Krieger des Lichts: Ungezähmte Liebe (German Edition)
unter ihren Umhängen und Mänteln hervor und nahmen Angriffshaltung ein, als hätten sie alle den gleichen lautlosen Befehl erhalten. Vermutlich war genau das auch der Fall.
Melisande zog ihr Schwert.
Fox packte ihre freie Hand. »Lauf!«
Er rannte los und zog sie mit sich. Es war jetzt nicht die Zeit, um stehen zu bleiben und zu kämpfen, es sei denn, ihnen blieb keine andere Wahl. Nein, jetzt war der Moment, die Beine in die Hand zu nehmen und zu hoffen, dass seine Intuition ihn zu dem Schlüssel führte. Oder in Sicherheit. Während kalter Nieselregen auf sie niederging und das Kopfsteinpflaster unter ihren Stiefeln rutschig wurde, liefen sie im Zickzack, um Angreifern, Fuhrwerken und sogar einer Ziege auszuweichen.
Die Kreuzung. Sie mussten es bis zu dieser Kreuzung schaffen.
»Früher oder später müssen wir uns stellen und kämpfen, Krieger«, prophezeite Melisande ihm.
»Mit viel Glück nicht.«
»Lass meine Hand los. Dann kann ich schneller laufen.« Als sie sich losriss, beließ er es dabei, da er wusste, dass sie recht hatte.
An der Kreuzung bog er nach rechts ab, ohne auch nur einen Blick in die Straße zu werfen. Das war der Weg, den sie einschlagen mussten. Er wusste es. Die gepflasterte Straße fiel gefährlich steil zum Ufer hin ab. Dahinter erstreckte sich eine riesige Wasserfläche. Was würde geschehen, so fragte er sich, wenn sie ein Boot stehlen und davonsegeln müssten? Würden sie irgendwann an die Grenzen dieser magischen Welt stoßen und zur Umkehr gezwungen sein? Oder gehörte die Bucht doch zu ihrer eigenen Welt?
Seite an Seite rannten sie die abschüssige Straße hinunter, die zum Glück menschenleer war und in der sie auch nicht angegriffen wurden. Dem Pöbel zu entkommen war zu leicht gewesen.
Viel zu leicht .
Kaum war ihm dieser beunruhigende Gedanke durch den Kopf geschossen, sprossen auch schon unzählige Ranken aus dem Straßenpflaster hervor und schlangen sich um seine Fußgelenke und Beine.
Fox zog seine Messer und hackte auf sie ein, ebenso wie Melisande neben ihm. Doch die Kletterpflanzen waren zu schnell und zu kräftig. Noch während er auf sie einschlug, umschlangen sie seine Beine und Füße, bis er nicht mehr weiterlaufen konnte, und wuchsen an seinem Körper hoch.
»Fox!« Die in Melisandes Stimme mitschwingende Panik versetzte ihm einen Stich ins Herz, aber er konnte nichts tun, um ihr zu helfen, da er sich nicht einmal selbst helfen konnte. Dieser elende Zauber war einfach zu stark!
Während er weiter wild um sich hieb, wanden sich die Ranken um seinen Rumpf, seine Arme und Hände, seinen Hals, und rissen ihn um, sodass er gleich darauf flach auf dem Rücken lag. Wie einst Gulliver in Liliput konnte auch er sich nicht mehr rühren. Mit einem zornigen Brüllen wurde er wild, doch weder seine Krallen noch seine Reißzähne kamen an die Ranken heran.
»Fox.«
Es gelang ihm, den Kopf ganz leicht zu drehen und zu Melisande zu schauen, die in gut einem Meter Entfernung genau wie er an die Straße gekettet war. Das blanke Entsetzen stand ihr ins Gesicht geschrieben, ein Anblick, der ihn fast wahnsinnig werden ließ … und dazu führte, dass er wieder zur Besinnung kam. Denn, bei der Göttin, sie brauchte ihn. Sie wehrte sich mit aller Macht gegen die Fesseln, während aus ihren Augen Tränen quollen und in ihr Haar rannen.
»Mel«, stieß er zwischen den Reißzähnen hervor, die aus seinem Mund ragten. Er wollte ihr Trost spenden und war doch nicht dazu in der Lage. Sie waren gefangen und reif für die Schlachtbank.
»Ich ertrage die Fesseln nicht, Fox. Ich ertrage sie einfach nicht .«
Er wollte ihr nicht sagen, dass eine Gefangennahme jetzt die geringste ihrer Sorgen wäre. Allerdings änderte er seine Meinung, als er es schaffte, einen Blick nach hinten zu werfen und festzustellen, dass der Pöbel verschwunden war. Er hatte sie in die Falle getrieben und damit seinen Zweck erfüllt. Aber wofür? Damit die Zauberer sie nur noch einzusammeln brauchten?
»Ich ertrage es nicht, Fox.«
Sie war ganz außer sich vor Panik. Seine Reißzähne verschwanden wieder. »Melisande … mein Engel . Sieh mich an. Kannst du den Kopf drehen und mich ansehen?« Als es ihr gelang, fing er ihren Blick auf und hielt ihn fest. »Ich bin hier. Ich bin hier, mein Herz. Wir werden schon freikommen. Der Mob ist weg. Sie werden uns nichts anhaben. Wir werden uns befreien.«
»Nein, werden wir nicht. Fox …«
Was brachte eine so toughe Kriegerin dazu, dermaßen in Panik zu
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