Krieger des Lichts: Ungezähmte Liebe (German Edition)
verfallen? Doch er kannte die Antwort: Sie musste schon einmal in Gefangenschaft geraten sein.
Gütige Göttin!
Er musste sie von hier wegschaffen.
Aber er hatte nicht die leiseste Ahnung, wie ihnen die Flucht gelingen sollte.
Panik stieg in Melisande auf und schnürte ihr die Kehle zu, als sie gegen die Ranken kämpfte, die sie ebenso festhielten, wie die Ketten vor langer, langer Zeit. Erinnerungen prasselten auf sie ein: Entsetzen … Verrat … Schmerz . Sie versuchte, sie zu unterdrücken, kämpfte … und verlor.
»Mel, ich habe einen Plan.« Fox’ Stimme neben ihr war ganz ruhig. »Vertrau mir.«
Ihm vertrauen. Einem Gestaltwandler. Der Gedanke war fast schon lächerlich, und dennoch … tat sie es. Einen Augenblick später verschwand Fox in einem Schauer funkelnder Lichter, verwandelte sich in einen riesigen Fuchs, um sich dann schneller zu verkleinern, als sie es je bei ihm beobachtet hatte. Die Ranken versuchten, ihn noch fester zu umschließen, und zogen sich um ihn zusammen, doch Fox war schneller. Mit einem Satz war er plötzlich frei … ein winziger Fuchs, der vor den Schlingpflanzen wegrannte.
Er rannte weg … und ließ sie zurück.
Vertrau mir, mein Engel , sagte er, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Dieses verfluchte Grünzeug ! Kurz darauf: Ja! Ich glaube, ich bin sie los. Geh nicht weg, Mel. Ich bin bald zurück.
Nicht weggehen? Ein heiseres Lachen entrang sich ihrer Kehle, das jedoch schnell erstarb, als die Angst zurückkehrte. Früher oder später würde jemand kommen. Vielleicht die Wächter der Zauberer, vielleicht einfach nur noch mehr Geschöpfe dieser sonderbaren Zauberwelt. Sie würden sie einsperren. Und was dann? Ihr wehtun? Sie umbringen?
Ihr Rücken war schweißnass. Der kalte Schweiß ließ sie zittern, während sie weiter versuchte, sich aus der unnachgiebigen Umklammerung der Ranken zu befreien.
Fox, wenn du mich verlässt, bringe ich dich um, Krieger. Eines Tages komme ich frei, und dann bist du der Erste, der dran glauben muss.
Ich lass dich nicht im Stich, mein Herz. Ich besorge mir nur eine Waffe gegen die Ranken. Bin in einer Minute zurück.
Plötzlich nahm ihre Angst neue Formen an. Fox, du kannst doch nicht hierher zurückkehren! Die Ranken werden dich wieder überwältigen.
Melisande, erzähl mir alles, was du über die Zeitkäfige der Dämonen weißt. Gelangt man immer erst über ein Labyrinth in sie hinein?
Sie dachte darüber nach. Nein, ich glaube nicht. Ich habe nie davon gehört, dass Dämonen Labyrinthe einsetzen. Allerdings kursieren Geschichten über die Magier von einst, nach denen sie sie für magische Spießrutenläufe verwendet haben.
Es ergibt durchaus Sinn, dass ein Zauberer auf Dämonenmagie zurückgreift, um die Dinge zu erschaffen, die er bereits kennt. Mit anderen Worten, ein Labyrinth. Erzähl mir etwas über die Spießrutenläufe.
Sie vermutete, dass er sie bewusst von ihrer misslichen Lage ablenken wollte, indem er sie dazu brachte, an etwas anderes zu denken. Er wollte ihre Panik lindern, und es funktionierte.
Sie dachte über die alten Geschichten nach, Geschichten aus der Zeit vor dem großen Opfer vor fünftausend Jahren. In jener Zeit hatten die Zauberer noch freien Zugang zu ihrem gewaltigen Repertoire an magischen Kräften. Und während sie darüber nachdachte, beruhigte sich ihr Atem allmählich, und das Zittern hörte auf.
Die Spießrutenläufe waren eine Aneinanderreihung von Prüfungen. Schreckliche Prüfungen in der Regel. Wenn der Gefangene – wobei es sich fast immer um einen Gestaltwandler handelte – eine Prüfung überlebte oder ihr entkam, wurde ihm die nächste auferlegt. Irgendwann fanden fast alle den Tod. Mit den wenigen, die es lebend durch sämtliche Prüfungen schafften, wurde noch weiter herumexperimentiert, bevor man sie schließlich umbrachte.
Fox machte ein Geräusch in ihrem Kopf, das nach einem Knurren klang. Also keine Belohnung für die Stärksten und Intelligentesten.
Nein, stimmte sie ihm zu. Nicht, wenn man sie zum Feind hatte.
Sie spürte, wie etwas seitlich an ihrem Hals emporglitt, und hielt den Atem an, als es plötzlich messerscharf in ihr Fleisch schnitt. Aus dem Augenwinkel sah sie eine Ranke in leuchtendem Orange – wo doch die anderen grün gewesen waren –, die sich um ihre Kehle legte und immer tiefer und tiefer in ihren Hals schnitt.
Fox! Mir läuft die Zeit davon. Eine der Ranken will mir die Kehle durchschneiden.
Der hohe Summton ließ Wulfe leise winseln. Es kribbelte
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