Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
erwachten und die Wächter, die jetzt nicht mehr unter dem Einfluss des Giftes ihres Anführers standen, erneut ihre Waffen zum Angriff erhoben.
»Boss!«, schrie Kougar, als er es mit vier Zauberern gleichzeitig aufnahm, um Ariana zu beschützen, die nicht alleine aufstehen konnte.
»Wir sind frei!« Lyons Stimme wurde mit dem Rauschen des Windes zu ihm getragen.
Ein kurzer Blick über die Balustrade sagte ihm, was er wissen musste. Der blubbernde Schleim war fort, und der Boden glühte zwar, hatte sich aber noch nicht geöffnet. Sein Blick erfasste Ilinas, die den Kreis taumelnd, aber aus eigener Kraft verließen, während die Krieger sich ihre Kampfgefährten über die Schulter warfen und losrannten.
Ein unnatürliches, ohrenbetäubendes Kreischen hätte fast sein Trommelfell zerfetzt, als ein rotes Glühen aus der Mitte des Tempels hervorbrach und der Wind sich in einen kochend heißen Orkan verwandelte.
Er musste nicht hinsehen, um zu wissen, was geschehen war: Ein tosender Strudel hatte sich im Boden aufgetan – das Wurmloch, das geradewegs in die Geistfalle führte.
»Auf in den Kampf«, schrie Ariana im Befehlston, der sich über das Geheul des Strudels erhob. Ein Befehl an ihre Kriegerinnen. »Bekämpft die Zauberer!«
Die wenigen Ilinas auf der Galerie schüttelten ihre Verwirrung ab und wandten sich gegen die Wächter, an deren Seite sie soeben noch gekämpft hatten. Als zwei Ilinas Kougars Angreifer abwehrten, nahm er Ariana auf die Arme. Hookeyes blutiger Schädel baumelte immer noch schwer an ihren Füßen.
Sie schlang einen Arm um seinen Hals. »Bring mich zur Tür, damit ich deine Freunde retten kann.«
»Würde es nicht schneller gehen, wenn du in den Strudel abtauchst?«
Sie sah ihn schief an. »Hookeyes Strudel? Nein, danke. Ich nehme den Weg, der mich nicht umbringt.«
»Aber er wollte, dass du diesen Weg gehst.«
Ihre Miene verfinsterte sich. »Er ist tot. Und deine Freunde werden es auch sein, wenn wir uns nicht beeilen.«
»Da hast du wohl recht.« Kougar drehte sich um und drängelte sich durch die letzten kleineren Scharmützel, während ihm vier von Arianas Kriegerinnen Deckung gaben.
»Was ist mit dem Gift?«, wollte er wissen. »Ich kann es nicht mehr spüren.«
»Es ist weg.« In Arianas Stimme schwang unbeschreibliche Erleichterung mit. »Es ist vorbei.«
Dieser Teil war also abgeschlossen. Weder sein eigenes Leben noch das von Arianas Kriegerinnen stand mehr auf dem Spiel. Doch Hawke und Tighe waren immer noch in Gefahr, ebenso wie Ariana. Ehe sie diese Falle nicht wieder unversehrt verlassen hatte, würde er nicht frei atmen können.
Als sie sich der zweiten Nische näherten, wo sich nach Arianas Meinung die Tür befand, kamen Lyon und Wulfe die Treppe heraufgerannt.
Lyon betrachtete skeptisch Arianas Füße.
»Wir sind auf dem Weg zu Hawke und Tighe«, erklärte Kougar seinem Anführer. Zumindest Ariana war auf dem Weg dorthin, und er würde ihr helfen, so gut es ging.
Lyons Blick richtete sich auf Ariana, doch die rechten Worte schienen ihm nicht einzufallen.
Ariana streckte die Hand aus und legte sie auf Lyons Arm. »Ich werde sie zurückholen.«
Lyon neigte den Kopf. »Und ich werde damit für immer in deiner Schuld stehen, Königin. Wir alle werden in deiner Schuld stehen.«
Kougar beugte sich in die Nische und stieß sich dabei fast den Kopf an. Ariana streckte ihren Arm noch weiter hinein und um die Statue herum. Dann presste sie die Hand flach an die Rückwand, stimmte leise beschwörend eine Melodie an, und der Zauber rieselte in sanften Wellen durch die Luft. Sekunden später schimmerte die Wand unter ihrer Hand.
»Los«, mahnte sie zur Eile.
Kougar betrachtete die Wand voller Argwohn. »Und die Statue?« Es gab verdammt noch mal keine Möglichkeit, sich an ihr vorbeizuquetschen.
»Geh mittendurch.«
Mitten durch den Stein. Verdammte Ilina-Zauberei .
Er holte tief Luft, zwang sich, jegliche Logik zu vergessen, und trat vor, um sich durch eine Statue und eine Wand zu drängen, als wären sie gar nicht vorhanden.
Eben noch hatten sie im Herzen eines heißen Sturms im Tempel gestanden, und im nächsten Moment peitschte ihnen ein eisiger Wind ins Gesicht, der an Arianas offenem Haar zerrte. Sie standen auf dem Dach des Tempels und blickten über zerklüftete, schneebedeckte Berggipfel hinweg. Die plötzliche Ruhe – von dem beißenden Wind einmal abgesehen – ließ die im Tempel tobende Schlacht weit entfernt erscheinen.
»Da rauf.« Ariana wies
Weitere Kostenlose Bücher