Krieger des Lichts: Ungezähmter Kuss (German Edition)
Ohrsteckern ein bisschen seltsam, trotzdem war sie … außergewöhnlich. Dieses Lächeln … heilige Göttin, dieses Lächeln könnte eine ganze Armee dahinraffen und in die Knie zwingen. Sie war zwar nur durchschnittlich groß, besaß aber zarte, kecke Züge, die ihrer Schönheit einen koboldartigen Charme verliehen. Wunderschön . Und eindeutig zu jung.
Er mahnte sich zwar, seinen Blick nicht schweifen zu lassen, und ihr ins Gesicht zu sehen, doch seine Augen hatten ihren eigenen Willen. Er kam nicht umhin zu bemerken, dass sich ihr dünner Pullover, der den gleichen Farbton wie ihre Haarspitzen hatte, an zarte Rundungen schmiegte und die Ärmel ihre Hände zur Hälfte bedeckten. Die schlanken Beine waren in löchrige Jeans gehüllt. Die Füße steckten in völlig abgetragenen Turnschuhen.
Langsam hob er den Kopf und sah ihr wieder ins Gesicht. Sein Blick richtete sich erst auf das Lächeln, das sein Herz aufs Neue zum Rasen brachte, und dann auf ihre Augen, deren Ausdruck eine seltsame Mischung aus Aufmerksamkeit, Freude und Melancholie war … und in denen er eine Weisheit bemerkte, die ihn seine frühere Annahme über ihr Alter korrigieren ließ. Vielleicht war sie gar nicht so jung, wie sie aussah.
Erleichterung ließ sein Lächeln breiter werden. »Hi.«
»Hallo.« Ihre Augen funkelten. Ihre helle, melodische Stimme hatte einen leichten europäischen Akzent, der genauso bezaubernd war wie ihr Lächeln.
Er ging dicht an ihr vorbei, als er seinen Blick von ihr losriss und zu Vhyper trat, um ihm mit dem Gepäck zu helfen … so dicht, dass er einen Hauch ihres angenehm weiblichen Duftes wahrnehmen konnte.
Sie kam hinterher. »Es tut mir leid«, sagte sie, als Hawke in den Wagen griff und einen riesigen Koffer heraushob. Vhyper hatte bereits vier neben sich auf den befestigten Weg gestellt. »Ich glaube, er ist es gewohnt, Dienstboten zu haben.«
»Das werden wir ihm schon noch austreiben«, murmelte Vhyper finster.
Hawke brummte nur. Maxim war ein Narr, wenn er meinte, dass sie so ein Verhalten hinnehmen würden. Vielleicht war es ein Schutzmechanismus, der sich von allein geben würde, wenn er erst das Gefühl hatte, einer von ihnen zu sein. Das konnten sie nur hoffen.
Vhyper griff drei der riesigen Gepäckstücke und ging in Richtung Haus. Die Frau sah ihm hinterher. Das Lächeln war verschwunden und die Augenbrauen waren besorgt zusammengezogen.
Hawke verspürte das Bedürfnis, sie zu beruhigen. »Mach dir keine Gedanken wegen Vhyper … oder Maxim. Frisch gezeichnete Krieger des Lichts zeigen sich selten von ihrer besten Seite. Der Körper muss sich auf den Geist des Tieres einstellen und in der Zeit neigt der Krieger zu unvorhersehbarem, aggressivem, spontanem Verhalten.«
Die Frau drehte sich zu ihm um und kräuselte die Nase.
Bezaubernd .
»Wie lange hält das an?«
»Das Schlimmste ist überstanden, wenn er sich das erste Mal in sein Tier verwandelt. Aber bei manchen dauert es mehrere Jahre.«
Sie seufzte. »Na, wunderbar.«
Er grinste sie an. »Ich heiße Hawke.«
Ihre Miene veränderte sich mit entzückender Geschwindigkeit und in ihrem Blick und ihrer Stimme schwang Ehrfurcht mit. »Du bist der Bussard-Gestaltwandler.«
»Das bin ich. Und wer bist du?«
»Ich bin Faith. Ich gehöre zu Maxim, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich das im Moment so gern kundtun möchte.«
Ich gehöre zu Maxim . Es gefiel ihm nicht, wie sich das anhörte. »Bist du seine Tochter?«, fragte er hoffnungsvoll.
Sie lachte. »Ich wurde im Jahre 1899 geboren. Ich versuche nur, wie ein Teenager auszusehen.«
Also doch nicht zu jung. Was allerdings unerheblich war, wenn sie wirklich zu Maxim gehörte. Krieger des Lichts spannten einander unter keinen Umständen die Frau aus.
Er hielt ihr die Hand hin. »Nett, dich kennenzulernen, Faith.«
Ihre Augen strahlten, als sie ihre schmale Hand freudig in seine schob. »Ich freue mich auch.«
Hawke hatte plötzlich das Gefühl hin und her gerissen zu werden zwischen modernen Umgangsformen, nach denen er ihr einfach die Hand schütteln sollte, und dem überraschenden Verlangen, ihre Hand nach altmodischer Sitte an die Lippen zu ziehen. Das Bedürfnis, den Geruch ihrer Haut einzuatmen, ihre Haut an seinen Lippen zu spüren, war erschreckend übermächtig. Aber er ging lieber auf Nummer sicher, bis er wusste, woher der Wind bei ihr und Maxim wehte.
Mit einem Anflug von Bedauern schüttelte er ihre zarte Hand, dann ließ er sie los, drehte sich um und hob einen
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