Krieger des Lichts: Ungezähmter Kuss (German Edition)
Diejenigen von uns, die keine Frau haben«, Wulfes Blick richtete sich auf Hawke, »oder jemanden, der ihnen etwas bedeutet, sollten nicht mit abstimmen. Ich will nicht verantwortlich sein, wenn etwas passiert. Es ist eure Entscheidung, nicht unsere.«
Hawke griff nach Faith’ Hand und verschränkte seine Finger mit ihren. Sie schaute zu ihm auf und ihre nachdenklichen Gesichtszüge wurden weich. Ein leichtes Lächeln hob ihre Mundwinkel … und er fühlte sich gleich besser.
»Dann also sechs Stimmen«, murmelte Lyon.
»Fünf«, erklärte Kougar. »Ariana ist nicht in Gefahr.« Sie würde sich jederzeit in Nebel auflösen, wenn Gefahr drohte. »Aber ich schlage eine geheime Abstimmung vor. Wenn ihr einverstanden seid, werde ich die Stimmen sammeln.«
Hawke nickte genau wie die anderen verheirateten Männer. Es war ein komisches Gefühl, mit ihnen zusammen abzustimmen, aber im Grunde war es richtig. Völlig richtig. Wenn Grizz eine der Frauen angriff – in welcher Gestalt auch immer –, könnte er sie leicht töten. Jeder Krieger des Lichts wäre dazu imstande. Er selbst auch. Deshalb hatte er ja auch versucht, sich von ihnen fernzuhalten, bis Faith’ Auftauchen auf wunderbare Weise dafür gesorgt hatte, dass er nicht mehr die Kontrolle über sich verlor.
Aber etwas anderes bereitete ihm Sorge. Er wollte nicht, dass auch über Faith’ Schicksal abgestimmt wurde. Und er war unsicher, was ihr mehr helfen würde. Wenn er dafür stimmte, Grizz eine Chance zu geben, und der Grizzly einen von ihnen umbrachte, würden die anderen sicherlich dafür sein, alle neuen Krieger, die von den siebzehn gezeichnet worden waren, zu töten. Aber wenn Grizz sich als guter Krieger erwies, erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit, dass auch Faith eine Chance bekam.
Aber letztendlich konnte er nur nach seinem Bauchgefühl gehen und das sagte ihm, dass sie Grizz brauchten.
Kougar verwandelte sich in seine Katze, sprang auf den Tisch und ging darauf hin und her.
Hawke? In ihrer tierischen Gestalt konnten sie auf telepathischem Wege kommunizieren und dabei entscheiden, ob nur einer oder alle angesprochen wurden. Soll er noch eine Chance bekommen oder den Weg freimachen für einen anderen?
Hawke zögerte nicht. Er soll eine Chance bekommen .
Weniger als eine Minute später sprang Kougar auf den Boden und verwandelte sich wieder. »Grizz bleibt.«
Lyon nickte. Seiner Miene war weder Erleichterung noch Bedauern anzumerken, sodass es unmöglich war zu sagen, wie er abgestimmt hatte. Und Kougar würde es niemals verraten.
Hoffentlich hatten sie die richtige Entscheidung getroffen, indem sie Grizz verschonten. Eine zweite Chance würde er allerdings nicht bekommen, wenn er es vermasselte. Aber dann würde einer von ihnen tot sein oder schwer verletzt … und es könnte Faith’ Todesurteil bedeuten.
Kurz danach versammelten sich alle in der großen Eingangshalle. Es war entschieden worden, dass der Großteil der verheirateten Männer mit ihren Frauen im Haus des Lichts bleiben sollten, um es zu bewachen. Eine der Ilinas würde ebenfalls vor Ort sein, um die Nebelarmee herbeizurufen, falls die neuen Krieger des Lichts wieder angriffen. Kougar würde die restlichen Krieger und Faith zur Höhle der Mystiker bringen. Und sobald das Ritual begonnen werden konnte – nachdem sich die Krieger von der starken Reiseübelkeit erholt hatten, die Ortswechsel mithilfe der Ilinas nun mal auslösten –, würden die Ilinas Grizz und Lynks holen, um sie ebenfalls in die Höhle zu bringen. Dann würden die drei neuen Krieger, Faith eingeschlossen, hoffentlich ein für alle Mal von dem Bann befreit werden können.
Wenn er Glück hatte, würde das Ritual auch Hawke helfen. Und Tighe, wenn es denn nötig wäre. Obwohl der Schamane bei beiden nichts Dunkles hatte spüren können, fragte Hawke sich immer noch, ob sein Bussard nicht doch infiziert war. Welche Auswirkungen das Ritual in seinem gegenwärtigen Zustand auf ihn haben würde, konnte man nur raten, doch keiner hatte andere Ideen oder Vorschläge aufbieten können.
Hawke sah Faith an. »Bist du bereit?«
Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, das ein Kribbeln in seinem Inneren auslöste. »Wofür? Die Reise mit einer Ilina oder den Exorzismus?«
Er grinste. »Mal wieder ein höchst vergnüglicher Abend im Haus des Lichts.«
Eine nach Pinien duftende Brise kündigte die Ankunft der Ilinas an – acht zierliche Frauen, die in ihrer Nebelform erschienen, um gleich darauf Gestalt anzunehmen.
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