Krieger des Lichts: Ungezähmter Kuss (German Edition)
die sie bis zu diesem Moment jedoch nicht hatte zulassen wollen.
Die Hintertür öffnete sich erneut und Hawke trat heraus. Sein Anblick entzündete eine warme Glut in ihrer Brust. Sie fühlte sich einfach besser, wenn er in der Nähe war. Sicherer. Stärker.
»Ehrlich gesagt, weiß ich das gar nicht«, erwiderte Tighe. »Die siebzehn waren in die Geistfalle geraten, bevor ich gezeichnet wurde. Seitdem ich Krieger bin, haben alle immer nur von den siebzehn gesprochen. Nur Kougar und Lyon haben damals wohl alles mitbekommen. Sie sind die Einzigen, die es wissen.«
Hawke trat zu ihnen. »Wir haben nie danach gefragt. Sogar nach so vielen Jahren schmerzt der Tod von siebzehn Brüdern noch zu sehr. Aber Kougar hat in letzter Zeit angefangen, mir Geschichten aus der Vergangenheit zu erzählen. Ich habe mir ein paar Sachen zusammenreimen können. Es gab früher drei Vögel: den Bussard, den Adler und den Falken. Und einer der besten Freunde meines Vaters war ein Pferd.« Hawke reichte ihr mit dem Heft voran ein Messer. »Machen wir uns an die Arbeit.«
Den halben Nachmittag trainierten die drei Männer mit ihr. Sie zeigten ihr, wie man zwei Messer gleichzeitig führte, und erklärten ihr, dass man einem Magier als Erstes immer die Hände abhacken sollte, damit er einen nicht mehr mit einer Berührung verzaubern konnte. Die Männer lehrten sie, den eigenen Kopf und ihr Herz vor Angriffen zu schützen und ein Messer so zu werfen, dass es in einem Baum stecken blieb … oder im Auge des Gegners. Zumindest theoretisch. Diese Kunst zu beherrschen erforderte jahrelanges Üben.
Irgendwann nahmen alle drei ein Kantholz in die Hand, deren Enden Drader darstellen sollten, und befahlen ihr, darauf einzustechen. Sie folgte ihren Anweisungen, bis ihr der Schweiß in die Augen lief und ihre Muskeln sich wie Wackelpudding anfühlten.
Sie zwangen sie fast in die Knie und sie war den Tränen nahe.
»Stopp«, sagte Tighe.
Mittlerweile hatte sie den Eindruck, dass Hawke der strengste Lehrmeister von den dreien war, was sie überraschte. Andererseits war es ihm am wichtigsten, dass sie lernte, wie man kämpfte.
»Schließ die Augen, Faith«, sagte Tighe.
»Du machst wohl Witze.« Sie holte durch die Nase Luft, während sie versuchte, nicht zu hyperventilieren.
»Vertrau mir. Mach sie einfach zu. Du verlässt dich viel zu sehr auf deine Augen. Deine anderen Sinne sind noch nicht so gut ausgebildet, wie sie sein werden, wenn du erst mit deinem Tier verbunden bist, aber sie sind auf jeden Fall besser, als du denkst. Hör auf den Klang des Bretts, das Rascheln des Stoffs, wenn wir unsere Arme bewegen, spüre den Wind, den die Bretter machen. Spüre sie um dich herum.«
Sie konnte kaum noch die Messer halten. Aber sie tat, was Tighe ihr empfohlen hatte, und schloss die Augen. Sofort spürte sie, wie sie vom Ende eines Bretts am Arm und einem anderen an der Hüfte berührt wurde. Sie stach wild um sich, ohne jedoch etwas zu treffen.
Mit einer Wut, die schon fast an Verzweiflung grenzte, öffnete sie die Augen. »Ich kann das nicht.«
»Doch, du kannst, Faith«, ermutigte Fox sie mit sanfter Stimme.
Sie fuhr zu dem goldenen Mann herum und sah ihn finster an.
Seine Augen lächelten, doch seine Miene blieb ernst. »Einige der besten Kämpfer, die wir in der therianischen Garde haben, sind Frauen. Sie sind flink und geschickt. Die wichtigste Voraussetzung, um einen Kampf zu gewinnen, auch ein Handgemenge, ist nicht Kraft, sondern Selbstvertrauen. Der feste Glaube daran, dass man gewinnen wird. Wenn der Gegner das in deinen Augen sieht, ist das jedes Mal ein Schlag für ihn. Er fragt sich, was du weißt, was du vielleicht machen wirst und worauf er nicht vorbereitet ist. Das macht ihn völlig fertig. Aber um dieses Selbstvertrauen auszustrahlen, musst du an dich selber glauben. Du musst völlig von dir überzeugt sein. Darum ist Trainieren so wichtig. Die Garde trainiert vier bis fünf Stunden … und das jeden Tag.«
Sie stöhnte.
Tighe ließ sein Brett fallen, ging zu ihr und legte den Arm um ihre Schultern. »Lass dich nicht entmutigen. Das passiert nicht über Nacht. Aber du hast dich heute gut geschlagen.«
»Tighe hat recht«, sagte Fox. »Meiner Erfahrung nach stehen anfängliche Kraft und Können eines Rekruten in keinem Verhältnis zur Kampfstärke, die er erreichen kann.«
Faith warf ihm einen düsteren, erschöpften Blick zu. »Du willst nur, dass ich mich besser fühle.«
Ȇberhaupt nicht. In den ersten drei Tagen nach
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