monster zu verwandeln.«
Das Gesicht des neuen
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